Silberband 046 - Der Todessatellit
erlaubte.
Bei Linsner-Kiess versammelten sich seine Stellvertreter, zugleich die stärksten Antimutanten nach ihm selbst. Ihre und seine Kräfte vereinigten sich und übernahmen den Befehlskontakt zu den geballten Vernichtungsenergien, die sich auf einer höheren Ebene angesammelt hatten.
Tasten! befahl der Hohepriester.
Unsichtbare Energieströme sponnen ihre Fäden zu den vier still verharrenden Schiffen. Sie fanden auf der dimensional übergeordneten Geistesebene lediglich die Streumuster normaler Gehirne.
Balto Linsner-Kiess wurde noch argwöhnischer. Er ließ die Streumuster genauer überprüfen und erfuhr, daß sie sich durch ungewöhnliche Frequenzabstimmung auszeichneten. So etwas war aber nur möglich, wenn die Gehirne intelligenter Lebewesen parapsychisch gleichgeschaltet worden waren.
Ribald Corello! zuckte es durch Linsner-Kiess' Gehirn.
Ein höhnisches Lachen war die Antwort. Es quoll hinter einer Barriere auf der dimensional übergeordneten Ebene hervor, einer Barriere, die eben noch nicht dagewesen – oder nicht spürbar gewesen – war.
Vor dem geistigen Auge des Hohepriesters formte sich ein kindliches Gesicht mit furchterregenden irrlichternden Augen und einem gewaltigen, grauenhaft anzusehenden Schädel.
Ja, ich bin Ribald Corello! stach ein schmerzhafter Impuls in fünftausend Gehirne. Und nun kämpft!
Der Alarm erreichte Harkh Tonos, während er hinter der verschlossenen Tür seiner Zelle heimlich eine Sendung von Hypervideo Trade City verfolgte.
Tonos gehörte zu jener Generation von Antis, die mitten in den letzten Umwälzungen der Galaxis und der Konsolidierung eines galaktopolitischen Machtgefüges aufgewachsen waren, das sie nicht gutheißen wollten.
Sie rebellierten nicht, diese jungen Antis, denn sie wurden bereits als Mitglieder einer Herrscherkaste geboren. Jede Revolution gegen die Ordnung der älteren Generation hätte ihre eigene Zukunft gefährdet. Dennoch machten sich viele von ihnen ihre eigenen Gedanken über das Bestehende. Aufsehenerregende galaktopolitische Ereignisse, wie die Machtkämpfe zwischen den Imperien der zerstrittenen Terraner, den mehr oder weniger mächtigen Bünden und Organisationen, das Verschwinden des Solsystems, die unheimlich anmutende Macht des Freifahrerpatriarchen Anson Argyris, seine Verwaltung des solaren Erbes und vieles andere mehr hatten den Informationswillen der jungen Generation verstärkt. Aus zahllosen Informationskanälen hatten sie Teilstück um Teilstück eines gigantischen Mosaiks in sich aufgekommen. Sie erkannten, daß die gegenwärtigen Machtkonstellationen innerhalb der Galaxis Unsicherheitsfaktoren schufen und einen Entwicklungsstand besaßen, bei dem Gewalttat, Brutalität und Gefühlsverrohung dominieren würden. Es sei denn, diese Entwicklung wurde umgeleitet.
Statt dessen machte seit einiger Zeit die legendäre Figur des Supermutanten Ribald Corello von sich reden – und seine Taten verstärkten den verhängnisvollen Entwicklungstrend.
Und nun war Corello auf Galaner gelandet, um den Planeten unter seine Herrschaft zu bringen.
Harkh Tonos schaltete den Empfänger aus, erhob sich – und blieb zögernd in der Mitte der Zelle stehen. Würde er jemals hierher zurückkehren?
Doch dann riß er sich zusammen, schloß die Tür auf und eilte den schwach beleuchteten Gang entlang. Seine Aktionsgruppe hatte ihren Sammelpunkt ausgerechnet auf der entgegengesetzten Seite der Tempelstadt. Die Transmitter durften im Alarmfall nur auf besondere Weisung benutzt werden. Folglich mußte er sich dem System der Antigravlifts, Kraftfeldstraßen und Transportbänder anvertrauen.
Als er aus dem Wohnturm ins Freie trat, war die Sonne Drofronta bereits hinter dem Horizont verschwunden. Nur die Spitzen der höchsten Pyramiden blinkten noch gleich den blutüberströmten Pfählen der Dschungelfallen des Akrolith-Kontinents. Schemenhaft huschten die Gestalten anderer Priester über das Gelände. Manchmal erhoben sich die weiten Umhänge flatternd, dann wirkten die Schatten wie Todesvögel aus der Unterwelt des Vorzeitglaubens.
Harkh Tonos eilte mit großen Sätzen auf das nächste Transportband zu und sprang auf. Während er davongetragen wurde, blickte er sich um, lauschte mit weitgeöffneten Sinnen auf Geräusche, die die Nähe des Feindes verrieten.
Er vernahm nichts dergleichen.
Dennoch kroch ihm die lähmende Furcht aus den Poren, überzog seine Haut mit kaltem Schweiß. Die verwirrten Sinne raubten ihm sekundenlang das
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