Silberband 050 - Gruelfin
einmal seinen Großen Erbgott Lullog unter dem Arm.
»Hallo, Bredel, wie geht es?« rief er und nahm auf der zerschlissenen Liege Platz.
Bredel schluckte.
»Ich bin krank, Major …«, flüsterte er. »Mein Vorgesetzter, Professor Kaspon, ist von Deimos gefressen worden …«
Lokoshan lachte und stockte plötzlich.
»Von Deimos gefressen …?« wiederholte er. »Damit ist Ihnen aber nicht geholfen, Dr. Bredel, wie?« Er schlug mit dem Fingerknöchel gegen den Kopf seiner türkisfarbenen Statuette. »So kann man Ihnen nicht helfen.«
Ingwar Bredel sah den Kamashiten verständnislos an. Im nächsten Augenblick ruckte sein Kopf herum, die Augen quollen beinahe aus den Höhlen.
Auf dem Interkom-Bildschirm flimmerte erneut Professor Kaspons Gesicht. »Also gut.« Der Professor schrie, aber es war nicht lauter, als hätte er geflüstert. »Ich schenke Ihnen Phobos und Deimos. Ich gebe Ihnen sogar noch tausend Solar, wenn Sie sie behalten.«
»Aber …«, begann Bredel.
Kaspon wischte sich etwas von der Stirn, das wie eine schleimige Flüssigkeit aussah. In seinen Haaren hingen Fleischfasern.
»Ich verspreche Ihnen, Sir, mit Professor Serenti zu sprechen. Khomo Serenti sucht einen Facharzt für die Abteilung Logotherapie, und da ich weiß, daß Sie sich schon immer für die Dritte Wiener Richtung interessierten, werde ich Sie dem Kollegen wärmstens empfehlen.«
Patulli Lokoshan beugte sich vor und zwang Bredels Blick unter seine Kontrolle. »Greifen Sie zu, Mann! Das ist eine Chance, die nicht wieder geboten wird.«
Und während Ingwar Bredel verstört mit seinem – ehemaligen – Vorgesetzten sprach, strich der Kamashite zärtlich über den Schädel seines Erbgottes.
»Das war gut, fast zu gut, Lullog. Wenn Deimos nun zugebissen hätte …?«
Fleisch ist Fleisch …! gab Lullog lautlos wie immer zurück.
25.
Die MARCO POLO, inzwischen acht Zehntel lichtschnell, war bisher auf das Zentrum des von den takerischen Einheiten gebildeten Sperriegels zugerast. Jetzt, nur zwei oder drei Lichtsekunden von den ersten Schiffen entfernt, änderte sich der Kurs um zwei Strich, also knapp fünfundzwanzig Grad der Skala.
Das Manöver zersplitterte die Masse der Angreifer.
Zuerst waren die Abstände der Takerer untereinander gleich gewesen. Die Angreifer trieben mit reduzierter Fahrt auf den einzelnen Punkt zu. Durch die Kursänderung wurden aus gleichen Abständen, weil die Schiffe ohne Koordination plötzlich vorpreschten, auf den Gegner losrasten, längere und dichtere Abstände. Dort, wo sich sechs Schiffe besonders weit voneinander entfernt hatten, war die Öffnung entstanden.
Auf diese Öffnung raste die MARCO POLO zu. Dicht davor, als die Angreifer ihren Fehler erkannten, wechselte der Kurs abermals. Eine Schiffskonzentration an einer anderen Stelle wurde angeflogen, und die Öffnung blieb bestehen.
Eine halbe Lichtsekunde vor der ersten Gruppe der Angreifer vollführte die MARCO POLO abermals eine harte Wendung.
… und steuerte genau auf dieses Loch zu.
Von allen Seiten rasten jetzt die Takerer heran, nahmen den fast lichtschnellen Raumgiganten in die Zielkreuze und jagten ihm nach. Die ersten Strahlenbahnen zuckten auf, konzentrierten sich auf das fliehende Schiff.
Und in der gleichen Sekunde durchstieß, mehr als neun Zehntel lichtschnell, die MARCO POLO den Kordon der gegnerischen Schiffe.
Drei schwere Einheiten der Takerer nahmen die Verfolgung auf.
Die lichtschnellen Strahlen trafen auf die Schirme. Über dem dahinrasenden Kugelschiff entstanden mächtige Strukturrisse, durch sie wurden die auftreffenden Fremdenergien in den Hyperraum abgeleitet.
Die Geschwindigkeit der vier Schiffe näherte sich der Lichtgrenze.
Die Techniker an Bord stellten fest, daß die lichtschnellen Strahlen der Initialdoppler-Geschütze des takerischen Gegners grundsätzlich auch der MARCO POLO gefährlich werden konnten, aber dazu mußte mehr aufgeboten werden als die vereinte Feuerkraft von drei Großkampfschiffen der Takerer. Um die MARCO POLO ernsthaft zu gefährden, waren mehr Schiffe nötig.
Während die MARCO POLO, zwar noch immer in unterlichtschneller Fahrt, ihren Vorsprung zu vergrößern versuchte, meldete sich die Funkzentrale.
»Perry Rhodan – bitte melden!«
Rhodan verließ für einige Minuten die Schirme der Panoramagalerie und fuhr seinen Sessel auf den Interkomschirm zu.
»Hier Rhodan!«
»Wir haben einen Hyperfunkspruch auf der Flottenwelle aufgefangen. Ein Schiff der Moritatoren,
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