Silberband 045 - Menschheit am Abgrund
geschah.«
»Welche Männer? Kolonisten von DeFrisackers Planet?« Atlans Stimme klang schroff.
»Ich glaube nicht, daß es Kolonisten waren«, sagte Larall. »Sie breiteten einen Teppich vor mir aus, dessen Muster seltsame Kreise bildeten, die sich vor meinen Augen zu drehen schienen. Ich wurde bewußtlos.«
»Wann kamen Sie wieder zu sich?« fragte Saedelaere.
»Nach über fünf Stunden. Mir war elend. Ich lag in einer Ecke des Ladens auf einem Teppich. Niemand war in der Nähe. Ich mußte mich übergeben und fürchtete, das Schiff zu versäumen, denn ich drohte abermals das Bewußtsein zu verlieren. Ich ging auf die Straße, entschlossen, jemand um Hilfe zu bitten. Doch ein innerer Zwang hinderte mich daran, einen der vielen Passanten anzusprechen. Auch später, als ich die REDHORSE erreichte und es mir wieder besserging, sprach ich zu keinem Besatzungsmitglied über mein seltsames Erlebnis. Jedesmal, wenn ich es versuchte, entstand ein dumpfer Druck in meinem Kopf. Zu meinem Entsetzen begann ich unmittelbar nach dem Start der REDHORSE in einem der Konferenzräume Abhöranlagen einzubauen. Es war entsetzlich. Ich wollte schreien, aber es gelang mir nicht. Meinen Kameraden fiel auf, daß ich verstört war, aber wenn sie mich nach den Gründen fragten, täuschte ich eine Magenverstimmung vor. Gegen meinen Willen blieb ich auch während der Ruhezeiten wach und hörte die Gespräche ab, die General Hiram Kassandy führte. Dann kam jenes Gespräch, das mich veranlaßte, mit einem Beiboot die REDHORSE zu verlassen und ins Gal-System zu fliegen.« Laralls Kopf sank nach vorn.
Larall versuchte, seine zitternden Hände zu beruhigen, indem er sie um seine Arme legte.
Atlan sah, daß der Deserteur ein gebrochener Mann war.
»Was halten Sie von der Geschichte, Alaska?« fragte der Arkonide.
Saedelaere zögerte mit einer Antwort. Der Bericht Laralls wirkte unvollständig. Es war wahrscheinlich unmöglich, Einzelheiten zu erfahren.
»Müssen wir ihn noch einmal verhören, während er unter dem Einfluß eines Wahrheitsserums steht?« erkundigte sich Atlan.
»Das wird nicht nötig sein«, gab Saedelaere zurück. »Dazu ist die Geschichte zu logisch. Es erscheint mir unglaubhaft, daß ein Sergeant, der sich bis zu diesem Zeitpunkt nie etwas zuschulden kommen ließ, plötzlich desertieren sollte.«
»Können Sie sich erinnern, wie die Männer aussahen, mit denen Sie in dem Laden auf DeFrisackers Planet zusammengetroffen sind?« fragte Atlan den Sergeanten.
»Sie waren groß«, beschrieb Larall die Unbekannten. »Gekleidet waren sie wie Kolonisten. Sie machten einen völlig normalen Eindruck. Ich meine, sie sahen nicht ungewöhnlich aus.«
»Fiel Ihnen eine eigenartige Sprechweise bei einem oder beiden auf?« mischte sich Saedelaere ein.
»Nein, Sir«, sagte Larall.
»Nun gut«, sagte Atlan und stand auf. »Weitere Verhöre durch unsere Spezialisten werden Ihnen nicht erspart bleiben, Larall. Ich werde Sie an Solarmarschall Galbraith Deighton übergeben. Er wird über Ihr weiteres Schicksal entscheiden.«
»Ich möchte dazu beitragen, meinen Fehler wiedergutzumachen, Sir«, sagte Larall.
Atlan und Saedelaere verließen die Kabine.
»Er tut mir leid«, sagte der Transmittergeschädigte unvermittelt, als sie die Tür hinter sich verschlossen hatten.
20.
Inzwischen war ein USO-Team von mehreren Wissenschaftlern sowie ein Dutzend Agenten der Solaren Abwehr auf Olymp eingetroffen. Unauffällig, um jede Aufmerksamkeit fremder Händler zu vermeiden, kamen die Frauen und Männer in Frachtkisten an und wurden ins Hauptquartier von Anson Argyris gebracht, wo man sie aus ihren unbequemen Verstecken befreite. Auch die vier Toten und beide überlebenden Gefangenen Tipas befanden sich jetzt in der Zentrale des Planeten Olymp. Mehrere Kuriere waren durch das Container-Transmittersystem zur Erde gereist, um Perry Rhodan über den Stand der Entwicklung zu unterrichten.
Am 14. Februar traf Abwehrchef Galbraith Deighton, ausgerüstet mit mehreren Vollmachten des Großadministrators, auf Olymp ein. Deightons erste Handlung bestand in der Verhaftung des Deserteurs Antony Larall. Der Sergeant wurde auf Befehl Deightons über die Containerstraße ins Ghost-System abgeschoben.
Danach kümmerte sich der SolAb-Chef um den in Tiefschlaf gelegten, fünften Gefangenen.
Der Fremde begann zu erwachen. Seine lebenswichtigen Organe waren an Spezialmaschinen angeschlossen. Der Kopf des Mannes wurde durch antimentale Störfelder abgeschirmt.
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