Silberband 043 - Spur zwischen den Sternen
Maße, in dem die Sauerstoffversorgung seines Gehirns wieder normalisiert wurde, gewannen seine Gedanken an Klarheit.
Er dachte daran, daß dieser Blutaustausch durchaus nicht risikolos war. Bisher hatte man die Prozedur nur bei umweltangepaßten Menschen gewagt, da es bei der Anwendung auf Normalterraner zu unangenehmen Begleiterscheinungen gekommen war.
Dr. Ereget Hamory hatte zwar zur Verringerung des Risikos den Plasmavorrat biophysikalisch bestrahlen und chemisch aufbereiten lassen, aber eine echte Garantie konnte selbst der geniale Kosmomediziner nicht geben.
»Fertig, Sir«, meldete Oro Masut.
Der Chefarzt entfernte geschickt die Anschlüsse und winkte den nächsten Mann heran.
Roi erhob sich und ging schweigend in den Vorraum der Klinik. Er fühlte sich noch etwas unsicher auf den Beinen. Ansonsten spürte er keine negative Reaktion seines Körpers auf den Symbionten.
Er ließ sich in einen Sessel fallen.
Nach einiger Zeit erblickte er Ibani Galoa, der ebenfalls vom Blutaustausch zurückkehrte.
Roi lächelte dem Ferreaner entgegen.
»Was ist mit Ihrem anderen Freund, dem Edelmann Mossi?« fragte der Freihändlerkönig.
Galoas Augen schimmerten plötzlich feucht.
»Er wurde als infiziert abgesondert, König. Dabei war ihm äußerlich nicht das geringste anzumerken. Er fühlte sich auch vollkommen gesund. Meinen Sie, daß der Diagnosecomputer unfehlbar ist?«
»Kein Computer ist unfehlbar«, erwiderte Danton erschüttert. »Aber die Gefahr eines Irrtums ist erheblich geringer, als bei dem genialsten Mediziner. Kopf hoch, vielleicht finden wir ein Gegenmittel, bevor Ihr Freund …«
Er brach ab. Die barmherzige Lüge wollte nicht über seine Lippen.
»Ich verstehe«, sagte Galoa. »Nun, wenn wir nach dem Blutaustausch immun sind, wird es mir sicher gestattet werden, als Pfleger zu arbeiten. Dann könnte ich Afar öfter sehen.«
»Doc Hamory wird bestimmt nichts dagegen haben«, antwortete Roi. »Er braucht jeden Pfleger.«
Ibani Galoa atmete auf.
Roi erhob sich, als Oro Masut in den Vorraum trat.
»Fertig, König«, meldete der Ertruser. »Mir ist da etwas eingefallen, was mir ziemliches Kopfzerbrechen bereitet …«
Danton wölbte fragend die Brauen.
»Der Hobnob Canoga, König«, flüsterte Oro. »Als ich ihn zuletzt sah, war er vollkommen gesund. Das allein hat vielleicht nichts zu bedeuten, aber er versäumte es außerdem, dem Aufruf zur Untersuchung zu folgen. Das kann sich doch nur jemand erlauben, der absolut sicher ist, daß ihn die Explosive Blutpest nicht packt – oder?«
Danton biß sich auf die Unterlippe.
»Außerdem«, fuhr der Ertruser fort, »scheint der Hobnob eine geradezu krankhafte Scheu davor zu empfinden, von anderen Leuten angefaßt zu werden. Ich habe mehrmals beobachtet, wie er jeder Berührung hastig auswich. Aber erst im Zusammenhang mit der anderen Sache fällt mir das auf.«
Roi hob das Telekom-Armband und rief nach Rasto Hirns. Der Erste Offizier hatte ebenfalls den Blutaustausch erhalten. Roi Danton bestellte ihn vor die Hauptschleuse.
»Komm!« sagte er anschließend zu Masut. »Deine Argumente haben etwas für sich. Wir werden Canoga auf die Probe stellen.«
Der Hobnob befand sich außerhalb des Schiffswracks. Er hielt sich in der Nähe jener Männer auf, die nach dem Blutaustausch wieder darangegangen waren, die Einzelteile des Hypersenders zusammenzufügen.
Oro Masut ging geradewegs auf Canoga zu.
Roi und Rasto Hirns folgten dem Ertruser, konnten jedoch nicht mit dem Giganten Schritt halten.
»Hallo!« rief Oro, als er merkte, daß der Hobnob ihn ansah. »Wie geht es denn, mein Freund?«
Er wollte ihm gönnerhaft auf die Schulter schlagen. Aber der Hobnob wich geschickt aus.
Das allerdings, so dachte Roi Danton, war kein Beweis für Oros Theorie. Auch Menschen setzten sich nur ungern der Gefahr aus, durch einen freundschaftlichen Klaps des Ertrusers Knochenbrüche davonzutragen.
»Unser Dr. Hamory vermißt dich, Canoga«, sagte Masut und schob sich näher an den kleinen, lederhäutigen Burschen heran. »Er bittet dich, zum Blutaustausch in die Klinik zu kommen. Du möchtest doch nicht an der Explosiven Blutpest sterben, oder …?«
»Ich weiß nicht, was ihr wollt!« entgegnete der Hobnob schrill und wich abermals zurück. »Was ist das, ein Blut … Ich habe die Bezeichnung vergessen.«
»Äußerst geschickt«, murmelte Hirns. »Als Primitiver könnte er tatsächlich nicht wissen, was ein Blutaustausch ist, womit die Begründung dafür
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