Silberband 037 - Arsenal der Giganten
Zeit, uns mit dem
eigenartigen Ding zu beschäftigen.«
Rhodan beugte sich über das Mikrophon des Interkoms.
»Ich brauche eine Verbindung mit dem Chef der Korvettenschleusen«, sagte er.
Es dauerte nur Sekunden, bis das dürre und schläfrig wirkende Gesicht Swendar Rietzels auf
einem der Bildschirme erschien. Rietzel grinste und entblößte dabei zwei Reihen künstlicher
Zähne. Er schien wenig von der Tatsache beeindruckt zu sein, daß Rhodan persönlich mit ihm
sprach.
»Wir werden einen der mysteriösen Behälter an Bord nehmen«, informierte Rhodan den
Techno-Offizier. »Ich möchte, daß Sie das Einschleusmanöver überwachen.«
»Ja, Sir«, erwiderte Rietzel gedehnt.
Die Verbindung wurde unterbrochen.
»Selbst wenn wir des Teufels Großmutter einschleusen wollten – Rietzel würde das nichts
ausmachen«, meinte Merlin Akran mit dröhnender Stimme.
Wenn es etwas gab, das Swendar Rietzel zornig machte, dann waren es Menschen, die
mit übertriebener Hast an irgendeine wichtige Arbeit herangingen. Als er durch die Sichtscheibe
der drucksicheren Kontrollkabine sah, wie die beiden Hangartechniker in ihren weißen
Schutzanzügen auf die Schleuse zurannten, beugte er sich mit verdrossenem Gesichtsausdruck über
das Mikrophon der Funksprechanlage, mit deren Hilfe er mit den beiden Männern in Verbindung
treten konnte.
»Bringt euch nicht um!« grollte er. »Es dauert noch eine Minute, bis das Ding hereinkommt.
Kümmert euch lieber darum, daß eure Individualschutzschirme eingeschaltet sind.«
Er wartete nicht ab, wie die beiden Raumfahrer auf seine Worte reagierten, sondern wandte sich
den Beobachtungsbildschirmen zu. Auf einem dieser Bildschirme konnte er den von einem feinen
Traktorstrahl erfaßten Sechskantbehälter sehen. Rietzel manipulierte an den Einstellknöpfen
herum, bis er eine Nahaufnahme des Flugkörpers sehen konnte, aber auch jetzt waren keine
auffälligen Einzelheiten zu erkennen.
Rietzel knurrte unwillig und griff zum Mikrophon des Interkoms.
»Unbekannter Flugkörper nähert sich der Schleuse!« meldete er in die Zentrale. »Traktorstrahl
arbeitet einwandfrei. Es sieht nicht so aus, als wollten die anderen Särge etwas gegen die
Entführung unternehmen.«
»Haben Sie Ihren Männern gesagt, daß die CREST beschleunigen wird, sobald der Behälter
eingeholt ist?« erkundigte sich Rhodan.
»Natürlich, Sir«, versicherte Rietzel. »Hier läuft alles einwandfrei.«
»Können Sie die Musik hören?«
Rietzel verzog das Gesicht.
»Einwandfrei, Sir. Das Katzengejammer geht mir auf die Nerven, aber ich denke nicht daran, die
Empfänger völlig auszuschalten.«
»Gut. Geben Sie sofort Alarm, wenn etwas Unvorhergesehenes geschehen sollte. Sobald die CREST
im Linearraum fliegt, komme ich in den Hangar.«
Der Traktorstrahl ging von dem Hangar aus, in dem Swendar Rietzel die Ankunft des rätselhaften
Flugkörpers erwartete. Der Chef der Korvettenschleuse hatte unwillkürlich einen der nahe an der
CREST IV stehenden Sechskantbehälter ausgewählt. Das seltsame Gebilde hatte durch keinerlei
Manöver dem Traktorstrahl zu entkommen versucht.
»Wir können ihn bereits sehen!« rief einer der beiden Männer in der Schleusenkammer.
»Wunderbar!« Rietzels Stimme klang sarkastisch. »Paßt auf, daß euch das Ding nicht rammt, wenn
es in die Schleuse kommt!«
Er stieß sich mit den Füßen ab und rollte mit seinem Stuhl zur anderen Wand der Kontrollkabine
hinüber. Hier konnte er in den rückwärtigen Teil des Hangars hineinsehen. Hinter einer kleinen
Strahlkanone kauerte ein Mann und wartete. Rietzel betrachtete diese Szene zufrieden. Der Mann
hatte den Befehl, den fliegenden Sarg sofort unter Beschuß zu nehmen, wenn irgendeine Gefahr
drohte. Außerdem trugen die beiden Männer in der Schleuse schwere Strahler. Damit hatte sich
Rietzel jedoch nicht begnügt. Sämtliche Zugänge dieses Hangars waren verschlossen und von
bewaffneten Wachen besetzt.
»Da kommt er herein, Sir!«
Rietzel fluchte, unwillig darüber, daß er die Ankunft des Behälters fast verpaßt hatte. Der
Stuhl rollte quer durch die Kabine. Rietzel bremste seine Fahrt mit den Absätzen und sprang auf.
Er kam gerade rechtzeitig, um den fremden Flugkörper aus der Schleusenkammer ins Innere des
Hangars schweben zu sehen. Flankiert wurde er von den beiden Hangartechnikern, die ihre Waffen
auf ihn richteten.
Rietzel manövrierte mittels Fernsteuerung eine Antigravplatte unter das Kleinstraumschiff.
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