Silberband 034 - Die Kristallagenten
und wie sie
sich bewegten.
»Schneller«, raunte er Kasom zu. »Verdammt, wann kommen wir in der Zentrale an?«
Kasom konnte den Schritt nicht noch mehr beschleunigen. Atlan beherrschte sich mühevoll. Der
Kontrollraum war der Schlüssel zum Erfolg. Von dort aus konnten sämtliche Schleusen und
Hermetikräume durch die Betätigung des Katastrophenschalters druckdicht abgeschlossen werden;
aber auch nur von dort aus!
Der Verschlußzustand sämtlicher Abteilungen und Hauptschleusen war jedoch erforderlich,
um die in zwanzig Beiboothangars konzentrierten Kristallmassen an einem Entweichen durch
offenstehende Schotte zu hindern.
Der Weg zum Zentralantigrav wurde zu einer Marathonstrecke für die strapazierten Nerven der
drei so verschiedenartigen Männer, die nur den Wunsch hatten, eine der unerfreulichsten Episoden
in der terranischen Raumfahrtgeschichte so schnell wie möglich zu beenden.
Atlan sah schon wieder auf die Uhr. Noch acht Minuten bis zum Wirkungseintritt. Die Zeiger
schienen doch nicht stillzustehen.
Der Plan war sorgsam durchdacht, logisch und psychologisch fundiert sowie technisch
bis zur letzten Einzelheit durchgeführt. Trotzdem hätte er sich als Versager erwiesen, wenn
Melbar Kasom nicht gewesen wäre.
Eine Minute vor der kritischen Zeit, es war 9.53 Uhr Standard, war man vor dem
Zentralehauptschott angekommen. Die Schnellöffnung funktionierte üblicherweise in dreißig
Sekunden. Verbleibende Frist: Dreißig Sekunden oder weniger, falls die gesetzte Toleranzgrenze
negativ ausfallen sollte. Vielleicht auch mehr, wenn der Plusfaktor eintrat. Niemand konnte es
genau sagen.
Roi baumelte immer noch mit hängenden Gliedern über Kasoms Schultern. Seine eigentümliche
Stielbrille, die in ihrem goldenen Griffstück allerlei Mikromechanismen barg, durch die andere
Mikroteile im Bügel angeregt wurden, hatte er unauffällig fassen können.
Einen zweiten Überfall der hypnosuggestiv begabten Herrscher hatte er teilnahmslos an sich
abprallen lassen. Der Angriff hatte nur ihm gegolten. Er hatte sich laut Befehl erheben und nach
vorn springen sollen.
Das Schott schwang endlich auf. Atlan stieß – anscheinend stolpernd – so heftig
gegen Oberst Dentcher, daß dieser durch den Sicherungsraum geschleudert wurde. An der
unerläßlichen Rahmenschwelle der inneren Tore, die schon offenstanden, kam er zu Fall.
»So passen Sie doch auf«, schrie Atlan, anscheinend unbeherrscht. »Seit wann steht ein
terranischer Kommandant nicht mehr sicher auf den Füßen? Wo bleibt die Verbindung mit Ihren
Auftraggebern? Ich kann sie leider nicht direkt hören. Mr. Peruton, gibt es technische
Hilfsmittel?«
Beim letzten Wort betrat Atlan die Zentrale. Kasom folgte augenblicklich, indem er Hagenty und
Peruton zur Seite drängte.
Drei Wächter zückten die Waffen. Sie hätten sofort geschossen, wenn Atlan nicht die Hände
erhoben hätte. Die Mündungen senkten sich wieder.
Zu diesem Zeitpunkt hatten die gewaltigen Umwälzanlagen der OMASO die Bordluft bereits dreimal
vollständig regeneriert und sie dreimal erneut in den Kreislauf geschickt. Rois Aussage hatte
sich bewahrheitet: die chemischen Automattaster hatten die Gasverunreinigung nicht feststellen
können!
Ebenfalls zu diesem Zeitpunkt bekam ein Korporal, der zum Wachkommando gehörte, glasige Augen
und fiel wie vom Blitz gefällt zu Boden.
Die Toleranzspanne von der ersten Reaktion bis zum allgemeinen Wirkungseintritt betrug nach
Rois Angaben im Extremfall zehn Sekunden.
Die Angabe stimmte; Kasom hatte sie bei der Narkotisierung der achtzig Freifahrer
überprüft.
Als der erste Mann jählings besinnungslos wurde, waren nicht ganz zwanzig Minuten verstrichen.
Die Panne wäre nicht eingetreten, wenn er nicht besonders empfindlich gewesen wäre und an einem
leicht einzusehenden Ort gestanden hätte.
Peruton, der grauhaarige Riese, stieß einen Warnruf aus. Zwanzig Bewaffnete fuhren herum und
rissen die Strahler hoch. Noch wußten sie nicht, welches Ziel sie anvisieren sollten. Das war
Atlans Glück. Der Arkonide stand mit hocherhobenen Händen und daher harmlos wirkend, neben dem
Zentralehauptschott.
Die wenigen Augenblicke des Zögerns genügten.
Die Bewaffneten stürzten so plötzlich zu Boden, als wären sie gleichzeitig von einem Blitz
getroffen worden.
Nur Peruton, Hagenty und zwei andere Begleiter standen noch auf den Beinen. Sie erhielten
sofort den Angriffsbefehl.
»Tötet sie!« vernahm Roi die suggestive
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