Silberband 043 - Spur zwischen den Sternen
entblößten Körper eines älteren Freifahrers. Ein Plasmaverband verdeckte die Schulterwunde, die er beim Gefecht mit den Gurrads davongetragen hatte.
Doch das war es nicht, was Rhodans Sohn unwillkürlich die Luft anhalten ließ. Die Körperhaut des Patienten war aufgedunsen, mit roten Flecken unterlegt und spannte sich straff über dem Leib.
Hamory sagte einige medizinische Fachausdrücke. Seine Assistenten nickten. Nur der Virusspezialist schüttelte den Kopf.
»Die Blut- und Liquoruntersuchungen ergaben keinen Hinweis auf eine Viruserkrankung, Dr. Hamory.«
Er schlug mit den Fingerspitzen hart gegen die Haut des Patienten.
Roi Danton zuckte zusammen, als er Töne wie vom Schlagen eines Trommelfells hörte.
»Schichtaufnahme?« fragte der Chefarzt einen der Assistenten.
Der Mann ging weg und kam kurz darauf mit einem Stapel Röntgenfolien wieder. Er deutete auf einige dunkle Flecke im Brust- und Bauchraum, die wie Tintenkleckse aussahen.
»Innere Blutungen, glücklicherweise sind noch keine großen Blutgefäße davon betroffen.«
Der Patient stöhnte.
»Mir ist übel«, flüsterte er mühsam. »Doc, helfen Sie mir. Sie sind es doch? Ich sehe nichts als Schatten vor meinen Augen.«
»Beruhigen Sie sich«, erwiderte Dr. Hamory. »Ich werde Sie mit einer kybernetischen Vollapparatur verbinden lassen.«
Er gab seinen Assistenten einen Wink. Einer sprach wenige Worte in sein Telekom-Armband. Eine halbe Minute später schwebte ein Medo-Vollrobot herein, verharrte summend neben dem Pneumobett des Erkrankten und fuhr breite Stützgurte aus. Anschließend baute er ein Transportfeld auf. Der Kranke wurde in den Roboter befördert. Sofort kamen Saugnäpfe, Kontaktplatten und Kanülen aus dem gewölbten Dach der Maschine und berührten den Patienten.
»Er ist jetzt ein Kyborg«, erläuterte Dr. Hamory seinen Besuchern. »Die Maschine und er bilden eine Einheit. Es kann dem Mann nicht einmal dann etwas passieren, wenn die zwölf wichtigsten Organe gleichzeitig ausfallen.«
Er zuckte die Schultern.
»Sollte allerdings sein Gehirn durch eine größere Blutung von der Sauerstoffversorgung abgeschnitten werden …«
Den Rest des Satzes ließ er offen, aber alle Anwesenden wußten auch so, was er damit gemeint hatte.
»Wieviel …?« fragte Oro Masut.
»Dreizehn Mann bisher«, antwortete der Chefarzt. »Bei den anderen zwölf ist es allerdings nur halb so schlimm. Dort gab es noch keine inneren Blutungen. Lediglich ein paar periphere Gefäße sind gerissen.«
»Eigenartig ist nur, daß die Gefäße explosionsartig reißen«, warf der Virologe ein. »Das gibt es doch nur, wenn Menschen einer explosiven Dekompression ausgesetzt werden.«
»Oder dem Gegenteil davon«, meinte Hamory spöttisch. Gleich darauf wurde er wieder ernst. »Ich habe selbstverständlich die Positronik befragt. Diese Symptome lassen sich nicht auf eine der bekannten Erkrankungen lokalisieren, meine Herren. Ich frage mich ernstlich, ob die Gurrads uns mit unbekannten Erregern verseucht haben.«
Roi erschrak, ließ sich jedoch nichts davon anmerken. Er schüttelte bedächtig den Kopf.
»Das kann ich nicht glauben, Doc. Wenn die Gurrads uns hätten umbringen wollen, lebten wir längst nicht mehr. Sie brauchten nur den Beschuß der FRANCIS DRAKE zehn Minuten länger fortzusetzen und dann wäre es aus gewesen.«
Noch während er dieses Gegenargument vorbrachte, wußte er allerdings, daß es auf sehr schwachen Füßen stand. Gewiß, die Gurrads hatten gesagt, ethische Gründe verböten ihnen, die Gefangenen zu töten.
Aber man durfte ihre Mentalität nicht an dem messen, was von den Gurrads der Großen Magellanschen Wolke bekannt war.
Die Gurrads der KMW waren keine Gurrads; sie waren etwas anderes, Ungeheuerliches.
Nach kurzem inneren Kampf beschloß Roi Danton, das Geheimnis der KMW-Gurrads, das bisher nur er und sein Leibwächter kannten, zu lüften.
Als er gesprochen hatte, blickte er in bleiche Gesichter.
»Diese Scheusale!« stieß Dr. Ereget Hamory hervor. »Nun zweifle ich nicht länger daran, daß sie die Krankheit willkürlich hervorgerufen haben. Wahrscheinlich fiel ihnen das leicht, denn sie brauchen ja nicht zuzusehen, wie die Betroffenen leiden.«
»Tun Sie alles, was in Ihrer Macht steht, um den Unglücklichen zu helfen, Doc!« bat Danton. »Wenn Sie dazu irgend etwas brauchen, Sie müssen es nur sagen. Von mir bekommen Sie alles, was Ihnen weiterhelfen könnte.«
Hamory lächelte dünn und strich sich geistesabwesend
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