Silberband 049 - Welten in Angst
schlug aus. Gleich darauf huschte ein Leuchtpunkt über den Bildschirm.
Der Terraner beugte sich erregt nach vorn.
»Ein riesiges Raumschiff! Es befindet sich anscheinend im Orbit, deshalb werden wir es wieder aus der Peilung verlieren.«
Seine Worte bestätigten sich.
»Glaubst du, daß jetzt der Ganjo kommt?«
Er nickte grimmig. »Er wird kommen, wer immer er ist.«
Wie um seine Worte zu bestätigen, erschien auf dem Bildschirm ein weiteres Peilzeichen.
»Sie landen ein Beiboot!« rief Robinson der Zweite, der für solche Ereignisse immer überraschend schnell eine Erklärung fand. »Wenn mich nicht alles täuscht, werden sie hier in der Nähe landen.«
Die Erregung, die ihn ergriffen hatte, sprang auf mich über. Nervös scharrte ich mit den Füßen über den Boden. Was würden die Fremden in der Schlucht tun, wenn jetzt ein gegnerisches Raumschiff auftauchte? Oder war es kein gegnerisches Raumschiff, sondern Verstärkung? Wir mußten abwarten, wenn wir Antworten auf diese Fragen bekommen wollten.
An Schlafen dachte jetzt keiner von uns beiden.
Ich suchte mit den Augen den Himmel ab und entdeckte einen kleinen Punkt, der das Licht der Sonne reflektierte und schnell größer wurde. Der Terraner hatte es ebenfalls entdeckt.
»Da ist es!« stieß er hervor. »Das ist das Beiboot, das vom Mutterschiff im Orbit ausgeschleust wurde.«
Wir standen zwischen den Felsen und beobachteten. Immer mehr hatte ich das Gefühl, daß wir nur zwei hilflose Zuschauer bei einem Ereignis von kosmischer Bedeutung waren.
20.
Das Beiboot war eiförmig, etwa vierzig Meter lang und an der dicksten Stelle zwanzig Meter breit. Eine solche Schiffskonstruktion sah ich zum erstenmal.
Ich merkte, wie sich meine Hände um einen vorspringenden Felszacken schlossen.
Merkosh stand neben mir und starrte in den Himmel.
Das Beiboot sank mit dem Heck voran nach unten. Aus den Triebwerken stießen blauweiße Feuersäulen.
»Es sieht unheimlich aus«, murmelte ich. »Ich habe so etwas schon tausendmal gesehen, ohne daß es mich aufgeregt hat, aber diesmal ist es etwas anderes.«
Merkosh verharrte in seiner Stellung.
»Vrrrielleicht sollten wrrrir doch in die Station zurückkehren, Terraner. Wrrrir wrrrissen nicht, wrrras uns hier erwrrrartet.«
»Es ist besser, wenn wir diesen Platz vorläufig nicht verlassen«, entgegnete ich. »Wenn die Fremden hochwertige Ortungsgeräte besitzen, was ich nicht bezweifle, würden sie die Energieausstrahlung unserer Flugprojektoren anpeilen.«
»Ich wrrrill mich über diese Dinge nicht mit dir streiten.«
Die Heckdüsen des Beiboots spien erneut blauweißes Feuer, diesmal jedoch schwächer als beim Eintritt in die Atmosphäre. Die Geschwindigkeit des Schiffes verlangsamte sich. Die Landestützen wurden ausgefahren.
»Jetzt setzt es bald auf«, murmelte ich.
Das Beiboot landete etwa vier Kilometer von uns entfernt auf einem Hochplateau. Seine Triebwerke kamen zur Ruhe.
Merkosh und ich warteten schweigend, was nun geschehen würde. Ich zweifelte nicht mehr daran, daß sich zwei gegnerische Parteien auf Titan gegenüberstanden. Was würde mit den zuerst angekommenen Fremden geschehen, wenn sie von den Besatzungsmitgliedern des eiförmigen Beibootes entdeckt wurden?
Die Neuankömmlinge waren so nahe bei der Station gelandet, daß an ihrem Ziel kein Zweifel mehr bestehen konnte. Die Station mußte eine große Bedeutung besitzen, wenn zwei verschiedene Gruppen sich so sehr um sie bemühten.
Ich lächelte voller Selbstironie. Eigentlich waren es drei Gruppen, wenn man den Oproner und mich einbezog. Merkosh und ich bildeten allerdings die mit Abstand schwächste Streitmacht. Wir konnten nur warten, wie die Auseinandersetzung zweier mächtiger Kontrahenten enden würde. Vielleicht hatten wir dann die Chance des unbeteiligten Dritten.
»Sie scheinen zu wrrrarten«, bemerkte Merkosh ungeduldig.
Wir hatten die Reichweite unserer Helmsprechgeräte auf ein Minimum gedrosselt, so daß wir nicht zu befürchten brauchten, von den Fremden angepeilt zu werden.
»Alles braucht seine Zeit«, entgegnete ich.
Er warf mir einen schnellen Blick zu.
»Wrrrolltest du nicht schlafen gehen?«
»Soll das ein Witz sein? Ausgerechnet jetzt!«
»Meinetwrregen kannst du hierbleiben. Aber vrrrergiß nicht, daß du noch krank bist.«
Ich mußte lachen.
»An meine Krankheit habe ich in den letzten Minuten bestimmt nicht gedacht.«
Unser Gespräch wurde unterbrochen, als zwei schalenförmige Gleiter aus dem Hangar des
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