Silberband 050 - Gruelfin
Stirn.
»Vergessen Sie es, Perry. Ein vernichtetes System muß noch nicht bedeuten, daß es den Ganjasen überall so ergangen ist. Fliegen wir weiter. Es gibt im Halbmesser von dreitausend Lichtjahren noch viele Planeten, die wir damals ausgebaut hatten. Fliegen wir weiter!«
Neue Kurse wurden berechnet. Eine blaue Riesensonne diente als Treffpunkt. Während die MARCO POLO fahrtlos im Raum schwebte, schwärmten die Kreuzer- und Korvettenverbände aus. Die Kommandanten hatten Spezialbefehle erhalten.
Nach wenigen Tagen kehrten die ersten Einheiten zurück. Die Berichte der Besatzungen waren niederschmetternd.
Dieser Sektor der Galaxis NGC 4594 schien ein einziger Kriegsschauplatz gewesen zu sein.
Oberstleutnant Pawo Restonow, Chef der Fünften Kreuzerflottille, hatte als einziger Kommandant inmitten einer Trümmerwüste einen Planeten entdeckt, auf dem neues Leben herangereift war.
Seine Bildberichte waren erschütternd. Primitive Wilde, in ihren Körperformen kaum noch cappin- oder menschenähnlich, durchstreiften weite Urwälder und Savannen. Sie waren auf der Suche nach Nahrung. Ihre einzigen Waffen bestanden aus Holzknüppeln und Faustkeilen.
»Ich habe auf eine Kontaktaufnahme verzichtet, Sir«, berichtete Restonow abschließend. »Diese Lebewesen sind noch zu unterentwickelt. Sie leben in Horden zusammen, sind typische Nomaden und haben kaum die Andeutung einer Sprache gefunden. Die Pflanzenmutationen sind dagegen weit fortgeschritten. Bestimmte Tierformen haben sich spezialisiert. Es wird noch einige hunderttausend Jahre dauern, bis aus diesen Wilden intelligente Wesen werden. Wenn überhaupt!«
Rhodan gab dem Flottillenkommandant einen Wink. Restonow warf einen verständnisvollen Blick zu Ovaron hinüber und ging.
Die Berichte der anderen Kommandanten waren durchweg negativ. Hier, in dem äußeren Randzonengebiet einer riesigen Galaxis, schien es überhaupt kein Leben mehr zu geben.
Ovaron wirkte blaß und abgespannt. Dennoch gab er sich alle Mühe, die Lage mit der gebotenen Sachlichkeit zu überdenken.
»Ich verstehe nicht, warum man diese Planeten niemals wieder besiedelte. Sie waren zumindest strategisch wertvoll, von den Bodenschätzen ganz abgesehen.«
Merceile, die Biotransfer-Korrektorin, fand eine Antwort. Es war eine glaubwürdige Hypothese.
»In den äußeren Zentrumsgebieten und dem direkten Kern gibt es einige hunderttausend besiedlungsfähige Planeten. Die Machthaber, die nach Ihrem spurlosen Verschwinden die Geschicke des Ganjasischen Reiches übernommen haben, waren offenbar unfähig, die takerischen Angriffe abzuwehren. Sie als Ganjo hätten sicherlich andere Maßnahmen ergriffen. Der Nandor-Clan, der Ihre Familie mit größter Wahrscheinlichkeit verdrängte, war erwiesenermaßen unfähig. Man wollte die Macht, ohne in der Lage zu sein, sie auch auszuüben. Die Takerer, deretwegen Sie zur Erde kamen, um dort Genverbrechen zu verhindern, waren entschlossener, skrupelloser sowie militärisch und politisch tüchtiger. Es dürfte einige zehntausend Jahre gedauert haben, bis die Flottenkommandeure und Gouverneure des Reiches den Widerstand aufgegeben haben. Die vielen vernichteten Systeme deuten darauf hin. Wo aber sind sie und ihre Nachkommen geblieben? Ich kann mir nicht vorstellen, daß die tüchtigen Männer und Frauen meines Volkes keinen Weg gefunden haben sollten, der totalen Ausrottung zu entgehen. Wo sind ihre Nachfahren?«
Eine Stunde und zweiunddreißig Minuten später nahm die MARCO POLO erneut Fahrt auf. Ziel war das Foschtasch-System, sieben Planeten, Nummer drei und vier bewohnt. Die rote Sonne hatte zu Ovarons Zeiten als wichtigstes Leuchtfeuer für Anflugbestimmungen gegolten. Gleichzeitig war es ein schwerbewaffneter Stützpunkt der Ganjasischen Flotte gewesen.
In der noch sternarmen Zone des äußeren Randsektors war die Navigation einfach. Die Zielsonne wurde nach einer Linearetappe erreicht.
Rhodan ging vorsichtshalber weit vor der Umlaufbahn des siebten Planeten in den Normalraum zurück. Die überlichtschnelle Fernortung lief an. Die MARCO POLO war wieder voll gefechtsklar.
Rhodan war nicht bereit, sich überraschen zu lassen. Die Besatzungen aller Beiboote hatten Sitzbereitschaft. Ein Alarmstart konnte in wenigen Augenblicken durchgeführt werden.
Die riesigen Schleusentore der Kreuzer- und Korvettenhangars waren geöffnet. Die fünfhundert Lightning-Jets standen abschußbereit auf ihren energetischen Prallkissen. Wenn ein Soforteinsatz erforderlich sein
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