Silberband 036 - Die Zeitpolizei
Sicherheit des Magnetgurts überzeugt hatte.
»Wo geht's hin?«
Der Junge zuckte mit den Schultern.
»Opa?«
»Man hat es nicht für nötig gehalten, mich in Kenntnis zu setzen«, erwiderte der Dürre
würdevoll. »Ich lasse mich überraschen.«
»Weit kann's nicht sein«, meinte der Junge gelangweilt. »Ich habe nicht einmal eine Zahnbürste
dabei, geschweige denn einen Raumanzug.«
»Und du meinst, auf anderen Schiffen gäbe es keine Zahnbürsten und keine Raumanzüge.«
»Mach mir keine Angst, Charlie«, gab der Junge zurück. »Erschüttere nicht den zerbrechlichen
Turm meiner Hoffnungen mit ungezielten Schlägen. Gönne mir die Zeit, bis die zielbewußte Kraft
des Nichts ihn trifft.«
»Hm«, machte Charlie. »Silveira da Costa?«
»Er selbst«, brummte Opa. »Da Costa schreibt solchen Blödsinn nicht.«
Die Fähre setzte sich in Bewegung. Der Fahrgastraum selbst hatte weder Bildschirme noch
Glassitluken; aber auf dem kleinen Kursbildschirm oberhalb des Pilotensitzes war Bewegung zu
erkennen.
Der Flug dauerte nur wenige Minuten. Auf der Bildfläche des Kursschirms tauchte ein
kugelförmiges Raumschiff auf, das immer gewaltigere Ausmaße annahm, je näher die Fähre kam.
»Das ist einer der ganz Großen«, murmelte Opa.
»Die IMPERATOR«, antwortete der Junge.
»Woher willst du das wissen, Inka?«
»Entfernung, Flugdauer, Geschwindigkeit, Position, Größe. Ziemlich gesunde Logikbelegung.«
»Aha.«
Eine riesige, hell erleuchtete Schleusenöffnung nahm die Fähre auf. Die Ausstiegsschleuse
öffnete sich. Die drei Männer von der GULINI lösten ihre Gurte und stiegen aus.
Hier war der Aufruhr, den Charlie Weasel erwartet hatte.
Alles war in Bewegung, Menschen und Maschinen. Wenigstens fünf Fähren von anderen Schiffen
befanden sich im Hangar hinter der Schleuse. Offiziere der IMPERATOR III mit orangefarbenen
fluoreszierenden Markierungen auf der Montur dirigierten den Fußgängerverkehr der Männer, die den
Fähren entstiegen. Einer davon nahm sich der drei an, die von der GULINI gekommen waren.
»Folgen Sie den anderen!« wies er sie an. »A-Deck, Nordsektor, Markierung blau. Sie werden in
der Offiziersmesse erwartet.«
Sie reihten sich in den Strom der anderen ein.
»Ich hasse diese Manier«, mokierte sich Charlie. »Sie könnten einem wenigstens sagen, worum es
geht. Ist die Große Magellanwolke am Explodieren?«
»Völlig daneben«, bemerkte Inka. »Der große Atlan hat den Völkern der Flotte ein Schauspiel
versprochen, wie sie es zeit ihres Lebens noch nicht gesehen haben. Er will ihnen einen Buckligen
mit einer Brille zeigen.«
»Oho«, machte Charlie. »Und was wollt ihr beide?«
»Wir müssen dich festhalten, wenn du tollwütig wirst«, erklärte Opa.
Aufzugschächte und Decksektoren waren übersichtlich markiert. Sie brauchten zehn Minuten, um
zur Offiziersmesse auf dem A-Deck zu gelangen. Der Raum war klein und mit einem erfreulichen Maß
an Komfort eingerichtet. Im Augenblick allerdings herrschte Gedränge. Die Kapazität der Messe
betrug einhundert Mann. Die Menge, die man hineinzupferchen versuchte, zählte mindestens
zweihundert Seelen. Charlie, Opa und Inka erwischten einen Platz an der Bar, was Inka einige
passende Bemerkungen entlockte.
Fünf Minuten nach ihrer Ankunft hörte der Zustrom von Neuankömmlingen abrupt auf. Das Schott
schloß sich. Das allgemeine Gemurmel verebbte, als der Interkom sich einschaltete.
»Hier spricht Atlan«, sagte eine ruhige, volltönende Stimme. »Verzeihen Sie mir die Unruhe,
die ich so plötzlich in Ihren Tagesablauf bringen mußte, und seien Sie gleichzeitig überzeugt,
daß mir keine andere Wahl blieb. Mächtige Freunde des Solaren Imperiums befinden sich in Not. Ob
wir ihnen helfen können, hängt davon ab, ob wir ihren derzeitigen Standort, knapp fünfzehntausend
Lichtjahre von hier entfernt, rechtzeitig erreichen.
Sie sind insgesamt zweihundertundzwanzig Mann. Der Mehrzahl, etwa neunzig Prozent, fallen bei
dem bevorstehenden Unternehmen Aufgaben zu, die ein Verlassen des Schiffes nicht erforderlich
machen. Eine sorgfältig ausgewählte Gruppe von insgesamt einundzwanzig Mann wird auf dem
Zielplaneten als eine Art wissenschaftlicher Stoßtrupp eingesetzt werden. Wir rechnen nicht mit
dem Widerstand eines organischen Gegners, aber die technischen Schwierigkeiten, die sich diesem
Unternehmen am Zielort entgegenstellen werden, sind erwartungsgemäß von beträchtlichem
Umfang.
Ich bitte Sie, sich jetzt
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