Silberband 036 - Die Zeitpolizei
Koordinaten der Welt, deren Geheimnisse zu ergründen die beiden Haluter
ausgezogen waren, waren Roi Danton bekannt. Die Positronik der GULINI ermittelte innerhalb
Sekundenschnelle, daß der fragliche Planet knapp fünfzehntausend Lichtjahre von Navo-Nord
entfernt stand, am äußersten Rand der Großen Magellanwolke, und praktisch schon zu der aus
kosmischen Trümmerstücken und abgetriebenen Sonnensystemen bestehenden Materiebrücke gehörte, die
die Große und die Kleine Wolke verband.
Perry Rhodan würdigte den Ernst der Lage vollauf und bat Atlan und Roi Danton, mit ihren
Schiffen IMPERATOR und FRANCIS DRAKE unverzüglich aufzubrechen. Ein Stoßtrupp aus rund zwanzig
wissenschaftlichen Spezialisten der Flotte sollte das Unternehmen begleiten. Die Auswahl der
Spezialisten wurde der Positronik überlassen und war demzufolge nach kürzester Zeit
abgeschlossen. Es dauerte etwas länger, die Ausgesuchten zu benachrichtigen und an Bord der
IMPERATOR zu bringen. Atlan und Roi Danton hatten das Flaggschiff der USO als vorläufiges
Hauptquartier gewählt. Die FRANCIS DRAKE stand unter dem Kommando des Edelmanns Rasto Hirns. Der
Start der beiden Schiffe war auf 21.35 Allgemeiner Zeit festgesetzt, das war weniger als neunzig
Minuten nach dem Empfang des Notrufs.
Roi Danton hatte inzwischen seinerseits versucht, die beiden Haluter mit Hilfe seines
Mikrogeräts anzufunken. Die Tatsache, daß er keine Antwort erhielt, ließ die Lage um so
bedenklicher erscheinen.
Charlie Weasel saß im Rechenlabor und war dabei, ein Programm zu schreiben, als er
aus dem Interkom seinen Namen hörte. Eine unbekannte Stimme forderte ihn auf, sich auf dem
schnellsten Wege in der Äquatorialschleuse einzufinden. Charlie schob beiseite, was er gerade
unter den Händen hatte, und stürmte los.
In der Schleuse war alles still. Charlie, der nach dem drängenden, aufgeregten Klang der
Stimme vermutet hatte, es befände sich alles in hellster Aufregung, begann mit der Möglichkeit zu
rechnen, daß ihn jemand an der Nase herumführen wollte. Während er dastand und sich umsah, trat
aus einer der Hangarnischen ein Offizier im Arbeitsdreß und winkte ihm zu.
Charlie schritt an einem Dutzend Nischen entlang, von denen jede einen Raumgleiter enthielt.
Als er den Offizier erreichte, bekam er zu hören: »Ihr Fahrzeug ist startbereit. Ihre Begleitung
wartet schon.«
Charlie riß die Augen auf.
»Wohin verreise ich?« wollte er wissen.
Der Hangaroffizier zuckte mit den Schultern.
»Keine Ahnung. Aber es sollte offensichtlich schnell gehen. Bitte …«
Charlie widerstand dem Druck der Hand, die ihn an der Schulter berührte und auf das
startbereite Fahrzeug zuzuschieben versuchte.
»Und wer ist meine Begleitung?«
»Die hat sich schon angeschnallt. Sie werden sie erkennen, sobald Sie einsteigen.«
Charlie gab auf. Er stieg den kurzen Laufsteg hinauf und betrat den Fahrgastraum. Durch ein
Glassitfenster sah er den Piloten. Nur zwei der insgesamt fünfzehn Fahrgastsitze waren besetzt.
In einem flegelte sich ein junger Mann, dem die Insignien des Leutnantsrangs höchst merkwürdig zu
Gesicht standen, weil er so aussah, als wäre er keinen Tag älter als siebzehn. Auf dem anderen
hockte steif und gerade aufgerichtet ein spindeldürrer Mann mit den Rangabzeichen eines Captains
und einem Kranz schütterer Haare um den sonst kahlen, nach oben hin spitz zulaufenden
Schädel.
Charlie Weasel blieb stehen und schlug in gespielter Verzweiflung die Hände über dem Kopf
zusammen.
»Ich möchte wissen, warum ausgerechnet ich immer mit den schlimmsten Ganoven zusammenarbeiten
muß.«
Der Junge reagierte nicht auf Charlies Ausbruch. Der Dürre wandte den Kopf, indem er ihn
mitsamt Hals und Schultern um die Längsachse des Körpers rotierte, als hätte er ein steifes
Genick, und zog die Oberlippe ein wenig in die Höhe, wodurch zwei Reihen kräftiger, gelber Zähne
entblößt wurden. Es sah aus, als fletsche er das Gebiß.
»Etwas mehr Respekt, Leutnant Weasel«, antwortete er mit tonloser Stimme. »Auch uns gefällt
die Auswahl nicht besonders, die man getroffen hat.«
Der Junge stieß sich mit den Füßen vom Boden ab und rutschte ein Stück weiter in seinem Sitz
nach oben.
»Richtig, Opa.« Er sah Charlie an. »Wir reisen nämlich auch lieber in Gesellschaft schöner
Menschen.«
Charlie grinste. Er schwang sich auf den Sitz neben dem Jungen und schnallte sich an.
»Also schön«, sagte er, nachdem er sich von der
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