Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Silberband 055 - Der Schwarm

Titel: Silberband 055 - Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
ausgeschlossen.
    Im Hause Simons hatte sogar ein legitimierter Mörder gelebt, der einmal im Jahr einen menschenähnlichen Roboter ermorden durfte.
    »Garrigue Fingal!« sagte der halbtote Simon beschwörend vor sich hin.
    Er hatte das Ende des Korridors erreicht. Unwillkürlich drehte er den Kopf in alle Richtungen, die typische Reaktion eines erst vor kurzer Zeit Erblindeten. Dann verließ er sich wieder auf seine Hände, tastete sich bis zum Lifteingang vor.
    Der halbtote Simon wollte eintreten, aber seine Füße stießen gegen einen Körper.
    Im Lift lag ein Toter. Der Körper war kalt, demnach lag er schon längere Zeit hier. Simons Hände ertasteten getrocknetes Blut, stießen in eine große Brustwunde vor.
    Simon gab einen unartikulierten Schrei von sich und kroch in die Ecke des Lifts. Eine Zeitlang hockte er dort. Das Nachdenken strengte ihn an. Innerhalb des Lifts war es sehr warm. Er begann zu schwitzen.
    Er lauschte angestrengt. Irgendwo in den oberen Etagen spielte jemand Arkna. Der halbtote Simon konnte sich nicht mehr an den Titel des Liedes erinnern, doch die Melodie war ihm bekannt. Er summte sie leise mit. Als er sich aufrichtete, überlegte er, ob er nach oben gehen sollte. Wenn sich dort jemand aufhielt, der Arkna spielen konnte, war Hilfe vielleicht nicht weit.
    Doch Simon entschied sich dafür, das Gebäude zu verlassen.
    Seine Hände tasteten über die Kontrolltafel des Lifts. Er fand den unteren Knopf und drückte. Er würde zusammen mit dem Toten nach unten fahren.
    Die Enttäuschung war groß. Der Lift funktionierte nicht.
    Glücklicherweise besaß das Gebäude eine zusätzliche Treppe. Sie war lediglich als Fluchthilfe und psychische Stütze für die legitimierten Verbrecher gedacht. Früher hatte der halbtote Simon sich oft gefragt, warum sich die offiziellen Stellen solche Mühe gaben, um den Kriminellen eine derart perfekte Scheinwelt aufzubauen. Jetzt war er froh darüber.
    Die Treppe!
    Er verließ den Lift und drang in einen Seitengang ein. Die Arkna war auch hier zu hören. Ihr melodisches Schluchzen begleitete den Blinden auf seinem Weg. Dann verstummte das Spiel. Jemand hustete.
    Er stieß mit den Füßen gegen am Boden liegendes Gerümpel. Er geriet ins Straucheln und prallte gegen eine offenstehende Tür.
    Der Arknaspieler mußte den Lärm gehört haben.
    Simon schloß die Tür und blieb stehen. Jemand hatte offenbar den hinter der Tür liegenden Raum geplündert und dabei alle nutzlosen Dinge auf den Korridor geworfen.
    Simon ahnte, daß der oder die Unbekannten nach Nahrungsmitteln gesucht hatten. Sein von der Verdummungsstrahlung betroffenes Gehirn konnte die Zusammenhänge nur mühsam erkennen.
    Er erreichte die Treppe. Mit dem sicheren Instinkt des Blinden fühlte er, daß jemand in der Nähe war. Er blieb ängstlich stehen.
    »Wer sind Sie?« fragte eine Frauenstimme.
    Der halbtote Simon zuckte zusammen.
    »Was ist mit Ihrem Gesicht los?« fragte die Frau angewidert. »Es sieht schrecklich aus.«
    Er hörte das leise Schwingen einer Arkna-Saite und wußte, daß die Frau das Instrument in den Händen hielt.
    »Ich bin blind«, erklärte er. »Ich sehe nichts.«
    Es war zum erstenmal seit der Katastrophe, daß er mit jemand sprach. Seine Stimme erschien ihm schwerfällig. Es war auch nicht leicht, die Worte richtig aneinanderzureihen. Eine dumpfe Erinnerung sagte ihm, daß er diese Sprechweise schon einmal angewendet hatte: in seiner frühesten Kindheit.
    »Haben Sie etwas zu essen?« erkundigte sich die Frau.
    Er verneinte. »Ich bin unterwegs zum Arzt. Zu Garrigue Fingal. Er wird die Augen nachsehen.«
    »Fast alle Halbtoten haben das Gebäude verlassen«, berichtete die Frau, »aber ich wage mich nicht nach draußen.«
    »Sind Sie die halbtote Asythia?« Er hatte diesen Namen einmal gehört.
    »Ja«, bekannte sie zögernd. »Ich bin legitimierte Schmugglerin.«
    Simon betrat die Treppe.
    »Es gibt nichts zu essen. Im gesamten Gebäude nicht. Ich habe Hunger.« Asythia kicherte. »Schade, daß Sie nicht sehen können, was auf der Straße los ist.«
    »Ich will es nicht sehen«, erwiderte der halbtote Simon mit kindlichem Trotz. »Ich bin froh, daß ich es nicht sehen kann.«
    »Aber ich kann es sehen«, erklärte Asythia fröhlich. »Die Straßen sind leer. Überall liegen abgestürzte und umgekippte Fahrzeuge. Viele sind gegen Häuser geprallt oder wurden in Unfälle verwickelt. Ab und zu ziehen ein paar Plünderer durch die Straßen. Sie haben sich längst zu Banden

Weitere Kostenlose Bücher