Silberband 039 - Paladin
zutiefst.
Aus dem Raumschiff schwebte eine blau leuchtende Kugel. Sie schimmerte in einem intensiven
Metalleffekt, schien durchsichtig zu sein und war es doch nicht. Wenige Zentimeter über dem Boden
schwebte sie durch das Spalier und bewegte sich auf den wartenden Offizier zu. Dem Dumfrie schien
die Erscheinung nichts Neues zu sein. Er nahm, so gut es seine Körperform zuließ, Haltung an und
grüßte. Er tat es mit beiden Oberarmen zugleich, was Gucky mit hämischem Gekicher quittierte. So
einen Doppelgruß hatte er auch noch nicht gesehen.
Aber dann verging ihm das Kichern. Es war klar, daß dieser Stützpunktingenieur einen
Energieschirm trug, der in seiner äußeren Form wie eine Kugel wirkte. Dieser Energieschirm war so
dicht, daß er die Lichtstrahlen ablenkte oder reflektierte. Es war unmöglich zu erkennen, was er
beschützen sollte. Es gab keine Möglichkeit, das blaue Flimmern zu durchdringen. Nicht einmal die
Körperumrisse des Wesens waren zu erkennen.
»Jetzt wissen wir immer noch nicht, wie sie aussehen«, beschwerte sich Ras Tschubai bitter.
»Eine blaue Energiekugel – das ist alles. Diese Stützpunktingenieure scheinen sich nicht nur
absichern zu wollen, sie scheinen auch darauf aus zu sein, nie gesehen zu werden. Wahrscheinlich
weiß keiner der Dumfries, wie so ein Stützpunktingenieur eigentlich aussieht.«
»Er wird ja nicht mit dem Ding schlafen gehen«, deutete Gucky eine Möglichkeit an, hinter das
Geheimnis zu gelangen. »Wenn er sich in sein Bett gelegt hat, werde ich ihm einen Besuch
abstatten. Und dann wissen wir endlich, warum er uns sein häßliches Gesicht nicht zeigen
will.«
Die blaue Energiekugel hatte inzwischen die Ehrenfront passiert und wartete nun auf die
obligatorische Vorführung der kosmischen Spaßmacher, die inzwischen mit einem weiteren Gleiter
gelandet waren. Es war ein ähnliches Schauspiel, wie es allen Erholungssuchenden auf Geegival bei
ihrer Ankunft geboten wurde. Die unglaublichsten Ungeheuer erschienen, um mit primitiven Späßen
den hohen Gast zu erfreuen. Es war natürlich nicht zu erkennen, ob diese Vorstellung auf den
Stützpunktingenieur genausowenig Eindruck machte wie auf die heimlichen Beobachter in der
Felsnische.
Die Landung eines weiteren Gleiters lenkte sie ab.
Der Stützpunktingenieur hatte inzwischen das Landefeld verlassen und war in Begleitung seiner
Garde auf das Haus zugeschwebt. Der Wachoffizier schritt an seiner Seite. Dem soeben gelandeten
Gleiter entstieg eine Jinguisem, die von fünf weiteren begleitet wurde. Es war den Beobachtern
der Felsnische sofort klar, daß es sich nur um die Fleel Jinguisem handeln konnte. Mit angelegten
Flügeln, die im Schein der Sonne irisierend schimmerten, schritt sie auf die blaue Kugel zu, die
stehengeblieben war. Dann breitete sie die Flügel aus und warf sich vor dem Stützpunktingenieur
auf den Boden. Gucky, der bisher vergeblich versucht hatte, eventuelle Gedankenimpulse des
Stützpunktingenieurs aufzufangen, murmelte plötzlich:
»Ich empfange die Impulse der Königin. Sie bittet den Stützpunktingenieur um den Tod. Das
verstehe ich nicht. Meint sie das ernst, oder ist das ein Ritus?«
»Wahrscheinlich will sie damit nur ihre Ergebenheit andeuten«, vermutete John Marshall.
Von dieser Sekunde an versuchten Marshall und Gucky gleichzeitig, die Impulse der Fleel
Jinguisem aufzufangen und zu deuten. Sie wurden insofern daran gehindert, als abermals ein
Gleiter landete und ein höherer Offizier der Dumfries ausstieg. Ohne sich um das Zeremoniell zu
kümmern, eilte er zu der blau leuchtenden Kugel und nahm Haltung an. Die beiden Telepathen in der
Felsennische konnten verstehen, was er sagte.
»Hochwohlgeborener Druis, ehrwürdiger Agen Thrumb. Es tut mir unendlich leid, Ihnen gleich zu
Beginn Ihres Erholungsurlaubs eine Meldung überbringen zu müssen, die im ersten Augenblick
beunruhigend wirken mag. Es ist jedoch meine Pflicht, Sie zu unterrichten. Vor wenigen
Planetenrotationen begannen vier Blaue hier ihren Erholungsurlaub. Sie benahmen sich von Anfang
an verdächtig und ignorierten alle unsere Bemühungen, ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu
gestalten. Sie benahmen sich aufsässig und undankbar. Unser Zentralgehirn ist inzwischen zu der
Auffassung gelangt, daß es sich um eine indirekte Revolte handelte. Sie fielen inzwischen einem
Unfall zum Opfer, der noch näher untersucht wird. Die Steuereinrichtung ihres Fluggleiters
versagte, als sie
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