Silberband 045 - Menschheit am Abgrund
lückenlos, auch nicht die Absicherung der SolAb.«
»Alles klar«, meinte Anson Argyris. Er blickte auf die Uhr. »Ich fahre jetzt hinauf. In rund vierzig Minuten fahre ich zur Kosmischen Wirtschaftskooperation alias General Cosmic Company. Falls du nichts mehr von mir hören solltest, waren die anderen eben besser.«
Deighton runzelte die Stirn.
»Eigentlich sollte ich jetzt beleidigt sein. Wenn ich nicht genau wüßte, daß du besser bist als alle Dabrifa-Agenten zusammen, dann würde ich dich nicht in die Falle fahren lassen. – Noch etwas: Ich habe dir neulich von dem nicht genehmigten Transmitter in der Dabrifa-Botschaft berichtet. Unterdessen haben wir herausbekommen, daß es sich dabei unter anderem um einen Fluchttransmitter handelt. Er unterscheidet sich von dem genehmigten Transmitter durch ein grün gefärbtes Energiefeld. Wer von den Agenten diesen Transmitter benutzen will, der soll ihn benutzen. Am Empfänger werden meine Leute stehen.«
Argyris lächelte.
»Ich vermute, einige Leute werden sich heute noch sehr wundern.«
Anson Argyris stellte sich in die Prüfkammer. Hunderte von Teststrahlen richteten sich auf seinen Körper, drangen durch ihn hindurch und suchten nach Fehlerquellen. Vor allem wurde der Mikroreaktor in der zwanzig Zentimeter durchmessenden Gürtelschnalle geprüft. Er mußte ständig, auch im Leerlauf, genügend Strahlung emittieren, um die schwache Streustrahlung der eigentlichen Robotaggregate zu überlagern.
Das war der einzige schwache Punkt des Vario-Roboters – oder der Vario-Kombination, wie man eigentlich sagen müßte. Am Gewicht konnte er nicht entlarvt werden; der robotische Kernkörper hatte ein Gewicht von zweiundfünfzig Kilogramm. Dazu kam das Gewicht der benutzten Biokörpermaske. Zusammen mit ›Anson Argyris‹ beispielsweise betrug das Gewicht neunundachtzig Kilogramm.
»Überprüfung – zufriedenstellend«, sagte die Automatenstimme des Prüfcomputers. »Kombination einsatzbereit.«
»Zufriedenstellend …!« entrüstete sich Anson. »Das klingt, als wäre ich gerade noch so einsatzbereit, oder?«
»Stimmbildende Funktionskreise arbeiten ebenfalls zufriedenstellend«, gab der Computer zurück.
»Sie arbeiten ausgezeichnet!« schrie Argyris und stemmte die Fäuste in die Hüften.
»Bitte, verlassen Sie die Prüfkammer. Sie ist wegen notwendiger Reparaturen der Tonaufnahmegeräte bis auf weiteres geschlossen.«
Kaiser Argyris lachte schallend, als er die Kammer verließ. Schon lange hatte er den Prüfcomputer aus der Ruhe bringen wollen, diesen impertinenten seelenlosen Automaten. Heute war es ihm zum erstenmal gelungen. Der Computer hatte ihn mit ›Sie‹ angesprochen …!
Vor dem Feldspiegel musterte Argyris noch einmal seinen kohlschwarzen Bart. Er strich mit der Hand darüber. Dann zuckte er die Schultern.
»Wer sich in Gefahr begibt«, murmelte er, »darf sich schließlich nicht wundern, wenn ihm ein paar Barthaare gekrümmt werden.«
Die Wachen salutierten, als er seinen Palast durch das Hauptportal verließ. Sein Privatgleiter schwebte bereits über dem Glasfaserplastbelag der Straße. Argyris warf sich auf den Vordersitz, wie man das von einem Patriarchen seines Körperbaus erwartete. Das Prallfeld wurde um einige Zentimeter zusammengepreßt, und der Gleiter schaukelte etwas.
Anson Argyris schnallte sich an und schaltete das Pulsatortriebwerk ein. Heulend fauchten die hocherhitzten und komprimierten Luftmassen aus den beiden Vortriebs-Felddüsen. Argyris ergriff die beiden Griffschalen der Steuerung. Er steuerte seinen Privatgleiter fast immer selbst, obwohl hinter dem Armaturenbrett auch ein hochwertiger Steuerungscomputer saß.
Das Fahrzeug fegte über die Abfahrt zur öffentlichen Gleiterstraße. Anson Argyris steuerte es auf den speziell abgesicherten Streifen für Selbstlenker. Die Absicherung diente dem Schutz der vernünftigen Menschen, die freiwillig darauf verzichteten, ihre schnellen Gleiter selber zu steuern. Bei den hohen Geschwindigkeiten kam es immer wieder zu Unfällen durch menschliches Versagen. Aber der Mensch ist nicht permanent vernünftig. Deshalb herrschte auf dem Streifen für Selbstlenker stets reger Verkehr.
Vorübergehend trennte sich das Plasma-Bewußtsein vom Positronik-Bewußtsein. Das Positronik-Bewußtsein übernahm die Steuerung der Körpervorgänge und Bewegungen, während das Plasma-Bewußtsein die optischen Wahrnehmungen verarbeitete, die die robotischen Rezeptoren ihm übermittelten.
Voller
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