Silberband 034 - Die Kristallagenten
nicht, daß Sie geheime Zusammenkünfte abhalten«, sagte Sharett. »Das zwingt
mich dazu, Ihnen alle Waffen abzunehmen und sie unter Verschluß zu halten.«
Clan Perrahats Augen glitzerten. Er konnte nicht stillstehen; seine Füße scharrten unablässig
auf dem Boden.
»Wenn der Headman nichts unternimmt, müssen wir etwas tun«, sagte er.
Zustimmendes Gemurmel wurde laut.
»Wollen Sie Headman werden, Perrahat?« fragte Sharett spöttisch.
»Wenn Sie zurücktreten«, erwiderte der junge Kämpfer.
»Ich könnte zurücktreten«, sagte Sharett versonnen. »Aber dann würden Sie dreitausend Gurrads
ins Unglück stürzen.«
»Wir können nicht unglücklicher werden, als wir schon sind«, fauchte Perrahat. »Worauf warten
wir noch? Die Perlians werden uns versklaven oder töten. Vielleicht tun sie das mit Ihrer
Zustimmung. Vielleicht hat man Ihnen das Leben versprochen, wenn Sie uns an einem
Ausbruchsversuch hindern.«
Sharett stand einen Augenblick wie erstarrt. Der ungeheure Vorwurf traf ihn wie ein Schlag. Er
hätte nie gedacht, daß der Unwille der Gefangenen bereits soweit angewachsen sein könnte, daß sie
so gegen ihren Headman vorgingen.
»Gehen Sie doch!« knurrte Perrahat wütend. »Was wollen sie noch hier? Niemand hört auf Sie,
Sharett. Sie sind nur noch dem Namen nach unser Headman, aber wir werden die Geschicke der
Gefangenen bestimmen.«
»Ich werde niemals zulassen, daß Männer wie Sie eine unsinnige Revolte anzetteln«, sagte
Sharett.
Perrahat lachte verächtlich.
»Sie sind hartnäckig«, sagte er. »Vertrauen Sie auf die verrückten Greise in Ihrer Mitte, die
Sie zu Ihren Anhängern zählen können?«
»Ich vertraue darauf, daß auch die jungen Kämpfer früh genug merken, daß Sie sie ins Unglück
führen werden.«
Perrahat zuckte mit den Schultern und wollte sich abwenden. Sharetts Hand schoß vor und packte
den Jüngeren an der Schulter. Perrahat zuckte unter der Berührung zusammen. Alle Gespräche
innerhalb der Hütte waren verstummt.
»Muß ich Sie verprügeln, um die Waffen zu bekommen?« fragte Sharett bitter. »Wollen Sie es
dazu kommen lassen, daß die Gurrads sich untereinander bekämpfen?«
»Ja!« stieß Perrahat hervor und sprang den Headman an.
Der Angriff kam für Sharett so unerwartet, daß er ins Taumeln geriet. Perrahat knurrte
bösartig und versuchte, seinen Gegner am Hals zu umfassen. Allmählich wich Sharetts Bestürzung
tiefempfundenem Zorn. Er begnügte sich nicht damit, die wütenden Angriffe des anderen abzuwehren,
sondern schlug seinerseits zu. Perrahat wollte ihn beißen, doch Sharett stemmte eine Hand unter
das Kinn des Jüngeren und drückte dessen Kopf zurück.
Der Kampf wurde immer verbissener. Perrahat erkannte, daß er nur durch Schnelligkeit und
unsaubere Tricks gewinnen konnte, denn der Headman war kräftiger als er. Sharett dagegen
vermochte sich nur schwer auf die Kampfweise seines Gegners einzustellen.
Sie wälzten sich am Boden hin und her, während die Bewohner der Hütte den jungen Gurrad
anfeuerten.
Sharett wußte, daß die Perlians nicht eingreifen würden. Ihnen war es gleichgültig, was im
Gefangenenlager geschah. Die Drittkonditionierten ließen ihre Roboter nur schießen, wenn einer
der Gurrads die Grenzen des Lagers überschritt.
Perrahat klammerte sich verzweifelt an Sharett fest; er biß, kratzte und trat. Seine Kräfte
schienen nicht nachzulassen, dagegen schien er mit zunehmender Dauer des Kampfes immer wilder zu
werden. Sharett wußte, daß er verloren war, wenn er sich die Kampfweise seines Gegners aufdrängen
ließ. Dieser Verrückte ließ sich nur mit ruhiger Überlegung besiegen.
Es gelang dem Headman, einen Arm freizubekommen. Er holte aus und schmetterte Perrahat die
Faust gegen den Kopf. Clan Perrahat kippte zur Seite, krallte sich aber am Hosenboden des Älteren
fest. Sharett tat, als würde er mit der linken Hand erneut zum Schlag ansetzen. Als Perrahat sich
duckte, warf Sharett sich herum. Der Schwung löste ihn aus der Umklammerung Perrahats. Bevor der
junge Kämpfer reagieren konnte, hatte Sharett sich über ihn geworfen. Mühelos durchschlug der
Headman die hochgerissenen Arme des anderen. Clan Perrahat stöhnte und gab die Gegenwehr auf.
Sharetts Wut verflog augenblicklich, als er den jungen Gurrad schmerzverkrümmt am Boden liegen
sah. Er ging zum Wasserbehälter, nahm die Schöpfkelle und goß Wasser über Perrahats Gesicht. Der
Gurrad schüttelte unwillig den Kopf und
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