Silberband 037 - Arsenal der Giganten
zu tun haben.«
»Du bist mißtrauisch«, stellte Rhodan fest.
»Ja«, gab Atlan zu. »Die Geschichte vom Fall Trojas haftet noch fest in meinem Gedächtnis. Ich
hoffe, daß wir kein modernes Trojanisches Pferd in die CREST IV gebracht haben.«
»Aber der Zwerg ist tot«, sagte Marshall.
»Dieses Wesen soll vielleicht von der eigentlichen Gefahr ablenken«, bemerkte Atlan.
Drave Hegmar hatte den Sarg inzwischen einmal umrundet. Auf der anderen Seite des Behälters
stand Swendar Rietzel. Der Chef der Korvettenschleusen hatte die Arme über der Brust verschränkt
und blickte gedankenverloren auf den Sarg. Als Hegmar neben ihm stehenblieb, schaute er auf. Die
Stimmen der anderen Männer drangen zu ihnen herüber.
»Nun, Major?« Rietzels Stimme klang rauh. »Was halten Sie davon?«
»Es sieht alles sehr harmlos aus«, sagte Hegmar. »Trotzdem wäre ich erleichtert, wenn Rhodan
sich entschließen könnte, das Ding in den Weltraum zu werfen, ohne es zu öffnen.«
»Die Urinstinkte des Menschen«, murmelte Rietzel. »Sie sind noch immer wach.«
»Sie geben nichts auf Ahnungen?«
»Überhaupt nichts!« Rietzel grinste. »Als Techno-Offizier kann ich mir das nicht erlauben.
Meine Ahnung sagt mir manchmal, daß ich diese oder jene angeschossene Korvette nicht sicher in
den Hangar bekomme, doch dann bleibt mir keine andere Wahl, als das Manöver sicher
durchzuführen.«
»Sie sind noch sehr jung«, meinte Hegmar. »In Ihrem Alter habe ich ebenfalls die sogenannten
inneren Stimmen ignoriert.«
Hegmar ging weiter. Auf der anderen Seite des Sarges war eine Diskussion im Gang, ob man den
Deckel durchbohren sollte.
»Wir brauchen die Maschine nicht zu holen«, sagte Roi Danton. »Ich würde eine Wette
abschließen, daß dieses Material widerstandsfähig genug ist, um jedem Bohrer standzuhalten.«
»Es gibt eine andere Möglichkeit«, sagte Atlan. »Wir sprengen die Kugel auf, in der sich
vermutlich der Antrieb befindet. Von dort aus kommen wir leicht an den Sarg heran.«
»Da es eine Möglichkeit gibt, den Sarg gewaltlos zu öffnen, werden wir sie finden«, sagte
Rhodan. »Ich möchte nicht, daß der Behälter oder die Kugel beschädigt werden. Überlassen wir es
den Wissenschaftlern, den Sarg zu öffnen. Ich werde Doktor Jean Beriot und sein Team in den
Hangar schicken.«
»Das hat mir gerade noch gefehlt«, murmelte Swendar Rietzel kaum hörbar. »Wenn diese Burschen
sich hier herumtreiben, werde ich mir in meinem eigenen Hangar wie ein Fremder vorkommen.«
Nur Hegmar hatte diese Mißfallenskundgebung vernommen, und er reagierte nicht darauf, weil er
Rietzel genau kannte.
»Bevor Sie den Chefphysiker benachrichtigen, hätte ich gern noch einen Versuch gemacht«, sagte
John Marshall.
»Was haben Sie vor, John?« fragte Rhodan den Mutanten.
Marshall legte beide Hände flach auf den Sargdeckel.
»Vielleicht läßt sich der Behälter mit parapsychischen Impulsen öffnen«, meinte er.
Hegmar trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Seine Vernunft sagte ihm, daß nichts geschehen
konnte, wenn sich der Deckel öffnete. Das Gefühl kommenden Unheils war jedoch stärker.
»Also gut!« Rhodan nickte dem Telepathen zu. »Versuchen Sie es.«
Da Hegmar nur den Rücken des Mutanten sehen konnte, entging ihm, wie Marshall sich
konzentrierte. Nach ein paar Sekunden hörten die Männer ein metallisches Knacken.
»Es kam aus dem Sarg!« rief Roi Danton erregt. »Es war laut genug, um die Musik zu
übertönen.«
Jetzt umdrängten sie wieder alle den Behälter. Hegmar auf der einen, Rhodan auf der anderen
Seite, so griffen sie nach dem Deckel. Zu Hegmars Erstaunen ließ er sich leicht abheben. Er
schien fast nichts zu wiegen. Die Musik verstummte augenblicklich.
»Halten Sie vorsichtshalber Ihre Waffen bereit!« befahl Rhodan.
Hegmar hatte es plötzlich eilig, den Deckel abzulegen. Den Worten Rhodans hatte er entnommen,
daß auch dieser mit einem Zwischenfall rechnete.
Der Zweite Offizier der CREST IV richtete sich auf und blickte über den Rand des Sarges ins
Innere. Nichts hatte sich verändert. Nur die Musik war verstummt.
»Ausgezeichnet, John!« sagte Rhodan. »Es hat funktioniert.«
Marshall antwortete nicht sofort. Er streckte beide Arme von sich, als wollte er irgend etwas
berühren. Sein Gesicht schien schnell zu altern. Er bewegte die Lippen wie ein Greis.
»Tötet ihn!« schrie er dann.
Die Stimme des Mutanten traf Hegmar wie ein Peitschenschlag. Er fuhr zusammen. Als er in den
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