Silberband 032 - Die letzte Bastion
nach der Vernichtung des zentralen Sonnentransmitters
beruhigt, sagten sie aus. Die Terraner hätten sich wahrscheinlich zurückgezogen und ihre Absicht,
den Andromedanebel zu erobern, aufgegeben.
So beruhigend diese Nachrichten auch waren, Matite konnte sich eines gewissen Mißtrauens nicht
erwehren. Er war mißtrauisch gegen alle und gegen jeden. Und er hatte auch allen Grund dazu.
Überhaupt war er eine zwiespältige Natur. Auf der einen Seite haßte er die Terraner, die sein
ruhiges und gefahrloses Leben bedrohten. Auf der anderen Seite hatte er keinen sehnlicheren
Wunsch, als ihnen einmal zu begegnen. Dieser Wunsch jedoch war mit Furcht verbunden, mit
unbeschreiblicher, schrecklicher Furcht.
Er bewunderte die unbekannten Meister, befolgte alle ihre Befehle und war ihnen scheinbar bis
in den Tod ergeben. Und gleichzeitig haßte er sie wie die Pest.
Alle diese Dinge mußte er tief in seinem Herzen verborgen halten, denn selbst ein Duplo würde
ihn beim geringsten Verdacht der Untreue sofort töten.
Und Matite wollte nicht sterben. Am liebsten würde er niemals sterben.
Doch nur die Meister der Insel waren unsterblich.
Matite drückte einen Knopf ein. Das Gesicht eines anderen Tefroders erschien auf dem
Bildschirm des Interkoms. Es war Hondro Duffke, Matites Ratgeber, Vertrauter und heimlicher
Überwacher. Matite wußte das, und er haßte den Verräter, ohne es sich jemals anmerken lassen zu
dürfen. Es war eine Schande, von einem Duplo überwacht zu werden.
»Sie wünschen, Kommandant?«
Hatte die Stimme nicht zu unterwürfig geklungen, vielleicht mit heimlicher Genugtuung
vermischt?
Oder war das nur Einbildung?
»Ich warte noch immer auf die Vollzugsmeldung, Duffke. Sind alle Güter ordnungsgemäß verstaut
worden? Was ist mit den Ersatztriebwerken? Einige unserer Kampfschiffe benötigen eine Überholung
und Austausch der Konverter. Haben Sie das in die Wege geleitet?«
Duffkes Gesicht wurde abweisend.
»Ich kenne meine Pflichten«, erwiderte er kalt, und die Betonung schien auf dem Wörtchen ›Ich‹
zu liegen. Aber das konnte auch Einbildung sein.
Matite war eben übervorsichtig und ängstlich. »Die Vollzugsmeldung dürfte jeden Augenblick
erfolgen. Haben Sie sonst noch Fragen, Kommandant?«
Matite zögerte.
»Die Routine-Überwachungsflüge sollen verstärkt werden. Veranlassen Sie, daß fünf Schiffe mehr
ausgeschickt werden. Außerdem bereiten Sie einen Kurier zur Zentralstation vor. Die Nachrichten
von dort sind längst überfällig.«
Das Gesicht des Duplos blieb abweisend.
»Das würde den Befehlen der Meister widersprechen. Sollte ein Kurier notwendig sein, wären
entsprechende Anordnungen erfolgt. Ich gebe Ihnen also den Rat, den Kurier zu vergessen.«
Matite wollte aufbegehren, aber dann beherrschte er sich. Er sagte lediglich:
»Wir haben lange keine Verbindung mit den Meistern mehr gehabt. Vielleicht ist etwas
geschehen, das wir noch nicht wissen?«
»Unsinn!« Das Wort kam wie aus der Pistole geschossen, und Matite zuckte zusammen. »Was sollte
geschehen sein?«
»Auch von Midway fehlen jede Nachrichten.«
Duffke war wieder ganz ruhig geworden.
»Warten wir noch ab. Sie wissen so gut wie ich, daß die Meister keine Eigenmächtigkeiten
dulden. Und ein Kurier wäre ein solche Eigenmächtigkeit.«
Matite beugte sich vor und sah den Duplo an.
»Wollen Sie mir eigentlich drohen?«
Zum erstenmal verriet Hondro Duffke Unsicherheit.
»Wovon sprechen Sie?«
Matite war in einer Stimmung, die ihn jede Überlegung vergessen ließ.
»Meinen Sie, ich wüßte nicht genau, daß Sie von den Meistern zu meiner Überwachung abgestellt
wurden? Sie sind ein Spitzel der Unsterblichen, ein ganz niederträchtiger, gemeiner Spitzel. Ich
warne Sie, Duffke. Sie sind aufsässig, also steht mir das Recht zu, Sie zu vernichten.«
Hondro Duffke gab den Blick kalt zurück.
»Wenn Sie mich töten, wird etwas geschehen, mit dem Sie nicht rechnen können. Automatisch wird
dann ein Hyperfunkspruch ausgelöst. Das Gerät ist in meinem Körper eingebaut. Die Meister sind
dann augenblicklich unterrichtet, und Sie können sich vorstellen, was dann geschieht.«
Matite blieb ganz ruhig, obwohl es in ihm tobte. Wut und Furcht kämpften um die Oberhand, aber
schließlich siegte die Vernunft.
»Gut, wir wissen nun beide Bescheid. Richten wir uns danach. Ich werde Sie nicht töten, und
Sie werden mir keine Vorschriften mehr machen. Ich werde bei der nächsten Verbindung mit den
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