Silberband 053 - Die Urmutter
der galaktopolitischen Machtkämpfe.
»Ich muß es riskieren«, sagte er laut. »Und zwar jetzt.«
Er wußte, was nach dem Ausschalten des Antriebsmotors kam.
Guvalasch stolperte, während die künstliche Schwerkraft unregelmäßig zu wirken begann, zum Schott.
Hinter ihm erlosch die Raumbeleuchtung. Die Bildschirme wurden dunkel. Blind vor Zorn riß der Sextolotse seinen Strahler aus der Schutztasche und feuerte wild in die Richtung der Schirme und der Instrumente. Seine geballte Faust schlug gegen den Kontaktknopf. Zögernd und stockend rollte das Schott auf. Mit einer Hand hielt sich der alte Cappin fest, um nicht hinausgeschleudert zu werden, dann leerte er mit ungezielten Schüssen das Magazin seiner Waffe. Hinter ihm brannten die Geräte – die Flammen glühten fahl auf, als der Sauerstoff ins All hinaus entwich.
Guvalasch steckte die Waffe zurück, spannte die Beinmuskeln und breitete die Arme aus. Dann stieß er sich seitlich aus der Schleuse und trieb sehr schnell von dem Fragment ab. Er konnte die fremden Schiffe bereits mit dem bloßen Auge erkennen. Es waren viele dunkle Rundkörper, deren Masse einen Teil der Sterne Gruelfins verdeckte.
Er schaltete das Funkgerät ein und rief sich ins Gedächtnis, daß er, nur mit einem flugfähigen Raumanzug bekleidet, annähernd halbe Lichtgeschwindigkeit flog. Wenn er gegen eines der Schiffe stieß – mit dieser Geschwindigkeit –, dann bedeutete das sein Ende.
»Hier spricht Guvalasch!« sagte er laut, als der Sender genügend Energie abgeben konnte. »Ich rufe den takerischen Flottenverband, der mich hoffentlich inzwischen geortet hat. Ich muß mit dem Taschkar Verbindung aufnehmen, es geht um die Existenz des ganjasischen Volkes und um Ovaron, den Ganjo.«
Der Sextolotse sah jetzt weder den VASA, noch konnte er den Sammler erkennen. Während er sprach, schwang er sich mit wenigen Bewegungen der Arme und der Beine in die richtige Position und bremste mit dem eingebauten Triebwerk seine Geschwindigkeit ab, bis er den Eindruck hatte, jederzeit gut manövrieren zu können. Dann schaltete er seine Helmlampe ein und wieder aus und wartete auf eine Reaktion der Schiffe dort vor ihm, auf deren Zentrum er schnell zutrieb.
»Wir haben Sie gehört. Warten Sie!« sagte eine Stimme deutlich, aber kühl und distanziert.
»Aber gern. Bitte, öffnen Sie doch eine Schleuse.«
»Verstanden.«
Sie sprachen Gruelfin. Wenn die Takerer die Suchflotte aus dem riesigen Greytonor-System waren, das die Fremden Deep-Purple-System nannten, dann waren Guvalaschs Chancen, mit dem Taschkar zu sprechen, schlagartig gewachsen. Die Strapazen seiner Flucht schienen vergessen zu sein. Langsam drehend und mit blinkender Helmlampe trieb der Sextolotse auf die Schiffe zu.
»Wie, sagten Sie, war Ihr Name?« fragte der unbekannte Funker, ohne sich vorzustellen. »Wir haben Sie klar geortet.«
»Guvalasch, mein Herr«, sagte der Sektenführer. »Werden Sie mich auch nicht verfehlen?«
Der Funker erwiderte schroff: »Nein. Was ist das für ein Schrott, der hinter Ihnen im Raum treibt?«
Guvalasch sagte wütend: »Es sind Teile eines Riesenrobots, der mich, wenn auch widerstrebend, bis hierher gebracht hat.«
»Sie stören uns!« behauptete eine andere Stimme.
Der alte Sextolotse sagte fast heiter, während er abermals seine Bremstriebwerke zündete: »Sie dürfen den Schrott gern beseitigen, meine Freunde.«
Die kühle Stimme erwiderte schnell: »Wir sind Takerer, nicht ›Ihre Freunde‹, Guvalasch.«
Guvalasch lachte laut und sagte: »Jeder, der mich aus Raumnot befreit, ist mein Freund. Daran werden Sie nichts ändern können.«
Während sich die drei Komponenten – der sich drehende Sammler, der taumelnde VASA und Guvalasch – dem Pulk näherten, wurden dort Auswertungen vorgenommen. Abstände wurden gemessen, Geschwindigkeiten festgestellt und jede Bewegung aufgezeichnet. Dann lösten sich drei kleinere Einheiten und das größte Schiff der Phalanx aus dem Schwarm und gingen auf Kurs.
Sie hatten eindeutig den Befehl bekommen, den VASA näher zu untersuchen.
17.
Die Flotte war vom Taschkar ausgeschickt worden, um die MARCO POLO zu suchen und, wenn möglich, zu vernichten. Schnelle, moderne Schiffe unter dem Kommando erfahrener und treuer Kommandanten. Und im Flaggschiff saß ein Offizier der Marsav, des takerischen Geheimdienstes. Sein Name war Raekolond.
Als die ersten Impulse zweier treibender Körper auf den Schirmen der Ortung sichtbar geworden waren, hatte dies
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