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Silberband 056 - Kampf der Immunen

Titel: Silberband 056 - Kampf der Immunen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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sich jetzt in den hölzernen Stallungen, auf deren festem Dach sich der kleine Garten voller Küchenkräuter befand, die aromatisch rochen.
    Wieder folgte das Krachen von Balken, das Poltern von Steinen … der Zug bewegte sich wie ein Pfeil gerade durch die Burg hindurch. Er streifte den Turm, mahlte sich mit unsichtbaren Zähnen weiter und weiter. Geradeaus.
    Tiere schrien.
    Eiervögel flatterten kreischend von den Mauern und stürzten sich zu Tode.
    Schweine rannten quiekend mitten in den Zug hinein und wurden getötet. Die Purpurnen rissen das Fleisch im Vorbeigehen in Stücke und aßen es roh auf. Trotz der Geräusche von vielen Füßen hörte Sandal das widerwärtige Schmatzen und Schlucken.
    »Vater!« sagte er.
    Sein Vater kauerte im Sattel, hatte die Hände in den dicken Lederhandschuhen vors Gesicht geschlagen und weinte. Sein ganzer Körper zuckte und bebte.
    Sandal packte eine abgrundtiefe Verzweiflung.
    Die Erstarrung, die ihn handlungsunfähig gemacht hatte, ging auch nicht vorbei, als sein Vater die Hände von den Augen nahm, das Tier wendete und langsam den Weg zurückritt, den sie gekommen waren. Die letzte Reihe der stummen Kleinen verschwand gerade zwischen den Trümmern der neugeschaffenen Maueröffnung.

10.
    Das Tier, verdummt, wie es war, schien zu spüren, daß es sich jetzt nicht regen durfte. Es stand wie aus Stein gehauen da.
    Sandal Tolk erinnerte die aussichtslose dumpfe Stimmung, in die der Tod des bewunderten Großvaters ihn geworfen hatte, an die Stunden und Tage, in denen er von den anderen Männern und Frauen seines Alters verspottet worden war. Er und seine Träume. Er träumte von Sternen und fernen Sonnen, von Welten, die noch schöner und reicher waren als Alpha. Er sah weiße Städte in ehemaligen Wüsten, er sah Schiffe mit gewaltigen Segeln, die von Stern zu Stern flogen und Alpha nicht einmal kannten. Und er erzählte diese Träume. Er hatte sie seit dem Tag gehabt, als er von der Burgmauer gefallen war hier in der Nähe unter dem vorspringenden Granitfelsen.
    Man hatte ihn aus den Wettkampfgruppen ausgestoßen, man hatte ihn beschimpft und einen Trottel geheißen.
    Er hatte wenig Freunde gehabt, nur einen kleinen, verkrüppelten Jungen, der von zwei durchgehenden Cavans übel zugerichtet worden war.
    Seine Reaktionen waren gewesen, zum Raumhafen zu reiten – drei Tage lang, auf einem ungesattelten Cavan.
    Dort hatte er sich bei den Terranern herumgetrieben, hatte ihnen schweigend zugehört und die Träume erzählt.
    Je älter er wurde, desto seltener kamen die Träume.
    Den letzten Traum hatte er gehabt, als die junge Tierärztin aus dem Raumschiff gekommen war. Beareema. Sie hatte lächelnd zugehört, was er erzählte. Und aus ihnen waren Freunde geworden – die typische Freundschaft zwischen einem überlegenen, aber wesentlich weniger naturverbundenen Verstand und einem, der begierig lernte, wartete und las, zuhörte und skeptisch, abwartend lächelte.
    Und eines Tages hatten sie sich angesehen. Jeder von ihnen hatte gewußt, daß sie sich einmal lieben würden.
    Diese Phase der Erinnerungen hatte nur Sekunden gedauert, so lange eben, wie das Poltern der zusammenbrechenden Stallungen und Kammern für die Diener dauerte. Dann erwachte Sandal Tolk aus seiner Starre, und seine normalen Überlegungen setzten wieder ein.
    Großvater tot. Die Burg halb zerstört.
    Die Angreifer kämpften mit Waffen, die er nicht kannte und die fürchterlich waren. Sie waren so zahlreich, daß es für ihn sinnlos und selbstmörderisch war, wenn er sie frontal angriff. Er konnte nur versuchen, aus dem Versteck und von der Flanke aus die Purpurnen zu töten. Rache für den Großvater, der ihm jahrelang mehr bedeutet hatte als Feymoaur, sein Vater selbst.
    Die Erleuchtung kam. Er mußte die Fremden beobachten, möglichst viele von ihnen töten und stets unsichtbar bleiben. Dazu brauchte er nicht viel, nur die Handschuhe und den Armschutz, der am Köcher festgebunden war. Denn Pfeil und Bogen waren eine lautlose, mörderische Waffe.
    Er nickte und riß am Zügel.
    Der Cavan trabte an, und langsam ritt Sandal den Pfad zurück. Der Lehm unter den Hufen des weißen Cavans war feucht, und die Hufschläge wurden von den Büschen verschluckt. Dann kam Sandal wieder in die Nähe der Allee, des Burgtores.
    Er kam gerade zurecht, um den Tod ein zweites Mal miterleben zu müssen.
    Feymoaur asan Sandal-Crater, ein knapp fünfzigjähriger Mann, wußte, daß er ein Kind war, was seinen Verstand und die

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