Silberband 036 - Die Zeitpolizei
Augenblick, ob der Fremde sich gut in das Symposium einfügen
würde. An die Möglichkeit, daß das Bewußtsein Oleks absterben würde, bevor es noch in die
Gemeinschaft der Exekutoren aufgenommen war, wagte Tro Khon nicht zu denken. Es gab
Bewußtseinsinhalte, die eine Trennung von ihrem Körper nicht überstanden. Tro Khon konnte nur
hoffen, daß der Mann, den er für seine Zwecke benutzten wollte, nicht so empfindlich war.
Körperlich machten die Zeitverbrecher keinen robusten Eindruck. Doch Tro Khon hatte schon
schwächer aussehende Wesen kennengelernt, die in geistiger Hinsicht unerwartete Leistungen
vollbracht hatten.
Tro Khon hoffte, daß die Übernahme schnell vonstatten gehen würde. Er sehnte sich danach, in
den Gängen des Dolan herumlaufen zu können. In der Enge der Kommandozentrale fühlte er sich nicht
wohl.
Der Zweitkonditionierte dachte keinen Augenblick daran, daß die von ihm eingeleitete
Strafaktion Unschuldige treffen könnte. Er war von der Schuld der Fremden ebenso überzeugt wie
von seiner moralischen Verpflichtung, die Strafe zu vollziehen.
Vorbehaltlos führte er die Entscheidung der Ersten Schwingungsmacht aus.
Tro Khon blickte auf die Bildschirme. Die Beeinflussung des zukünftigen Kosmonauten hatte
bereits begonnen. Das Beiboot, das das gegnerische Schiff verlassen hatte, näherte sich dem
Dolan.
Tro Khon war sicher, daß das Wesen, das Camaron Olek hieß, das diskusförmige Schiff auf der
Oberfläche des Retortenwesens absetzen würde.
In diesem Augenblick meldete sich der für die gesamten technischen Anlagen verantwortliche
Bewußtseinshüter.
»Innerhalb des Raumes, wo die Körper der Exekutoren aufbewahrt werden, ist eine Fehlerquelle
entstanden.«
»Was heißt das?« brauste Tro Khon auf. »Ausgerechnet jetzt, da wir keine Zeit haben,
Reparaturen durchzuführen.«
»Die Temperatur ist gestiegen«, teilte ihm Exekutor Nr. 3 mit. »Und sie steigt immer
noch.«
»Klimaanlage einschalten!« befahl der Zweitkonditionierte.
»Ist bereits geschehen. Die Temperatur steigt trotzdem.«
»Wie ist das möglich?«
Ein paar Sekunden herrschte Schweigen. »Einer der Bewußtseinshüter hat versucht, in seinen
Körper zurückzukehren«, berichtete Nummer 3 schließlich.
»Das glaube ich nicht«, antwortete Tro Khon. »Jeder Exekutor ist glücklich, daß er dem
Symposium angehört. Wie kann es zu einem solch sinnlosen Fluchtversuch kommen?«
»Ich glaube nicht, daß es bewußt geschah«, meinte der Kontrolleur für die Betriebstechnik. »Es
war ein unbewußter Rückzug vor dem Zeitverbrecher.«
Tro Khon beugte sich nach vorn.
»Sorgen Sie dafür, daß die Lage wieder normalisiert wird«, ordnete er an. »Sie wissen, was
geschieht, wenn die Temperatur innerhalb des Ruheraums weiter ansteigt.«
»Die Körper der Exekutoren sind dann gefährdet«, sagte Nr. 3.
»Richtig«, bestätigte Tro Khon. »Da auch Ihr Körper darunter ist, müssen Sie schnellstens
alles in Ordnung bringen!«
Wenn einer der Exekutoren versucht hatte, in seinen Körper zurückzukehren, war ein Teil der
technischen Anlagen innerhalb des Ruheraums automatisch aktiviert worden. Bevor Exekutor Nr. 3
eingreifen konnte, war die Temperatur bereits angestiegen. Tro Khon wußte, daß es durch solche
Zwischenfälle zu einer Katastrophe kommen konnte. Ausgerechnet jetzt, da die Übernahme des neuen
Kosmonauten kurz bevorstand, spielte ein Bewußtseinshüter verrückt.
Tro Khon hoffte, daß es nicht der Analytiker war. Auf Nr. 7 konnte er jetzt nicht verzichten.
Er beschloß, mit Nummer Sieben in Verbindung zu treten. Nachdem er sein Armgerät betätigt hatte,
meldete sich der Kontrolleur für Registratur und Analyse.
»Alles in Ordnung?« fragte Tro Khon.
»Ja«, erwiderte der Bewußtseinshüter. »Die Beeinflussung des zukünftigen Kosmonauten bereitet
keine Schwierigkeiten. Er wird das kleine Raumschiff mit seinen Freunden verlassen, sobald die
Landung vollzogen ist.«
Tro Khon überlegte angestrengt. Der Analytiker schien vollkommen in Ordnung zu sein. Die
Manöver des feindlichen Beiboots bewiesen, daß Nr. 7 einwandfrei arbeitete.
Tro Khon rief den Beherrscher des Waffen- und Abwehrsystems.
»Sobald die Besatzung des diskusförmigen Schiffes ausgestiegen ist, müssen alle Männer außer
Camaron Olek getötet werden«, befahl der Zweitkonditionierte. »Außerdem ist das Beiboot zu
zerstören. Sobald Camaron Olek im Dolan aufgenommen wurde, greifen wir das gegnerische Schiff an.
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