Silberband 034 - Die Kristallagenten
plötzlich überhaupt nichts mehr.
Aber lange konnte er seine Gedanken nicht an das neu aufgetauchte Problem verschwenden. Die
Verfolger waren nahe, und es grenzte an ein Wunder, daß sie das Feuer noch nicht eröffnet
hatten.
»Der Antigrav funktioniert!« meldete Roi Danton triumphierend.
Als Rhodan ihn einholte, sah er es ebenfalls.
In dem Pfortenbunker herrschte – ganz im Gegensatz zu den Birnenraumschiffen,
mustergültige Ordnung. Die Aggregate waren zwar von einer millimeterdicken Staubschicht
überzogen, aber beschädigt oder verfallen waren sie nicht.
Das Eingangsschott zum Antigravschacht stand offen.
»Es öffnete sich, als ich wenige Schritte davorstand und meinen Deflektorschirm ausschaltete«,
erklärte Roi.
Der Schacht selbst wurde von mildem, gelbem Licht erhellt, und Perry Rhodan brauchte nur die
Hand auszustrecken, um den Zug des abwärts gepolten Feldes zu spüren.
»Den Pforteneingang schließen!« befahl er.
Mit Runete, Kakuta und Lloyd zusammen suchte er nach dem Schalter für das Panzertor des
Bunkers. Lloyd fand ihn. Als er den roten Knopf niederdrückte, glitten die Torhälften aufeinander
zu und verschlossen den Eingang.
Perry Rhodan zog den Strahler, stellte ihn auf Maximalleistung und gebot seinen Gefährten mit
einer Handbewegung, im Antigravschacht zu verschwinden.
Danach trat er bis an den Schachteinstieg zurück und drückte auf den Feuerknopf der Waffe.
Der gebündelte Impulsstrahl fraß sich in den Stahl des Tores, als bestände er aus Butter.
Durch rasches Hin- und Herbewegen der Waffe erreichte es Rhodan, daß die beiden Hälften des Tores
miteinander verschweißt wurden.
Das würde die Verfolger hoffentlich lange genug aufhalten, so daß sie in der Unterwelt des
Planeten untertauchen konnten.
Er wandte sich um und wollte sich in den Schacht fallen lassen.
Vor ihm stand Roi Danton.
»Bitte, nach Ihnen, Grandseigneur!«
In einer Aufwallung von Verlegenheit und Ärger packte Rhodan den Freihändler bei den
Schultern, drehte ihn um und stieß ihn in den Schacht.
»Ich kann Ihre Freundlichkeit leider nicht annehmen, Monsieur!« rief er ihm hinterher.
Dann sprang er ebenfalls.
Fellmer Lloyd legte das Howalflektor-Netz wieder über seinen Kopf. Als er zum
Sprechen ansetzte, mußten die anderen ihre Außenmikrophone abschalten, sonst hätte der Lärm der
Maschinen Lloyds Worte übertönt.
»Die Kristalle haben die Arbeiter der Fabriken und Werften aufgefordert, jedes Auftauchen von
Fremden oder Verdächtigen sofort den Robottruppen zu melden und sich ansonsten nicht um die
Verfolgung zu kümmern.«
»Hm!« machte Runete. »Die Beeinflußten können uns nicht entdecken, weil wir die
Deflektorschirme wieder aktiviert haben. Folglich brauchen wir uns um diese Anordnung nicht zu
kümmern.«
»Aber sie läßt einen interessanten Schluß zu«, meinte Roi Danton bedächtig. »Die Arbeiten hier
unten müssen von eminenter Wichtigkeit für die Kristalle sein, sonst würden sie nicht auf die
aktive Unterstützung der Beeinflußten verzichten.«
Er richtete seinen Blick auf Rhodan, und der lächelte begreifend.
»Also gut, Monsieur. Sehen wir uns an, was hier fabriziert wird.«
Er schaltete sein Außenmikrophon wieder ein und regulierte dessen Einstellung so, daß er die
Geräusche der Umwelt zwar wahrnahm, aber von dem Lärm nicht taub werden konnte.
»Sie sollten es ebenfalls tun«, forderte er die Gefährten auf. »Wir können es uns nicht
leisten, auf akustische Eindrücke zu verzichten.«
Er brauchte nicht erst zu erklären, was er damit meinte. Sie waren in den vergangenen zwei
Stunden viermal von Kampfrobotern fremdartiger Konstruktion angegriffen worden, und nur der
charakteristische Lärm, den die Maschinen bei ihrer Fortbewegung erzeugten, hatte sie rechtzeitig
gewarnt, so daß sie entkommen konnten.
Auf einem Transportband von mindestens zehn Kilometern Länge waren sie nach dem letzten
Überfall unbemerkt in diesen Sektor der Unterwelt Keegs geraten. Sie durften hoffen, einige Zeit
unentdeckt zu bleiben. Augenblicklich vernahmen sie weder ein Stampfen noch das Rasseln von
Gleisketten, das auf Verfolger hinwies.
Hintereinander liefen sie bis zum Ende des Flures, neben dem – jetzt hinter einer Wand
verborgen – das Transportband lief. Sie hatten absteigen müssen, als aus einer Öffnung in
der Decke plötzlich schwere Terkonitdrahtrollen herabgefallen waren. Glücklicherweise war das in
der Nähe eines Notausgangs
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