Silberband 056 - Kampf der Immunen
Hoffnungen auf die Erfüllung dieses Wunsches geringer, denn ein Mann wie Rorvic war unbesiegbar – allein schon deshalb, weil es ihm gleichgültig war, ob er unterlag oder siegte.
Wir flogen mit unserem Kreuzer, der GOOD HOPE II, weiter entlang dem Schwarm. Noch niemals zuvor hatten wir uns allerdings so dicht an das fremdartige Gebilde herangewagt. Perry Rhodan wollte unter allen Umständen bessere Ortungsergebnisse bekommen. Natürlich waren HÜ-Schirm und Paratronschirm unseres Schiffes eingeschaltet, aber die meisten von uns betrachteten das als einen sehr zweifelhaften Schutz.
Trotz allem hatten wir Glück. Wir waren uns in den letzten zwei Wochen über den Charakter des Energieschirms klargeworden, der den Schwarm umgab. Was aus der Ferne wie eine kristallartig schimmernde Ansammlung von Seifenblasen aussah, war in Wirklichkeit ein total zerklüftetes Gebilde. Wir hatten herausgefunden, daß fast alle Einheiten, die sich innerhalb des Schwarmes befanden, auch Energieerzeuger zur Aufrechterhaltung des Schutzschirms waren.
Dabei wußte niemand, was alles unter den Begriff ›Einheiten‹ fiel. Es konnte sich um Sonnen, Planeten, Monde, Raumschiffe, Stationen und alle möglichen anderen Dinge handeln. Da alle diese verschiedenartigen Himmels- und Flugkörper innerhalb des Schwarmes offenbar willkürlich eingenommene Positionen innehatten, kam es bei dem Schirm rund um den Schwarm zu eigenartigen Ausbuchtungen und Unregelmäßigkeiten. Aufgrund seiner bisher erkennbaren, besonderen Eigenschaften hatten wir ihn ›Schmiegeschirm‹ genannt.
Die Struktur des Schutzschirms resultierte aus den Positionen der einzelnen Energieerzeuger. An manchen Stellen hatten sich zehn bis fünfzig energieerzeugende Einheiten zusammengeballt. So waren seltsame Gebilde entstanden, die, ineinander verschmolzen, wie Kugelteile oder wie in den Raum ragende Felszacken aussahen.
Den Schwarm verlassende Würfelschiffe oder Manips waren nicht mehr beobachtet worden.
Seit ein paar Stunden waren wir damit beschäftigt, einzelne Schirmfragmente anzupeilen, auszumessen und zu katalogisieren. Auf diese Weise hofften wir herauszufinden, ob der Schirm irgendwelchen Veränderungen unterlag oder ob seine Form konstant blieb.
Es war ein mühseliges Unternehmen, aber wir mußten uns an das halten, was überhaupt meßbar war.
Die Tatsache, daß wir so nahe am Schwarm flogen, löste bei der Besatzung Spannung und Erregung aus. Die Fremdartigkeit des Objektes, das wir untersuchten, war der tiefere Grund für die psychische Situation der Besatzung.
An Bord wurde heftig diskutiert, obwohl über allen Rätseln niemand von uns die verhängnisvolle Gesamtsituation vergessen konnte. Nach wie vor kamen aus allen Teilen der Galaxis niederschmetternde Nachrichten. Von der Existenz des Solaren Imperiums konnte nur noch bedingt gesprochen werden.
Ich arbeitete acht Stunden hintereinander in der Ortungszentrale und bekam dann fünf Stunden frei. Dieser Rhythmus galt für fast alle Besatzungsmitglieder.
Kurz vor Mitternacht terranischer Zeitrechnung kam es zu einem Ereignis, das uns zwang, unsere uns selbst gestellte Aufgabe vorläufig aufzugeben.
Für mich sollte dieses Ereignis von noch größerer Bedeutung sein als für die meisten anderen Besatzungsmitglieder der GOOD HOPE II.
Ein ungnädiges Schicksal sorgte dafür, daß Arno Muluren kurz vor dreiundzwanzig Uhr eine Nierenkolik erlitt, die sich nicht mit herkömmlichen Mitteln beheben ließ. Arno Muluren mußte zwei Stunden an die künstliche Niere eines Medo-Robots angeschlossen werden. Alle, die diesen Zwischenfall als schlechtes Omen ansahen, sollten recht behalten.
Arno Muluren hatte in der Ortungszentrale die Auswertungsstreifen der Positronik gesichtet und abgelegt. Das war eine Arbeit, die jeder an Bord hätte erledigen können.
Doch obwohl wir in der Ortungszentrale schon Dalaimoc Rorvic zu ertragen hatten, schickte man uns noch Cucula Pampo.
Vor der Katastrophe hatte der Favalo-Musiker an Bord von luxuriösen Passagierraumern gearbeitet.
Cucula Pampo hielt sich für einen großen Künstler, aber ich behaupte, daß er mit dieser Ansicht allein stand. Die Menschen, vor denen er auftrat, brachten nur nicht den Mut auf, ihm zu sagen, was er wirklich war: ein unerträglicher Dilettant mit ein paar erstaunlichen artistischen Fähigkeiten.
Als Cucula Pampo die Ortungszentrale betrat, um den Platz von Arno Muluren einzunehmen, hielt ich unwillkürlich den Atem an. Pampo war so groß wie
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