Silberband 056 - Kampf der Immunen
»Oberst Korstan Tiesch hat Ihnen wohl schon seine Meinung über uns gesagt. Ist Ihnen das nicht genug?«
»Nein«, antwortete Danton. »Ich finde, daß jeder Gelegenheit haben sollte, für sich selbst zu sprechen. Dieses Recht besitzen selbstverständlich auch Außenseiter.«
»Revolutionäre waren schon immer Außenseiter – bis sich ihre Ideen als segensreich erwiesen haben«, entgegnete Torston. Er hatte seinen Arm besitzergreifend um Aidala gelegt.
Torston fuhr fort: »Wir, die wir uns Admiral Tai-Hun angeschlossen haben, sind der Meinung, daß zuviel Optimismus in der augenblicklichen Lage eine verhängnisvolle Wirkung hat. Wir sind Realisten, und als solche können wir den Durchhalteparolen des Großadministrators Perry Rhodan und seines Teams keinen praktischen Wert beimessen. Sie verlangen doch nicht von mir, daß ich Perry Rhodan mit seiner Handvoll Männer als Regierung eines Solaren Imperiums anerkenne, das es nur noch auf dem Papier gibt?«
»Nein, nein, Sie haben es schon richtig ausgedrückt – Perry Rhodan und sein Team«, stimmte Danton zu. Er lächelte, um dem Gespräch die ernste Note zu nehmen. »Wir können uns noch zu einem Meinungsaustausch zusammenfinden, Mr. Torston. Doch warten wir damit besser, bis Sie sich akklimatisiert haben.«
»Heißt das, daß ich mich in Quinto-Center frei bewegen kann?« fragte der Plophoser verwundert.
»Es heißt, daß Sie kein Gefangener sind«, antwortete Danton ausweichend. Er wandte sich schnell Oberst Tiesch zu. »Oder haben Sie einen Einwand vorzubringen, Oberst?«
Der Ertruser schüttelte den Kopf.
»Nein, ich betrachte Mr. Torston als unseren Gast.« Dann fügte er mit warnendem Unterton hinzu: »Solange er die Hausordnung einhält.«
Torston verneigte sich vor den Anwesenden leicht und verließ mit Aidala Montehue den Konferenzraum.
»So geht sie dahin, die untreue Seele«, sagte der CheF mit seiner durchdringenden Stimme und schaute Aidala bekümmert nach.
Kaum war Torston verschwunden, kam wieder Leben in Oberst Tiesch.
»Ohne Kritik an Ihrer Entscheidung üben zu wollen, Mr. Danton«, sagte er mit dröhnender Stimme, »so würde es mich doch interessieren, wie Sie es begründen.«
»Diese Entscheidung fällte ich, als sich herausstellte, daß Torston und Aidala sich kannten«, antwortete Danton. »Ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, daß er von ihrer Anwesenheit auf Quinto-Center wußte. Fiel Ihnen nicht auf, daß er bei ihrem Anblick kaum Überraschung zeigte?«
»Darauf habe ich nicht geachtet«, erwiderte Oberst Tiesch.
»Aber ich«, meldete sich in diesem Augenblick der CheF. »Mir entging es nicht, daß Torston ziemlich unbewegt war, während Aidala beinahe in Ohnmacht fiel. Jedoch – worauf wollen Sie hinaus, Mr. Danton?«
»Ich glaube, daß Torston es darauf angelegt hat, mit ihr zusammenzutreffen«, antwortete Danton. »Vielleicht liebt er sie sogar noch immer, aber ganz sicher will er sie für seine Zwecke einspannen. Er wird natürlich darauf bestehen, daß sie mit ihm zu jener fiktiven Paradieswelt geht. Wenn es dazu kommt, wird das nicht ohne Auswirkung auf die Mannschaft von Quinto-Center bleiben.«
»Und Sie unterstützen diese Entwicklung noch?« fragte Oberst Tiesch verwundert.
Danton schüttelte den Kopf. »Ich lasse den Dingen nur ihren Lauf. Jede Einmischung würde das Gegenteil des gewünschten Effektes herbeiführen.«
»Das ist psychologisch richtig«, gab der CheF zu. »Doch wenn Sie nichts unternehmen, dann kommt es noch so weit, daß die Mannschaft von Quinto-Center am Ende mit Torston sympathisiert.«
Danton nickte. »Das steht zu befürchten. Aber ich habe Torston freie Meinungsäußerung und Bewegungsfreiheit zugesichert – und dazu stehe ich. Ein Problem wird schließlich nicht aus der Welt geschafft, indem man es totschweigt.«
»Und wie schafft man es aus der Welt?« erkundigte sich Oberst Tiesch gereizt.
»Darüber werden wir uns noch den Kopf zerbrechen müssen«, antwortete Danton.
Danton hatte sich geweigert, eines der Quartiere in der Hauptzentrale zu beziehen, die hier für die Immunen eingerichtet worden waren. Er hielt es psychologisch für falsch, sich von den Verdummten zu distanzieren. Deshalb zog er zu Professor Persaito, der mit seinen sechs Gehilfen in den Randzonen der Mannschaftsunterkünfte wohnte. Der CheF und seine beiden Begleiter, Gaddard Pen-Tuku und Hotchka Omolore, folgten seinem Beispiel. Allerdings mußte der Cheborparner in einer Kabine untergebracht
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