Silberband 034 - Die Kristallagenten
richtete sich mühsam auf.
Innerhalb der Hütte war es still geworden.
Gabal Al Sharett warf die Schöpfkelle zurück. Sie landete mit einem Planscher im Behälter.
»Bringt mir die Waffen!« befahl Sharett.
Offenbar mußten sie das Gefühl haben, daß er sie alle schlagen würde, daß sie alle am Boden
liegen würden wie Clan Perrahat. Und sie schienen zu wissen, daß er dazu in der Lage war. Das war
eine neue Art von Autorität, die er sich erworben hatte, aber er war nicht stolz darauf; er
wartete nur, daß sie die Waffen brachten, damit er hinausgehen konnte, wo es vielleicht ein
bißchen kühler war.
Die erste Waffe polterte vor ihm zu Boden. Es war ein Strahlenkarabiner, dessen unterer Lauf
zusammengeschmolzen war. Sharetts Augen füllten sich mit Tränen, als er diese armselige Waffe
sah. Welche Verzweiflung gehörte dazu, um mit einer solchen Waffe einen Ausbruchsversuch zu
wagen! Er ballte seine Hände zu Fäusten bis es wehtat.
Drei kleinere Waffen lagen jetzt vor ihm, zierlich fast neben dem alten Karabiner.
Er wartete geduldig, doch es wurden keine weiteren Waffen abgeliefert. Er wartete trotzdem,
weil er fürchtete, daß er seine Stimme nicht unter Kontrolle bringen konnte. Während er auf die
vier Waffen herabblickte, spürte er die erwartungsvolle Stille.
»Das ist alles, Headman«, sagte jemand.
Gabal Al Sharett bückte sich, um die Waffen einzusammeln. Er tat es schnell, fast schüchtern,
als sei er im Begriff, einen unverzeihlichen Diebstahl zu begehen. Als er sich aufrichtete, stand
Clan Perrahat hinter ihm.
»Wissen Sie, wie weit Sie damit gekommen wären?« rief Sharett und hob anklagend die Waffen
hoch.
Perrahat senkte den Kopf.
»Man hätte Sie alle erschossen!« schrie Sharett.
Er verließ die Hütte. Draußen warf er den Strahlenkarabiner und die drei Handfeuerwaffen in
den Schlamm. Mit den Füßen scharrte er Morast darüber. Er war sicher, daß er beobachtet wurde,
aber er wußte, daß niemand die Waffen zurückholen würde.
Von einer anderen Hütte näherten sich zwei Gurrads.
»Franter ist gestorben«, sagte der eine.
Franter war der älteste Kommandant, der im Lager gelebt hatte. Die Nachricht von seinem Tod
traf Sharett nicht unerwartet. Vor ein paar Tagen war der alte Gurrad erblindet. Er hatte Sharett
zu sich kommen lassen und ihn ermutigt.
»Es gibt mehr Guerillas, als Perlians jemals besiegen können«, hatte er gesagt.
Franter war keiner der ganz großen Guerillakämpfer gewesen, aber einer der zuverlässigsten.
Seine selbstlosen Bemühungen hatten mehrere rivalisierende Guerillagruppen zusammengeführt.
Nun war Franter tot, sein Name nur noch Legende.
Sharett riß sich aus seiner Starre.
»Es ist gut«, sagte er ruhig. »Wir werden ihn neben den anderen Kommandanten begraben.«
Das Begräbnis mußte noch heute stattfinden. In dieser Luft ging ein Leichnam schnell in
Verwesung über. Sharett kannte die Gefahren einer sich rasch ausbreitenden Seuche. Als man
Sharett zum Headman gewählt hatte, war eine seiner ersten Maßnahmen die Ausrottung eventueller
Seuchenherde gewesen.
Die Ernährung der 3.000 Gefangenen war ein ebenso großes Problem wie die Sauberkeit. Ab und zu
warfen Flugroboter der Perlians Nahrungsmittel über dem Lager ab, doch diese reichten nicht aus,
um alle Gurrads zu ernähren. Sharett hatte alle Gewächse des nahen Dschungels untersuchen lassen.
Es gab drei genießbare Wurzelarten und verschiedene Pilze, die man essen konnte. In der
Anfangszeit waren mehrere Männer erkrankt, doch jetzt hatten sich alle an die fremdartige Kost
gewöhnt.
Von ursprünglich 3.200 eingelieferten Guerillas lebten noch knapp 3.000. Sharett wußte, daß
die Sterblichkeitsziffer noch weiter ansteigen würde. Der Headman rechnete jedoch damit, daß die
Perlians ihre Gefangenen bald in Birnenschiffe bringen und auf Kristallplaneten absetzen lassen
würden.
Sharett wußte, daß es im Grunde genommen keine Rettung für sie gab. Er hoffte zwar noch immer,
daß eine Guerillaflotte über diesem Planeten erscheinen und die Anlagen der Perlians bombardieren
würde, doch die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses war gering. Die Flotten der
Guerillas waren weit verstreut, und man wußte nie, wo sie zuschlugen.
Der Headman kehrte zu seiner Hütte zurück. Auf der schmalen Treppe hockte ein alter Gurrad mit
grauer Mähne und begrüßte ihn mit einem Nicken.
»Ich hörte, daß Sie eine Auseinandersetzung mit den jungen Kämpfern
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