Silberband 046 - Der Todessatellit
Galbraith Deighton den Ara-Mediziner an, der ihm die Hiobsbotschaft überbracht hatte.
»Unmöglich …!« flüsterte er. »Die Sonne Sol existiert nicht in diesem Kontinuum.« In der Erregung verriet er beinahe das Geheimnis der solaren Menschheit. »Alaska kann von ihren Ausbrüchen nicht beeinflußt werden.«
Tan Dehuter zuckte hilflos die Schultern.
»Die Symptome sind die gleichen, über die die Krankheitsgeschichte berichtet. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
»Vielleicht ist der auslösende Faktor gar nicht die Sonne, sondern der Neandertaler«, warf Kiner Thwaites ein. Auch der Paramechaniker aus der Mimas-Klinik war hochgradig erregt. Er suchte verzweifelt nach einer Lösung.
Deighton setzte sich auf die Tischplatte. Sein Gesicht war grau, die Wangen eingefallen. Trotz der Barriere, die er um sein Bewußtsein errichtet hatte, drangen die emotionellen Stürme des tobenden Saedelaere manchmal zu ihm vor. Sie erschütterten sein seelisches Gleichgewicht, ließen ihn einen Teil des Grauens empfinden, das der Transmittergeschädigte durchmachte.
Er schüttelte den Kopf.
»Ich glaube nicht daran«, sagte er gepreßt. »Aber wir werden uns Gewißheit verschaffen.« Er stöhnte und kämpfte gegen die anstürmenden Gefühlsimpulse Alaskas. Sein ganzer Körper bedeckte sich mit Schweiß, aber er schaffte es. »Professor Dehuter, können Sie den Neandertaler in mein Landungsboot bringen?«
Tan Dehuter nickte.
»Sie wollen ihn fortschaffen, Solarmarschall?«
»Wir müssen Gewißheit haben«, erwiderte Deighton. Er kämpfte einen neuen Gefühlssturm nieder und sagte dann: »Die LARRY RANDALL wird ihn fünfhundert Lichtjahre weit ins All bringen. Ich erteile sofort die entsprechenden Befehle. Sind Sie einverstanden? Lord Zwiebus ist Ihr Patient.«
»Ich habe keine Bedenken«, erklärte der Ara-Mediziner. Nun, da er vielleicht endlich etwas für Alaska tun konnte, beruhigte er sich rasch. »Bedienen Sie sich hier mit der Funkanlage, Solarmarschall. Ich veranlasse alles weitere.«
Er verließ das Zimmer.
Galbraith Deighton stellte eine Telekomverbindung zum Kommandanten des Kurierkreuzers her und erteilte seine Anweisungen.
»Noch etwas«, fügte er hinzu. »Rufen Sie Quinto-Center an. Man soll von dort aus eine Hyperfunkverbindung mit Perry Rhodan herstellen, ihm die Lage schildern und bitten, schnellstens eine Funkbrücke nach Tahun einzurichten. Ich brauche laufend Meldungen über die Sonnenaktivität, vor allem aber Zeitpunkt, Dauer und Intensität der Ausbrüche. Haben Sie verstanden?«
»Verstanden, Sir«, antwortete der Kommandant. Der SolAb-Offizier war ein erfahrener und fähiger Mann, der eine Lage ohne überflüssige Fragen erfaßte und auswertete.
Deighton unterbrach die Verbindung und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Zur Zeit empfing er keine Gefühlsimpulse von Alaska Saedelaere. Der Transmittergeschädigte machte offenbar wieder eine Phase der Ruhe durch.
Kiner Thwaites blickte den Solarmarschall forschend an.
»Wie kann Ausbruchsenergie durch die paratronähnliche Blase des ATG-Feldes dringen, Sir – und wie kann diese Energie den Zeitunterschied von fünf Minuten überwinden …?«
»Ich weiß es nicht«, gab Deighton offen zu. »Ich weiß nur, daß es sich nicht um gewöhnliche Hyperstrahlung handeln kann – und daß es einen Weg gibt, falls das Experiment mit Zwiebus negativ verläuft.«
»Wenn Sie recht haben«, erwiderte Thwaites nachdenklich, »dann muß es zwischen den Zeitdimensionen unbekannte Strömungen geben, und sie müssen sich auch in Richtung Zukunft und zurück bewegen.«
Der Gefühlsmechaniker wurde um eine Schattierung bleicher. Er erkannte, worauf Kiner Thwaites hinaus wollte. Aber nach einiger Zeit atmete er erleichtert auf.
»Nein, ich glaube nicht, daß wir aus der Zukunft eine Bedrohung zu fürchten haben, Professor Thwaites. Schön, das Solsystem befindet sich auch in der Zukunft, könnten Sie entgegnen. Aber es stammt nicht von dort. Dort herrscht Chaos, eine Art veränderlicher Vorexistenz, die erst noch geformt werden muß.«
Kiner Thwaites schüttelte den Kopf. Hartnäckig entgegnete er:
»Wenn wir in die Vergangenheitsebene abstiegen, würden uns intelligente Wesen für Besucher aus der Zukunft halten, und faktisch kommen wir ja auch aus ihrer Zukunft. Warum sollte nicht jemand aus unserer Zukunft kommen, jemand, für den unser Zeitbezugspunkt identisch mit seiner Vergangenheit ist?«
»Sie lesen zuviel Zukunftsromane, Professor«, erwiderte
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