Silberband 043 - Spur zwischen den Sternen
drehte sich um und öffnete den Saum des blutigen Mantels. Der Mantel fiel auf den Boden, die Tür zischte in den Lagern und in dem kleinen Zimmer hinter den Medikamentenschränken und den Instrumentenfächern fiel Hamory, sobald er sich die Stiefel von den Füßen gerissen hatte, in einen Schlaf, der einer Ohnmacht glich. Danton verließ leise den Raum.
17.
Ein einfacher Vorgang wiederholte sich dreiundfünfzigmal:
Ein Mann wurde auf den Operationstisch geschnallt. Man hatte ihn in frische Kleidung gesteckt und ihn vorher geduscht. Lokale Betäubung und ein leichtes Narkotikum, das ihn in Schlaf versetzte. An die Blutgefäße wurden Leitungen angeschlossen. Sie endeten auf der einen Seite in einer Maschine, die in einem genau bemessenen Rhythmus die Flüssigkeit des Symbionten aus dem Körper abpumpte.
Vorher waren die Blutgruppe, der Rhesusfaktor und die besonderen Spezifikationen festgestellt worden. Die entsprechenden Konserven waren bereitgestellt worden. Dann lief auch die zweite Maschine an.
Im gleichen Maß, wie die Symbionten-Flüssigkeit dem Kreislauf entzogen wurde, führte man das normale Blut ein. Die Maschinen sorgten unter der Kontrolle eines Bezirks der Bordpositronik und unter den aufmerksamen Blicken der Mediziner für den völligen Austausch. Nach dem fünfzehnten Mann war noch immer keine einzige Panne eingetreten, und die Helfer brachten ihn in eines der frischen Betten.
Blutbildende Nahrung. Ultraviolettes Licht. Viel Schlaf. Äußerste Ruhe, hervorgerufen durch Medikamente. Kleine Pflaster an den Schenkeln und den Ellenbeugen. Langsam füllten sich die Krankensäle mit Männern, die schliefen. Danton hoffte, sie schliefen der endgültigen Heilung entgegen.
Schließlich waren nur noch achtzehn Männer an Bord des Wracks, die nicht schliefen. Sie wurden von der Anspannung ihrer lädierten Nerven beinahe aufgefressen, als die Aktion beendet war. Sie hatte insgesamt zehn Stunden gedauert.
Der letzte Schlafende wurde von zwei Medorobots auf einer Antigravliege aus dem OP-Raum geschafft. Hamory griff neben sich und legte einen wuchtigen Schalter um. Das Lampenbündel über dem Operationstisch erlosch, und die Augen der Männer schmerzten nicht mehr so sehr.
»Schluß«, sagte Doktor Ereget Hamory mit einem endgültigen Ton in der Stimme.
Von den achtzehn Männern der FRANCIS DRAKE, die völlig gesund waren, standen vierzehn im Raum.
»Die Blutkonserven haben gereicht?« fragte Edelmann Rasto Hirns, der verwildert aussehende Stellvertretende Kommandant.
»Ja. Wir haben noch genügend Vorräte in allen Gruppen«, erwiderte Hamory.
Dann schien er sich zu besinnen.
»Drei Tage lang werden wir hier die dreiundfünfzig Männer schlafen lassen. Wir werden sie mit Nahrung füttern, die der Blutbildung entgegenkommt. Außerdem erfolgen gezielte Bestrahlungen und Ruhe, nochmals Ruhe. Dazu brauche ich nur ein paar Helfer. Das werden Sie sein.« Er deutete nacheinander auf fünf der Männer. »Der Rest kann tun, was nötig ist.«
»Sie haben ein gutes Gefühl, Doktor?« erkundigte sich Danton gepreßt.
»Ich habe ein besseres Gefühl als bei den einunddreißig Männern des ersten Krankheitsschubes. Aber wir werden erst nach drei Tagen wissen, ob diese letzte Möglichkeit wirklich die richtige war. Ich muß gestehen, keine bessere zu wissen. Nicht einmal eine andere.«
»Wir können also nichts anderes tun als hoffen«, sagte Rasto Hirns.
»Ja. Hoffen und warten. Siebzig Stunden lang.«
Einige Stunden später lag die Auswertung der Positronik vor. Roi Danton und Rasto Hirns hielten gemeinsam den bedruckten Streifen.
Sie lasen den Text, schweigend und nachdenklich.
»Die Pseudo-Gurrads haben größten Wert darauf gelegt, eine sehr intensive, aber nur vorübergehende Panik zu erzeugen. Dies ist ihnen hervorragend gelungen. Die Auswertung nach streng logischen Gesichtspunkten ergibt folgende Wahrscheinlichkeit:
Die FRANCIS DRAKE wurde gelandet. Man zerstörte angeblich jedes Gerät, das einen Start ermöglichen würde. Man wußte in diesem Stadium der Handlung bereits, daß die Überlebenden eines der funktionstüchtigen Beiboote entdecken würden. Also war ein zweiter Start ebenfalls geplant.«
»Das oder etwas Ähnliches nahmen wir an«, sagte Hirns knurrend. »Wir haben uns also ausnahmsweise einmal nicht getäuscht oder täuschen lassen. Fragen wir die Positronik nach der Begründung dieser Vorgänge.«
Sekunden später schrieb die Maschine einen neuen Text aus.
»Begründung:
Die
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