Silberband 053 - Die Urmutter
Fremden an uns ausliefern.«
Guvalasch spielte einen weiteren Trumpf aus. Er winkte einem der stummen Diener zu. Eine Wand im Hintergrund flammte auf. Tarino sah das Bild einer unter der Oberfläche gelegenen Halle. Sie stand in Flammen. Durch Rauch und Feuer erkannte Tarino die gepanzerten Wagen der Freiwilligen-Armee, die die Ganjoprester aufgestellt hatten. Farrogs waren nicht zu sehen, aber die Panzerwagen gaben ständig Schüsse ab.
»Sie sind in den Partin-Bunker vorgestoßen und bereits achtzig Meter tief in das Farrog-Reich eingedrungen«, erklärte Guvalasch leidenschaftslos. »Natürlich haben wir zuerst versucht, mit den Farrogs zu verhandeln.«
Tetman Tarino blickte ungläubig auf die kriegerische Szene.
»Sie sehen also«, fuhr Guvalasch fort, »daß der Krieg, den Sie so fürchten, bereits begonnen hat. Die Farrogs haben uns diese Auseinandersetzung aufgezwungen. Wollen Sie mit Ihren Truppen warten, bis die Mutanten aus ihren Höhlen hervorkommen und unsere Städte vernichten?«
Die Vorführung hatte den Kommandanten völlig verwirrt. Er wußte nicht, was er tun sollte. Die Bilder, die noch immer an der Wand abliefen, waren zweifellos echt. Aber noch war es eine lokale Auseinandersetzung, die unter irgendeinem Bunker weit hinter dem Raumhafen von Cappinoscha stattfand. Es mußte verhindert werden, daß der Krieg sich ausweitete.
Guvalasch winkte. Der stumme Diener schaltete die Bildwand aus. Sie sank in den Boden und gab den Blick auf einen hellen Korridor frei. Tarino sah einen hochgewachsenen Mann, der sich ihnen näherte. Hier, im Innern des Regierungsgebäudes, fühlte Tetman Tarino sich jedesmal unsicher. Sein Platz war an Bord eines Raumschiffs.
»Stehen Sie auf!« fuhr Guvalasch den Tetman an. »Erkennen Sie den Ganjo nicht?«
Tarino erhob sich. Der Mann, der sich dem kleinen Raum genähert hatte, trat ins Licht.
Der Ganjo! dachte Tarino.
Der Herrscher der Ganjasen trug einen schweren Umhang. Sein Gesicht wirkte ernst. Er blieb im Eingang stehen. Seine Erscheinung strahlte Würde und Überlegenheit aus.
»Wenn Sie sich mir gegenüber auch sträuben«, sagte Guvalasch, »so hoffe ich trotzdem, daß sie nicht vergessen haben, wer der eigentliche Oberbefehlshaber ist.«
»Ganjo!« hauchte der Tetman. Es schien ihm unfaßbar, vor einem Mann zu stehen, der nach zweihunderttausend Jahren zu seinem Volk zurückgekehrt war.
Der Ganjo streckte beide Arme aus und machte noch ein paar Schritte auf Tarino zu.
Guvalasch beobachtete den Androiden unter halbgeschlossenen Lidern. Auch er hatte sich erhoben, denn Tarino sollte glauben, daß der oberste Priester der Ganjoprester ebenfalls ein treuer Diener des Zurückgekehrten war.
»Du bist Tarino, nicht wahr?« fragte der Ganjo.
Niemand außer Guvalasch hörte, daß die Stimme des Androiden leichten Schwankungen unterworfen war. Guvalasch hoffte, daß dies nicht die ersten Anzeichen einer seelischen Krise bei dem von den Takerern geschaffenen Wesen waren. Noch brauchten die Pedolotsen den falschen Ganjo. Später, wenn seine Macht gefestigt war, würde Guvalasch den lästigen Mitwisser beseitigen lassen.
»Ja, Ganjo!« stammelte der Tetman. »Ich bedaure, daß Sie meinetwegen hierherkommen müssen.«
»Es gibt in der Tat wichtigere Dinge, die im Augenblick zu erledigen sind«, sagte das Duplikat. »Aber ein tapferer Kommandant wie du hat es verdient, daß der Oberbefehlshaber ihm vor dem Kampf Mut zuspricht.«
Tarino schluckte. »Vor dem Kampf …?«
Der Ganjo legte wohlwollend einen Arm um die Schultern des Raumfahrers.
»Als Kommandant der Systemflotte Syverons wirst du eine entscheidende Rolle im Kampf gegen die Farrogs spielen. Wenn du deine Landetruppen richtig einsetzt, werden wir die Sache schnell erledigt haben.«
Tarino unterdrückte ein Stöhnen. Es war also Wahrheit. Der Krieg ließ sich nicht mehr abwenden. Der Ganjo selbst forderte einen Angriff auf die Farrogs.
»Wir werden alle kriegerischen Handlungen abbrechen, sobald die Farrogs unsere Bedingungen akzeptieren«, fuhr der Androide fort. Er sagte alles, was Guvalasch ihm vor Tarinos Erscheinen eingeprägt hatte.
Das Duplikat zog den Kommandanten langsam mit zum Ausgang. Guvalasch folgte den beiden Männern, denn er wollte jedes Wort hören.
»Du gehörst an die Spitze deiner Truppen«, behauptete der falsche Ganjo. »Kehre dorthin zurück und beginne mit den Vorbereitungen. Ich nehme an, daß du schon in den nächsten Stunden eingreifen kannst. Dann brauchen die tapferen
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