Silberband 032 - Die letzte Bastion
sich hin.
»Die Terraner werden mir unheimlich, kleiner Freund. Ich beginne, mich vor ihnen zu fürchten.
Würden sie mordend und plündernd durch den Andromedanebel ziehen, würden sie Gefangene foltern
und mich mit Erpressung bedrohen – dann wäre mir nicht so bange vor ihnen. So
aber …«
»Dann kann ich dir einen weiteren Schreck zufügen«, sagte Gucky heiter. »Die Wachflotte wurde
nicht vernichtet. Die Mannschaft wurde narkotisiert und saust mit ihren Schiffen jetzt durch den
Leerraum. Wenn die Lähmwirkung nachläßt, kehren sie hierher zurück. Bis dahin sind wir bereit,
mit den Tefrodern entsprechend zu verhandeln.«
Proht stützte den Kopf in die Hände.
»Wir hätten euch in der gleichen Lage erbarmungslos vernichtet.«
Gucky nickte.
»Deshalb werdet ihr letzten Endes diesen Kampf auch verlieren. Daß wir sie nicht vernichteten,
als sie wehrlos waren, werden uns die Tefroder niemals vergessen. Ich glaube, daß wir klug
gehandelt haben.«
»Ich fürchte, ich muß dir recht geben. Faktor I wird nicht sehr glücklich sein, wenn ich mit
der Nachricht komme. Aber ich kann es nicht ändern. Und nun muß ich dich bitten, mich allein zu
lassen. Ich muß meine Vorbereitungen treffen. In einer halben Stunde habe ich die Station
verlassen und bin unterwegs zum Andromedanebel.«
Gucky zögerte noch.
»Womit? Hast du ein Schiff?«
»Erwarte nicht, daß ich es dir verrate. Du bist fair und ehrlich, aber die Versuchung wäre für
dich zu groß. Denn es gibt eine Möglichkeit, meine Flucht zu vereiteln. Aber ich werde dir und
deinen Freunden diese Möglichkeit weder zeigen noch geben. Ich danke dir. Vielleicht hast du mehr
für die Terraner getan als alle anderen bisher.« Er lächelte unter seinem Energieschirm. »Und
vielleicht bist du auch noch ein wenig klüger als sie.«
Gucky konnte nicht anders. Er mußte diesen Mann bewundern, der ein Meister der Insel und somit
der größte Feind seiner besten Freunde war. Vielleicht war es Verrat, was er tat, aber tief in
seinem Innern hoffte er, daß es eine faire und anständige Taktik war.
»Ich werde mich nicht sehr beeilen, zu Rhodan zu gelangen«, sagte er. »Aber versprich mir, daß
du künftig anders über die Terraner denken wirst.«
»Wenn ich frei bin, werde ich wieder sein wie früher. Ich muß es, Kleiner. Ich werde ein
erbitterter Feind der Terraner sein, bis der Kampf entschieden ist. Und einmal muß er ja wohl
entschieden sein.«
»Schade. Ich bedaure das sehr, aber du wirst wohl keine andere Wahl haben. Vielleicht sehen
wir uns wieder. Irgendwo, irgendwann.«
Proht nickte und drückte auf einen Knopf. »Du kannst jetzt springen.«
Und Gucky verschwand, noch ehe Proht den Knopf wieder losließ. Als Gucky verschwunden war,
wurde Proht plötzlich sehr lebendig. Er stand auf und machte sich an einigen Kontrollen zu
schaffen. Kurze Zeit später schoben sich die Bodenplatten der Zentrale auseinander. Eine
rechteckige Öffnung entstand.
Er überprüfte die Psi- und Energieschirme der Zentrale und überzeugte sich davon, daß niemand
eindringen konnte. Früher oder später allerdings würde jemand den geheimen Zugang finden, der
nicht gesichert war, und die Schirme ausschalten. Aber dann war er schon längst viele hundert
Lichtjahre entfernt und nicht mehr einzuholen.
Er schaltete seinen Individualschirm ab und stieg in die Öffnung hinab. Hinter ihm schoben
sich die Bodenplatten wieder fugenlos zusammen.
Ein schmaler und nur mäßig erleuchteter Gang nahm ihn auf. Proht hatte nur wenige Meter zu
gehen, dann endete der Gang vor einer Metallwand. Eine Tür war nicht zu sehen, aber sie war
vorhanden. Sie öffnete sich, nachdem der Meister einige verborgene Kontrollen betätigt hatte.
Ein winziger Raum nahm Proht auf.
Rein äußerlich schien nichts zu geschehen, aber in Wirklichkeit bewegte sich der kleine Raum
mit ziemlicher Geschwindigkeit von der Stelle. Es war ein Lift, der durch einen Vakuumschacht
glitt, seinem Ziel entgegen.
Als Proht dieses Ziel erreichte, verließ er die Kammer und betrat einen kleinen Hangar, in dem
ein einziges Schiff stand. Es war eine Kugel mit neunzig Metern Durchmesser.
Proht betrachtete es mit leuchtenden Augen. Obwohl er eine schwere Niederlage erlitten hatte,
konnte er nicht umhin, beim Anblick dieses herrlichen Schiffes Freude zu empfinden. Aber vor dem
Start gab es noch etwas anderes zu tun.
Sollte er es überhaupt?
Die Station war verloren. Es würde kaum möglich sein,
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