Silberband 056 - Kampf der Immunen
sehen!«
Ohne auf eine Entgegnung Rhodans oder einen Kommentar der anderen zu warten, konzentrierte er sich auf den walzenförmigen Gegenstand, der sich inzwischen bis auf zweihundert Meter genähert hatte, und teleportierte. Von einem Augenblick zum anderen war er verschwunden und tauchte zweihundert Meter von der Gruppe entfernt neben dem Monstrum auf.
Es war wirklich ein Monstrum!
Gucky erschrak, als er zehn Meter neben der Riesenraupe rematerialisierte. Das Ding kroch auf etlichen Dutzend Füßen – oder waren es gar Arme – durch den Wüstensand und schien ihn, Gucky, nicht zu bemerken. Aber der Mausbiber faßte sich schnell.
Obwohl das Ding wie eine riesige Raupe aussah und sich auch ähnlich fortbewegte, konnte es sich niemals um ein organisches Lebewesen handeln. Dagegen sprachen schon die metallische Panzerung und die vielen Kunststoffteile. Trotzdem war es kein Fahrzeug im üblichen Sinne.
»Wieder so eine verrückte Idee von dem Unsterblichen!« Gucky war unschlüssig.
Doch dann empfing er wieder die klaren und deutlichen Gedanken Homunks, und gleichzeitig blieb die Raupe stehen.
Da bist du ja endlich! Wie lange soll ich eigentlich auf dich warten? Warum hast du nicht früher geantwortet? War ich nicht deutlich genug?
Guckys Vermutung hatte sich als richtig erwiesen. Die unmittelbare Nähe Homunks verdrängte die starken Impulse des Unsterblichen, die zu einem undeutlichen Gemurmel im Hintergrund wurden. Man hätte diese Erscheinung mit den Erfahrungen vergleichen können, die jemand macht, der sich in unmittelbarer Nähe eines Senders aufhält und versucht, einen entfernteren auf der gleichen Frequenz zu empfangen.
Gucky wartete, daß der halborganische Roboter Homunk aus der Raupe geklettert kam, aber nichts bewegte sich. Homunk schien auf eine Antwort zu warten und rührte sich nicht vom Fleck beziehungsweise aus seiner Raupe.
»Wäre es nicht besser, du kämst mal aus deiner Kiste raus? Was soll das Theater überhaupt? Wieso, um alles in der Welt, mußt du dich in ein Panzerfahrzeug verkriechen, wenn du mit uns reden willst? Eure Witze gehen mir allmählich auf die Nerven! Die Indianer und Fremdenlegionäre lasse ich mir ja noch gefallen, aber du in einer Raupe …! Das ist doch nun wohl das letzte!«
Wieder kamen Homunks Gedankenimpulse klar, deutlich und sehr stark:
Aus welchem Ding soll ich herauskommen? Ich bin das Ding!
»Du bist … was? Willst du etwa behaupten, daß man dich derart verunstaltet hat? Du warst ein wunderschöner Roboter, gut anzusehen und fast zum Verlieben. Und nun bist du ein Raupendingsda. Was soll der ganze Unsinn?«
Du kennst doch unseren Herrn und Meister, Gucky. Als Roboter war ich ihm wohl zu langweilig geworden, da dachte er sich eben eine andere Form aus. Eine Raupe! Glaubst du vielleicht, mir gefiele das besonders? Aber ich muß gleichzeitig auch zugeben: für eine Wüstengegend genau das richtige. Als Roboter wäre ich hier bis zur Hüfte eingesunken, weil ich so schwer war, aber als Raupe mit Dutzenden von Beinen und Armen gleite ich wie ein Schiff durch den Sand. Als der Unsterbliche auf die Idee kam, mich in eine Raupe zu verwandeln, konnte er noch klar denken. Leider hat sich das inzwischen geändert, und es gibt nichts, was ich dagegen tun könnte.
»Und was ist mit dir?« fragte Gucky in banger Erwartung. »Bist du nicht ebenfalls verdummt? Spürst du nichts? Arbeitet dein Gehirn noch klar und logisch wie früher?«
Leider nicht immer. Es gibt Phasen, in denen das Denken auszusetzen scheint. Ich versinke einfach in dumpfes Vergessen. Zwar kann ich mich später an diesen Zustand erinnern, weiß jedoch nicht, was innerhalb dieser fraglichen Zeit geschah. Jetzt, in diesem Augenblick, kann ich klar denken. Ich weiß nicht, wie lange das anhält. In der nächsten Sekunde bereits wäre es möglich, daß du mich für meine Handlungen nicht mehr verantwortlich machen kannst.
»Wir dürfen keine Zeit vergeuden«, mahnte Gucky. »Es ist Rhodans fester Wille, dem Unsterblichen zu helfen, der uns einen Notimpuls über Tausende von Lichtjahren hinweg schickte. Dazu müssen wir in die Pyramide! Können wir das ohne Gefahr tun, oder gibt es Fallen und Abwehrvorrichtungen?«
Ich bin hier, um euch zu warnen. Es gibt eine Menge Fallen, und sie sind außer Kontrolle geraten. Es ist mir unmöglich, die Programmierung zu korrigieren. Hinzu kommt die Tatsache, daß der Unsterbliche Fehlschaltungen vorgenommen hat, die nicht im Programmierungsspeicher
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