Silberband 054 - Finale für Pluto
einem Terraner mit drei künstlichen
Gliedmaßen und einem hervorragenden Verstand – und einem Cappin in der Maske des Ganjos,
dessen Körper sich von seinem eigenen Körper unterschied wie ein Mond von einem Meteor.
Das Schiff raste mit voller Geschwindigkeit an den überraschten terranischen Wachkreuzern
vorbei, gewann über der riesigen Silhouette des Planeten Saturn mit seinen auffallenden Ringen
den freien, interplanetarischen Raum und ging kurz darauf in die Librationszone.
12.
Nachdem er mit der Programmierung des Kurses fertig war, lehnte sich Vascalo der
Krumme zurück. Er genoß es einige Minuten lang, über einen Körper zu verfügen, der sich von
seinem verkrüppelten deutlich genug unterschied.
Seine Lage war schlecht, aber nicht hoffnungslos. Zuerst war zu klären, ob sich dieser
Terraner noch im Schiff befand. Genauer: ob er das Schiff nach dem Beschuß von oben verlassen
hatte. Aber das war kein brennendes Problem – vorläufig analysierte der kalte Verstand
Vascalos die Lage.
Seine Überlegungen wurden unterbrochen, als das Schiff in die Librationszone sprang.
In Kürze würde er wieder bei seinen Sammlern sein. Dann konnte er sich in Ruhe überlegen, was
er mit dem Ganjo zu tun wünschte. Bis dorthin konnte der Verhaßte hilflos mit seinen, Ovarons,
eigenen Augen das Schicksal des Vascalo miterleben und auch mit ansehen, wie die dreißig Prozent
weiterhin den Angriff der Sammler dirigierten.
An die Gefahren seiner besonderen Gabe wagte Vascalo im Augenblick nicht zu denken.
Fünfundvierzig Minuten vergingen. Die Automatik steuerte das Schiff exakt zur
Position der Sammler, wie Vascalo glaubte.
Exakt ins System der Sonne Alcanaya II, wie Edmond Pontonac wußte.
»Sicher ist sicher«, sagte Edmond und zog langsam seine Jacke aus. Dann öffnete er in den
Mannschaftsquartieren einen Wandschrank und zog einen terranischen Kampfanzug mit der flexiblen
Helmkapuze hervor. Mit wenigen Handgriffen testete er den Anzug, steckte zwei Reservebatterien
für die Versorgung der Aggregate in die Schenkeltaschen und schnallte den breiten Gurt mit der
Waffe und den Projektoren für die Schutzschirme um. Er zog seine persönlichen Papiere heraus,
verstaute sie, dann die beiden Batterien für seine stählernen Gliedmaßen, schließlich schaltete
er wieder das Licht aus und lauschte lange.
Nichts bewegte sich. Das Schiff blieb still – nur die Maschinen arbeiteten.
Er konnte eines tun: versuchen, den Körper Ovarons mit dem Verstand des Vascalo zu betäuben.
Das konnte alles entscheiden. Er selbst war durch die Dakkarschleife vor der Übernahme durch
einen Pedotransferer sicher. Edmond lächelte grimmig und schaltete den Bildteil eines
Kommunikators ein.
Er wählte die Zentrale an. Dann betrachtete er das Bild.
»Der Bursche ist ganz gut«, meinte er grimmig.
In der Zentrale war Ovaron zu sehen, der mit sicherem Griff einen Wandschrank öffnete und dort
einen Kampfanzug hervorzog. Es war selbstverständlich das gleiche Modell wie jenes, das Edmond
trug. Mit methodischer Sorgfalt testete der Cappin die Funktionen durch, legte den Gürtel um und
steckte die Waffe in die Schutzhülle.
Dann ging er zum Schaltpult und bewegte einige Knöpfe.
»Schotten dicht …«, stellte Pontonac fest.
Überall im Schiff schlossen sich automatisch die Schotten. Das kleine Kugelraumschiff bestand
jetzt aus rund einhundertfünfzig Räumen, die nur noch durch die Luftumwälzanlage miteinander
verbunden waren.
»Es sollte mich nicht wundern, wenn er als nächstes …«, begann Edmond und lächelte
wieder.
Genauso war es.
Nacheinander schaltete der Cappin die einzelnen Räume von der Luftversorgung ab. Nur den
Schalter für ›Zentrale‹ ließ er unangetastet. Noch ehe die Luft anfing, unbrauchbar zu werden,
zog Edmond das Mundstück der Sauerstoffanlage aus dem Kragen des Anzugs, spannte das breite Band
um den Hinterkopf und öffnete das Ventil.
Er wußte natürlich, daß alle diese Maßnahmen dazu dienten, festzustellen, ob er sich im Schiff
befand und, falls er als blinder Passagier mitflog, dazu, ihn umzubringen. Nur hatte auch der
echte Ganjo nicht mit den Möglichkeiten gerechnet, die ein erfahrener Mann der Solaren Abwehr
hatte. Es gab so gut wie kein Versteck an Bord eines Raumschiffes, das er nicht kannte.
Die Beiboote – zum Beispiel.
Die Energieanzeige der Kommunikatoren lief nicht über das Hauptschaltpult, also wartete er
hier, bequem in einem Sessel der kleinen
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