Silberband 054 - Finale für Pluto
rechten Hand Pontonacs schlugen auf der Kante des Pults einen schnellen
Wirbel.
Wie sah der nächste Zug aus?
Aufmerksam studierte er den Bildschirm. Edmond erkannte, daß auf den Schirmen ein dunkelroter
Punkt näher kam. Es war jener Planet, auf dem er die Landung des Schiffes erzwingen wollte.
Der Cappin hatte zu tun, um die Landung einzuleiten.
Vascalo schaltete, zog an Hebeln, drehte an Reglern und brachte das Schiff näher und näher an
den Planeten heran. Aus dem roten Punkt wurde eine Scheibe, dann rundete sich die Scheibe, und
schließlich fegte das Schiff geradewegs auf das Zentrum der gewaltigen dunkelroten Kugel zu.
Undeutlich zeichneten sich als schwarze, graue und hellrote Linien und Flächen die
Geländestrukturen ab.
Wie beim Mars, dem vierten Planeten des Sonnensystems, war auch bei diesem Planeten die
einstmals vorhandene Lufthülle oxydiert; die rote Farbe des Sandes bewies es deutlich.
Jetzt füllte die rote Landschaft die Schirme aus.
Es war gleichgültig, an welchem Teil des Planeten die Landung erfolgen würde. Es war überall
gleich unwirtlich, gleich öd und schrecklich. Wieder stellte sich Pontonac die Frage, was jetzt
zu geschehen hatte.
Das Schiff sank tiefer und tiefer. Wie stumpfe Nadeln deuteten die Spitzen der niedrigen,
zerfressenen Berge ins Bild hinein. Der Landeversuch sah bedrohlich aus, und Edmond glaubte zu
sehen, daß die Geschwindigkeit zu hoch war. Dann aber spürte er den starken Bremsstoß, eine
riesige Wolke roten Staubes stieg auf und verdunkelte die Schirme. Die letzten Bilder hatten
gezeigt, daß das kleine Schiff im Zentrum eines mondsichelförmigen Bergmassivs aufgesetzt hatte.
Zwischen den zackenartigen Ausläufern der Berge erstreckte sich, mindestens zwei Kilometer
durchmessend, eine Ebene mit Gräben und Furchen, mit Löchern und mit vereinzelten monolithischen
Brocken, die lange, schwarze Schatten warfen. Der Planet war eine 0,9-g-Welt und etwas kleiner
als die Erde. Und jetzt waren Vascalo und der Terraner hier gelandet.
»Ein Start, Takerer, wird unmöglich werden!« sagte Pontonac entschlossen und ging daran, mit
wenigen Notschaltungen und etwa dreißig gezielten Schüssen sämtliche Maschinen, die der
Fortbewegung dieses Raumkörpers dienten, außer Funktion zu setzen. Funkenüberschläge
erschütterten dröhnend und knallend die Maschinenhalle, Isolatoren zerbarsten, und nur noch die
Versorgungsaggregate des Schiffes arbeiteten mit geringen Kapazitäten. Ein oder zwei Menschen
konnten, vorausgesetzt, das Schiff erhielt kein Leck, jahrelang von der hierfür benötigten
Energie leben. Oben auf dem Schaltpult zeichnete sich ein lichttechnisches Inferno ab, und die
Alarmgeber riefen ihre niederschmetternden Botschaften über die Lautsprecher. Jetzt mußte Vascalo wissen, daß ihm Pontonac gefolgt war und sich im Schiff befand. Und zwar lebend, denn die
ausgeschaltete Atemluftversorgung hatte nicht den gewünschten Erfolg bringen können.
»Der nächste Schachzug liegt bei dir, Vascalo!« meinte Pontonac.
Er suchte einen Wandschrank, nahm dort drei der genormten Energiemagazine heraus und lud seine
Waffe neu. Das halb leergeschossene Magazin ließ er achtlos zu Boden fallen, und zwei der
Reservemagazine steckte er ein, dazu zwei kleine Sauerstoffbatterien. Er war für alles
gerüstet.
Langsam stieg er die Metalleiter zu der umlaufenden Galerie empor, schaltete wieder einen
Bildschirm ein und blendete den Ton aus. Er beobachtete Vascalo, der gerade den Hauptschalter des
Steuerpultes herumdrehte. Dann blieb der Cappin stehen, hob den Kopf und betrachtete aufmerksam
die Schirme. Die riesige Wolke setzte sich langsam. Die Umgebung tauchte im flachen,
schattenwerfenden Licht des trüben Tages auf – eine Alptraumlandschaft schälte sich aus dem
Staubwirbel hervor.
Ausgefressene, höhlendurchzogene Berge, zu deren Füßen gewaltige, staubbedeckte Geröllmassen
lagen. Kratereinschläge bedeckten die Hänge und den Boden, und überall sah man die schwarzen,
langen Linien der Schatten. Ein höllischer Planet, mehr als neunzig Grad heiß und im
erbarmungslosen Licht einer gelben Sonne.
Langsam zog der Cappin jetzt die Handschuhe des Raumanzugs an. Er verband sie sorgfältig mit
dem Anzug und drehte sich einmal herum. Auf den gegenüberliegenden Schirmen sah er hinaus in die
leere weißgelbe Ebene mit dem schwarzen Gewirr der Schatten und mit dem rötlichen Schimmer, der
über allem lag.
Pontonac schloß die Augen,
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