Silberband 050 - Gruelfin
Rhythmus eines jagenden Herzens.
Dann:
»Oh, das war ein Irrtum meinerseits. Dieser Pseudokörper muß sich erst an mich gewöhnen. Wie war doch gleich Ihr Name?«
Ingwar Bredel war endgültig sicher, daß der andere niemals Vavischon war, auch wenn er jetzt aus Vorsicht so tat.
»Sie werden lachen«, antwortete er langsam. »Mein Name ist Ingwar Bredel, Dr. Ingwar Bredel – in einem fremden Körper natürlich.«
»Natürlich«, schallte es wie ein Echo zurück. Bredel glaubte Sarkasmus herauszuhören. »Und da Sie Dr. Bredel sind, können auch die Bulldoggen Phobos und Deimos nicht weit sein.«
»Was …?«
Bredel sprang mit einem Satz von der Wand fort und blickte sich entsetzt um. Im nächsten Moment setzte er sich auf den Boden und begann so zu lachen, daß ihm die Tränen übers Gesicht liefen.
Vorsichtig schob sich das monströse Lebewesen um die Ecke. Seine Augen sahen mit farblosen Pupillen auf den Rächer.
Ingwar Bredel hörte auf zu lachen und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
»Sie können nur Ovaron sein«, sagte er atemlos. »Ein Scheusal wie Vavischon hätte niemals eine so feinsinnige Bemerkung über die Kaspon-Hunde gemacht, da er keinen Sinn für Humor hat.«
Der plumpe Pseudokörper entspannte sich.
»Eins zu Null für Sie. Ich bin tatsächlich Ovaron. Aber verraten Sie mir, warum ich nicht auch Merceile hätte sein können?«
Bredel kicherte.
»Merceile ist eine Frau, Mister Ganjo. Überlegen Sie doch: Würde eine Frau vor einem so vollendeten Mann wie mir davonlaufen …?«
»Jetzt bin ich völlig sicher, daß Sie Dr. Bredel sind«, erwiderte der Ganjase. »Nicht einmal Vavischon wäre auf einen so taktlosen Gedankengang verfallen.«
»Ich könnte Sie verprügeln …«, überlegte Bredel ernsthaft und voller kompensiertem Unterlegenheitsgefühl.
Ovaron nickte.
»Natürlich können Sie es versuchen, aber nur in diesem geborgten Körper. Wie sind Sie eigentlich zu ihm und in ihn gekommen, Dr. Bredel?«
Ingwar Bredel grinste. Endlich wieder ein Rätsel, das auch der ehemalige Ganjo des ehemaligen Ganjasischen Reiches nicht zu lösen vermochte.
»Ich habe ihn selbst gemacht«, antwortete er.
Ovaron blickte ihn ungläubig an, doch bevor er etwas darauf entgegnen konnte, heulten überall Alarmsirenen los, und das dröhnende Stampfen zahlloser Roboter hallte durch die Korridore und Stollen.
Die beiden biosynthetischen Körper erstarrten, dann hob Ingwar Bredel den Arm.
Sie warteten, bis das Sirenengeheul verstummt war.
»Es gibt zwei Möglichkeiten«, erklärte Bredel. »Entweder hat die Kommandopositronik des Arsenals die Kampfroboter mobilisiert, um sie gegen unsere Landetruppen zu schicken – oder Vavischon ist in einem Pseudokörper gelandet und hat gemerkt, daß sich Unbefugte im Arsenal herumtreiben.«
»Dann kommen wir unter Umständen nicht an ihn heran«, folgerte der Ganjo enttäuscht. »Nun …«, meinte er ausweichend, »… notfalls gehen wir in unsere eigenen Körper zurück und peilen einen anderen Biosyntho an.«
Ingwar Bredel nickte. Er klärte Ovaron nicht darüber auf, daß er nicht aus dem Arsenal fliehen konnte. Sein eigener Körper befand sich hier, außerdem hätte er dann den Rächer schutzlos zurücklassen müssen, und dazu war er ihm zu kostbar.
»Ich denke, wir sollten versuchen, die Befehlszentrale dieses Arsenals zu finden, Ovaron.«
»Wie wollen wir uns ohne Waffen dorthin schlagen?« fragte der Ganjo und lauschte aufmerksam dem sich nähernden Dröhnen und Stampfen takerischer Kampfroboter.
Bredel stieß eine Verwünschung aus, dann legte er dem Monstrum neben sich die Hand auf die Schulter.
»Warten Sie hier, Ovaron – und verhalten Sie sich still. Ich will versuchen, Waffen für uns zu besorgen.«
»Ja, aber woher wollen …?« begann der Ganjo.
Doch dann war Ingwar Bredel bereits davongerannt. Geduckt lief er neben den Transportbändern her den Korridor zurück, durch den sie beide gekommen waren …
Vavischon wurde von einem mächtigen Schwindelgefühl gepackt, kaum daß er sich in einen Pseudokörper des Arsenals versetzt hatte.
Er erkannte seine Umgebung nur verschwommen, so als sähe er durch grauweiße Schleier hindurch. Panik erfaßte ihn, setzte für wenige Augenblicke die Wahrnehmungsorgane des Pseudokörpers außer Betrieb, so daß Vavischon sich wie in einer unendlich großen, lichtlosen Kammer fühlte.
Wäre die Pedotransferierung eine Fähigkeit des Unterbewußtseins gewesen, hätte der Takerer sich
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