Silberband 049 - Welten in Angst
Äußerungen zufolge sollte das Lebewesen an seinen Tod gedacht haben. Es mußte also gestorben sein, und bei den niedrigen Temperaturen konnte es nicht verwesen. Warum hatte in der Realzeit niemand seinen tiefgefrorenen Leichnam gefunden?
Seine Gedankengänge wurden unterbrochen, als der Haluter auf einer Schuttlawine den Schluchthang herabritt. Unten angekommen, sprang er mit einem gewaltigen Satz zu den Wartenden.
»Nichts«, meldete er lakonisch. »Auf dem Eis des Bergsattels gibt es eine Schleifspur, aber die kann ebensogut hundert Jahre alt sein. Ich habe die Stelle dreimal in immer weiteren Kreisen umlaufen, aber nichts gefunden.«
»Das besagt nicht viel«, sagte Ovaron. »Wenn es ein Lebewesen war und wenn es sich so schnell wie Sie, Tolot, fortbewegen kann, dann konnten Sie es nicht finden.«
»Und außer der Schleifspur gab es keine Spuren?« fragte Rhodan.
»Keine, Rhodanos«, bestätigte der Haluter. »Aber ich habe etwas anderes, ganz Merkwürdiges gesehen. In der Mulde rechts unterhalb des Sattels war ein See.«
»Ein See?« fragte Gucky.
»Hauptsächlich Wasser«, berichtete Tolot weiter. »Ich habe meinen Helm geöffnet und einen Schluck getrunken. Es war H 2 O mit geringfügigen unbekannten Beimischungen – und es war warm.«
»Natürlich«, bemerkte Gucky, »sonst wäre es ja Eis gewesen.«
»Eine heiße Quelle?« fragte Perry.
»Eben nicht, Rhodanos. Während ich noch dort stand und überlegte, bildete sich eine Eisschicht. Ich nehme an, es ist jetzt schon bis zum Grund gefroren.«
»Das ist wirklich merkwürdig«, sagte Ovaron. »Ich kann mir das nur so erklären, daß dort kurzfristig Energie freigesetzt wurde.«
»Das ist auch meine Überzeugung«, sagte Icho Tolot. »Aber es gab nichts, was die Energie hätte freisetzen können.«
»Die Sache kommt mir verdächtig vor«, erklärte Perry Rhodan. »Aber wir haben keine Zeit, um ihr jetzt weiter nachzugehen. Freund Tolotos, wir reiten weiter in der alten Richtung.«
Etwa eine Viertelstunde später hielt der Haluter ruckartig an und legte sich flach auf den Boden.
»Bewegung!« meldete er mit ›gedämpfter‹ Stimme. »Vorn! Etwas huschte über einen Bergkamm und verschwand wieder.«
Perry Rhodan und Ovaron gingen hinter Tolots ausgebreiteten Handlungsarmen in Deckung.
Gucky dagegen blieb auf Tolots Rücken sitzen und verkündete mit schriller Stimme:
»Falscher Alarm, Jungs! Das sind unsere beiden Ertruser.«
»Toronar Kasom …«, sagte Perry Rhodan überrascht. »Und Professor Kase. Ich möchte wissen, was die hier zu suchen haben. Hoffentlich ist nichts passiert.«
Der Mausbiber fuhr erschrocken hoch, glitt von Tolots Rücken und fiel auf den Schotter.
»Sie suchen nach Anton!« Er richtete sich auf. »Der Taimoner ist ausgerissen, Perry! Ich ahne etwas. Oh, der arme Anton!«
Perry Rhodan ging ebenfalls ein Licht auf. Er sagte jedoch nichts, bis die beiden Ertruser vor ihnen auftauchten. Sie zogen einen Geländeschlitten hinter sich her.
»Haben Sie Sir Anthony gesehen, Sir?« fragte Tajiri Kase, kaum daß er Rhodan und seine Begleiter erblickt hatte.
Rhodan verneinte und ließ sich berichten, was im Nullzeit-Deformator geschehen war. Erst dann erzählte er von dem ›Phantom‹, das Ovaron gesichtet hatte und hinter dem Icho Tolot vergeblich hergelaufen war.
»Planhirnauswertung«, meldete der Haluter. »Anton hat sich in Wärmeenergie aufgelöst und dadurch den gefrorenen See für kurze Zeit aufgetaut. Es wäre zwecklos, weiter nach ihm zu suchen.«
»Wir können ihn doch nicht dort draußen liegenlassen!« protestierte Tajiri Kase. »Zumindest ein Grab …«
»Wie wollen Sie längst verflüchtigte Wärme begraben?« fragte der Haluter. »Ich verstehe nur nicht, daß der Taimoner freiwillig in eine für ihn tödliche Umgebung gelaufen ist.«
Der Mathelogiker sagte bedrückt:
»Ich glaube, ich kann es erklären. Er hatte bemerkt, daß er uns im Nullzeit-Deformator nur zur Last fiel. Vielleicht wußte er auch, daß er immer größer werden würde, so daß wir seinetwegen hätten verhungern müssen. Also suchte er den Tod.«
»Es klingt wie ein uraltes Märchen, wirklich rührend«, bemerkte Toronar Kasom.
»Vielleicht doch nicht«, warf Gucky ein. »Dieses ›Phantom‹, es dachte beim Sterben an eine Wiedergeburt. Angenommen, er wußte, daß es nur um einen Tod auf ›Zeit‹ ging, dann erschiene Tajiris Erklärung plausibel.«
»Ob Anton absichtlich oder unabsichtlich den Tod gesucht hat, ist für uns
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