Silberband 048 - Ovaron
die Tür zu. Die vier Gefangenen waren allein.
Icho Tolot trat an die Wand und berührte sie.
»Papier!« sagte er geringschätzig. »Wenn es darauf ankommt, bin ich mit einem Satz draußen.«
»Zügeln Sie Ihr Temperament«, empfahl ihm Rhodan. »Solange Ras Tschubai den Automatvernichter trägt, können wir nicht viel unternehmen. Takvorian kann uns jederzeit mit der Vernichtung Tschubais drohen.«
Tolot ließ sich auf dem Boden nieder.
»Ich kann warten«, meinte er.
Rhodan blickte sich im Raum um. Ovaron hatte an alles gedacht. Sicher hatte er nie damit gerechnet, Gefangene zu bekommen, aber er hatte einen Teil seines Besitzes abgegeben, um das Gefängnis einzurichten.
Es gab sogar bebilderte Schriften. Auf einer Art Anrichte lagen mehrere Pakete Nahrungskonzentrate, unter denen die Gefangenen wählen konnten. An den Wohnraum schloß sich ein Bad an. Rhodan inspizierte es kurz und kehrte dann in den Wohnraum zurück.
»Für Tolot ist es da drinnen ein wenig eng«, sagte er. »Aber er wird wohl auch kaum Wert auf ein Bad legen.«
»Nein«, bestätigte Tolot.
Sie bereiteten sich etwas zu essen. Niemand sprach über Gucky, denn sie vermuteten, daß sie abgehört wurden. Bestimmt besaßen auch die Cappins Geräte, die mit einem Translator verglichen werden konnten.
Nachdem sie gegessen hatten, brachte Saedelaere das Gespräch auf den Prototyp.
»Es dürfte so sein, daß die Cappins sich auf unserer Welt Sklaven für spätere Zeiten heranziehen wollen«, spekulierte er. »Ihr Endziel dürften Wesen wie Lord Zwiebus sein. Allerdings legen die Cappins bestimmt keinen Wert darauf, Kreaturen mit so hoher Intelligenz zu züchten.«
Rhodan, der sich in einem Sessel niedergelassen hatte und in einer Bilderschrift blätterte, blickte auf.
»Wir haben jetzt ein paar Beweise, daß die Cappins Mißerfolge erzielt haben. In erster Linie sind das Lord Zwiebus, Takvorian und der Prototyp, den wir gesehen haben. Die Cappins sind also keineswegs die großen Biologen, für die sie sich halten. Außerdem gibt es unter ihnen Streit. Ovaron ist ein Gegner des Zuchtprogramms auf der Erde. Trotzdem ist er Chef des Militärs. Das scheint ein Widerspruch zu sein.«
»Ich wünschte, die Zusammenhänge wären etwas klarer«, sagte Ras Tschubai. »Ich hoffe, daß wir bald mit Ovaron sprechen können. Er kann ein wenig Licht in das Dunkel bringen, das diese ganze Geschichte umgibt.«
Rhodan antwortete nicht. Er dachte daran, daß sie im Grunde genommen noch keinen Schritt vorangekommen waren, seit sie in der Vergangenheit operierten. Sie wußten noch nicht einmal, wo der Todessatellit erbaut wurde. Es gab keinerlei Anzeichen, daß er innerhalb der SCHALTZENTRALE OVARON oder an irgendeinem anderen Platz der cappinschen Niederlassung existierte. Das war mehr als rätselhaft.
Vielleicht erfuhren sie von Ovaron etwas darüber.
Sprachlos vor Wut blickte Levtron auf den Bildschirm, wo sich noch vor wenigen Augenblicken das Bild der leuchtenden Kuppel abgezeichnet hatte. Das rätselhafte Gebilde war verschwunden, bevor die von Ovaron viel zu spät eingesetzten SRS-Bomben ihre Wirkung getan hatten.
Levtron sprang auf und rannte dabei gegen seinen Zyklopen.
»Dieser Verräter!« schrie er. »Dafür wird er sich verantworten müssen.«
Endlich gelang es ihm, seinem Zorn ein Ziel zu geben. Er rief das Hauptquartier an und verlangte Lasallo zu sprechen.
»Lasallo befindet sich nicht im Haus«, wurde ihm von einem Mitarbeiter des alten Cappins mitgeteilt. »Wünschen Sie, daß ich eine Nachricht hinterlasse?«
»Ja!« Levtrons Backenmuskeln arbeiteten heftig. »Sagen Sie ihm, von wo aus ich versucht habe, mit ihm in Verbindung zu treten. Er soll mich bitte anrufen. Es ist dringend.«
Er ließ sich wieder in den Sessel sinken und atmete schwer. Jetzt gab es keinen Zweifel mehr daran, daß Ovaron ein Verräter war. Levtron vermutete, daß die rätselhafte Kuppel von Gegnern der Cappins erbaut worden war. Er glaubte, daß Ovaron ein heimlicher Verbündeter dieser Machtgruppe war.
Jetzt erst dachte Levtron an Merceile. Ein Lächeln erschien auf seinem harten Gesicht.
Ovaron hatte sie verloren. Merceile würde niemals einen Abtrünnigen lieben. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, war Ovarons Tat sogar zu begrüßen. Er würde seine Position an Tarakan verlieren und Merceile an Levtron.
Levtron war so in Gedanken versunken, daß er das Summen des Funkgeräts erst beim zweitenmal hörte. Er schaltete auf Empfang. Auf dem Bildschirm
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