Silberband 034 - Die Kristallagenten
überlegener Spötter bekannt war, reagierte nicht. Er lauschte
wieder in sich hinein.
Major Salmon Peruton nahm den Ankömmlingen die Waffen ab. Er tastete über die Kampfanzüge und
befahl schließlich nach kurzem Zögern:
»Ausziehen. Sofort. Sie haben Deflektorgeneratoren und Schutzschirmprojektoren eingebaut.«
»Das soll bei Kampfkombinationen der USO üblich sein, Mr. Peruton«, schrie Atlan. »Darf ich
jetzt endlich erfahren, was hier gespielt wird? Wollen Sie etwa zu den Blues überlaufen?«
»Wenn es nur das wäre, Sir«, würgte Major Phil Hagenty hervor, um sofort darauf mit einem
schrillen Schmerzensschrei zusammenzubrechen.
Roi erkannte entsetzt, daß dieser Offizier bestraft wurde. Irgendwie schien er plötzlich unter
grauenhaften Kopfschmerzen zu leiden.
Hagenty, der Mann, der den Kommandanten zu dem Abenteuer mit dem treibenden Kristall überredet
hatte, schien noch intensiven Widerstand zu leisten. Soeben hatte er fraglos einen klaren
Augenblick gehabt. Die Strafe war entsetzlich.
Roi rettete die Situation, indem er weinerlich rief:
»Und ich? Wer erdreistet sich, mein Geblüt zu mißachten? Wer kann es wagen, meine Blessur zu
übersehen? Ich werde ohnmächtig.«
Roi fiel tatsächlich um. Im gleichen Augenblick erfolgte der längst erwartete Überfall der
Kristallagenten. Sie schlugen mit ungeheurer suggestiver Wucht zu.
Atlan und Kasom fühlten den Angriff in der Form eines ansteigenden Druckgefühls im Schädel.
Roi empfand dagegen nur ein leichtes Ziehen, aus dem die Befehlsgebung leicht herauszuhören war.
Niemand ahnte, daß der bei ihm erfolgte Gehirneingriff noch tiefgreifender gewesen war als bei
Melbar Kasom und anderen USO-Spezialisten.
Roi entschloß sich, den Besinnungslosen zu spielen. Atlan und Kasom standen mit verzerrten
Gesichtern vor den gespannt blickenden Hypnosklaven und wehrten sich gegen die Befehlsgebung. Sie
sollten gezwungen werden, sich mit Ausrufen als Diener zu bekennen.
»So ist das also«, keuchte Atlan nach einer Weile. »Ich verstehe alles! Hypnokristalle!
Dummerweise bin ich dagegen immun. Es wird schon wesentlich besser.«
»Das ist bekannt«, erklärte Dentcher. »Es war ein Versuch … Was nützt es Ihnen aber, Sir?
Sie sind allein, oder so gut wie alleine, nicht wahr?«
»Hätten wir nicht den Notruf abgestrahlt«, dröhnte Kasoms Stimme. »Peruton, nehmen Sie Ihre
Hände weg, oder ich vergesse mich. Weg damit.«
Roi Danton schreckte vorübergehend aus seiner ›Ohnmacht‹ auf und röchelte:
»Bitte, Oro – eine Naßrasur!«
Roi sank zurück. Atlan schaute unbemerkt auf die Uhr. Seit dem Ausströmen des Gases waren
genau elf Minuten vergangen. Es waren noch neun Minuten zu überbrücken. Punkt 9.54 Uhr mußte die
Wirkung mit einer Toleranzgrenze von Plus-Minus dreißig Sekunden einsetzen. Dies war durch die
unterschiedlich schnelle Frischluftversorgung der einzelnen Abteilungen und auch individuell
bedingt.
Atlan handelte erneut.
»Bringen Sie uns zur Zentrale. Dort ist mein Platz. Ich bin bereit, mit Ihren Beherrschern
Kontakt aufzunehmen. Man wird mich hören. Ich habe verschiedene Angebote von Intelligenzwesen zu
Intelligenzwesen zu unterbreiten.«
Atlan konnte nicht verstehen, welche Befehle an Dentcher gegeben wurden. Die Agenten aus dem
Nichts schienen neugierig zu werden; eine Eigenschaft, die man ihnen nicht zugetraut hatte.
Kasom verstand den Wink. Er riß schleunigst die Verschlüsse seines Kampfanzuges auf und ließ
ihn zu Boden gleiten. Atlan war etwas früher fertig. Salmon Peruton war zufrieden. Er trat
zurück. Rois handelsüblichem Raumanzug schenkte er keine Beachtung.
Atlan fluchte innerlich. Ausgerechnet der Freihändler hatte wieder einmal den dicksten Trumpf
gezogen.
»Folgen Sie mir«, forderte Dentcher monoton. »Es ist Ihnen gewährt worden, den Ihnen
zustehenden Kommandostand aufzusuchen. Ihre Schutzkleidung bleibt hier.«
Atlan schritt schnell aus. Kasom warf sich den angeblich besinnungslosen Freihändler über die
Schulter und folgte seinem Chef.
Der Blick zur Uhr wurde von da an zu einer Seelenqual. Nach dem fünften Hinschauen überfiel
Atlan das panikartige Gefühl, seine Spezialuhr sei entweder plötzlich defekt geworden, oder die
abgestrahlte Gasmenge müsse zu geringfügig gewesen sein.
Kasom hatte den gleichen Eindruck. Nur Roi Danton beobachtete mit gebotener Nüchternheit. Er
ließ sich weder verblüffen noch beeindrucken. Er wußte, wie Hypnobeeinflußte aussahen
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