Silberband 054 - Finale für Pluto
waren kleine, äußerst gefährliche Kampfmaschinen, die
vom Sammler aus ferngesteuert wurden. Sie formierten sich und griffen dann den terranischen
Verband an, der den Posbi begleitete.
Während die Terraner dem Überraschungsangriff begegneten und sich in ihre Schutzschirme
hüllten, setzte der Posbi ohne Kursänderung seinen Flug fort, genau auf den riesigen Sammler zu.
Um die Terraner nicht mißtrauisch zu machen, jagte er einige Energiebündel in den Pulk der
Vasallen und vernichtete sogar einen von ihnen.
Das schien die Terraner zu überzeugen. Mit voller Konzentration widmeten sie sich den
angreifenden Vasallen und blieben dabei immer mehr zurück. Vascalo erhielt so einen Vorsprung,
den er zu nutzen gedachte.
Noch immer bestand kein regulärer Funkverkehr zwischen ihm und Pultor, aber bald war die
Entfernung gering genug, das Armband-Dakkarkom-Gerät seines Anzuges gebündelt einzusetzen. Dann
wurde ein Abhören für die Terraner unmöglich.
Dieser Moment kam, als BOX-86104 noch zwei Lichtminuten von Pultors Sammler entfernt war.
»Achtung, Pultor …«
Es dauerte einige Sekunden, bis Pultor antwortete: »Vascalo?«
»Richtig. Gut gemacht, die Ablenkungsaktion! Ich nähere mich dem Sammler. Sind Sie bereit,
meinen Körper zu holen?«
»Ich werde nur einen einzigen Vasallen schicken, der zum Transport geeignet ist. Wird das
Würfelschiff ihn nicht angreifen?«
»Der Hypnoblock für den Kommandanten hält zehn Minuten an. Wir werden uns beeilen müssen.
Alles fertig zur Übernahme?«
»Alles bereit.«
»Gut, ich warte. Ich werde den Kommandanten verlassen, sobald der Vasall dicht neben dem
Würfelschiff schwebt. Dann bleiben uns zehn Minuten. Programmieren Sie für die gesamte Flotte
einen Linearsprung von einer Lichtstunde in Richtung Sol.«
»Verstanden.«
Damit war das Gespräch beendet.
BOX-86104 hatte inzwischen die Fluggeschwindigkeit weiter verringert. Im Kurs paßte sich das
Schiff dem der Sammler an. Es flog nun parallel, näherte sich aber weiter dem Pulk und damit auch
Pultors künstlichem Mond.
Vascalo beobachtete auf dem Bildschirm, wie sich ein einzelner Transportvasall aus dem
Riesensammler löste und Kurs auf den Posbi nahm. Das mußte ›sein‹ Vasall sein. Kein Terraner war
in der Nähe. Die Gelegenheit war also einmalig günstig. Bis jetzt war alles gutgegangen. Die
Flucht von Titan, der Flug durch die Sperrzonen der Terraner – und nun noch die Übernahme
durch den Sammler …
Wer Taschkar werden wollte, hatte das Glück nötig.
Als der Vasall neben BOX-86104 schwebte und sich der Geschwindigkeit anpaßte, handelte
Vascalo.
Abermals gab er dem Kommandanten des Posbiraumers den Hypnoblock und den eindringlichen
Befehl, weiterzufliegen wie bisher und sich nicht um die Anordnungen der Terraner zu kümmern.
Dann kehrte Vascalo in seinen eigenen Körper zurück, der scheinbar leblos in der Luftschleuse
lag und wartete. Zwei kostbare Minuten vergingen, bis er sich bewegen und aufstehen konnte. Er
war wieder Vascalo – in Person.
Mit einem Knopfdruck setzte er die automatische Schleusenöffnung in Betrieb und wartete, bis
die Luke nach außen aufging. Der Vasall hielt sich dicht neben dem kleinen Fragmentraumer der
Posbis, eine kleine Luke weit geöffnet und fertig zur Übernahme. Die Entfernung bis zu Pultors
Sammler betrug nur noch einige Lichtsekunden.
Fünf Minuten waren inzwischen vergangen.
Vascalo verzichtete auf sein Rückstoßaggregat, sondern visierte die Luke des Vasallen nur an
und stieß sich ab. Er landete genau in der kleinen Schleuse. Die Atemluft in seinen Flaschen
reichte für viele Stunden, er benötigte keine künstliche Atmosphäre. Er ließ die Luke geöffnet
und nahm wieder Kontakt zu Pultor auf.
»Der Vasall kann eingeschleust werden, ich bin umgestiegen. Wir haben mehr als fünf Minuten
Zeit.«
»Was passiert dann?«
»Ich weiß es nicht. Jedenfalls wird sich der Hypnoblock auflösen, unter dessen Einfluß das
organische Robotgehirn noch steht. Es wird sich erinnern, zumindest an einige Dinge, die in
keinem Zusammenhang mit dem ursprünglichen Geschehen stehen. Wahrscheinlich werden auch die
Terraner wieder Verbindung aufnehmen, und dann müssen sie feststellen, daß ein für fehlerlos
gehaltenes Gehirn plötzlich unter Amnesie leidet.«
»Noch vier Minuten!« erinnerte ihn Pultor. »Der Vasall wird in wenigen Sekunden
eingeschleust.«
Vascalo konnte es von seinem Beobachtungsplatz aus nicht sehen, aber
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