Silberband 057 - Das heimliche Imperium
größer wurden.
Ein unbarmherziger Kampf.
Wieder einmal drängte sich Sandal der Vergleich mit gewissen Tieren auf, oder mit Robotern, die nur die Dinge taten, die die Natur oder das Programm ihnen vorschrieb. Die Fremden, die durch das Einschalten des Weckgerätes erwacht und gewachsen waren, handelten so, wie es ihnen die Erhaltung der Art vorschrieb: Sie wollten überleben, und da die von oben nachdrückende Masse der Wachsenden ihr Leben bedrohte, feuerten sie auf ihre eigenen Artgenossen.
Das kleine Raumschiff war blitzartig in eine Transition gegangen, hatte die Schirme des Schwarms durchstoßen und befand sich jetzt innerhalb eines milchigen Dämmerscheins. Sandal spürte schon jetzt keine Kopfschmerzen mehr, er hatte sich bereits an die Transitionsschocks gewöhnt. Mit dröhnenden Maschinen und voller Kraft raste das Schiff, als wisse seine Automatik, was im Inneren des Diskuskörpers vor sich ging, auf einen blau und weiß leuchtenden Planeten zu. Sandal drückte einen anderen Knopf, und das Bild zeigte die Annäherung an diese Welt.
»Ich lande auf einem Planeten … dort werde ich richtig kämpfen können!« meinte er zufrieden.
Ein Gedanke vertrieb den anderen; alles, was Sandal zur unmittelbaren Vergangenheit zählte, schien sehr schnell vergessen zu sein. Außer seinem Vorsatz, seine Eltern und die Vernichtung von Burg Crater zu rächen. Aber er war, ohne es zu wollen, einen riesigen Schritt in seinem Plan weitergekommen.
Die Maschinen brüllten auf.
Eine neue Transition, und diesmal vertrug Sandal sie anstandslos. Er fühlte nur ein kurzes, schmerzendes Ziehen im Hinterkopf.
Aus der kleinen runden Fläche des weißblauen Planeten war plötzlich die Landschaft geworden; auch dieses Bild kannte Sandal. Er hatte ja mit Atlan zusammen den Planeten Rorvic angeflogen, und zwanzig Minuten, nachdem die Landschaft so ausgesehen hatte – Land, geheimnisvoll unter treibenden weißen Wolken versteckt –, war die Landung erfolgt. Vermutlich hatte die Automatik des Schiffes den Kurs für eine schnelle Rückkehr und noch eine schnellere Landung ausgelöst oder veranlaßt. Natürlich wußten diese Geräte, welche lebensgefährlichen Probleme es gab, wenn diese Wesen plötzlich aus ihrem Kälteschlaf erwachten. Wieder donnerten draußen in schneller Folge einige Energieschüsse auf.
Die Automatik hatte bestimmt mit maschinenhafter Schnelligkeit reagiert und den ersten Planeten angeflogen, den das Schiff erreichen konnte. Die Kürze der Flugdauer war entscheidend für das Leben vieler dieser Fremden, das erkannte Sandal ganz klar nach kurzem Überlegen. Er dachte daran, wie schnell er gelernt hatte und – wie viel! Aber Rhodan und Icho Tolot, Chelifer und besonders Atlan waren seine Lehrmeister gewesen.
»Ich werde den Herrn des Schwarms finden!« rief er überzeugt.
Sein Gesicht glich jetzt dem eines hungrigen Wolfes.
Sandal schaltete den Bildschirm wieder einmal um. Jetzt hatte er ein Bild aus dem Bereich der Schnittfläche zwischen oberer und unterer Halbschale. Auf dem Schirm sah der junge Krieger ein furchtbares Gemetzel: Wie rasend wachsende Pflanzen quollen aus jeder Öffnung die rindenartigen Arme und Gliedmaßen der Fremden. Einige von ihnen, in halber ›natürlicher‹ Größe, holten Waffen hervor und taten, was auch er auf seinem Weg in die Zentrale hatte tun müssen – sie schnitten Wände auf und näherten sich dem Metall der Schiffshülle.
Sie waren halb wahnsinnig vor Angst.
Die unteren Räume füllten sich mehr und mehr. Die Arme der Wesen, die noch nicht in den silbernen Anzügen steckten, verflochten sich ineinander wie die Dornenzweige des Savannenbusches. Hin und wieder, wenn eine Gruppe großer Fremder über die Spirale nach unten stürzte, erklangen Schüsse, und einige der Neuankömmlinge starben. Die Fremden wichen in die Nebenräume aus, füllten die Werkstatt, in der sich Sandal versteckt hatte, und sie sprangen in die Maschinenräume und in jeden verfügbaren freien Raum hinein. Als das Bild wechselte, sah Sandal, daß der Planet, dessen Oberfläche sich das Schiff in einem ziemlich steilen Winkel näherte, von einer stechenden roten Sonne beleuchtet wurde.
Dann verschleierte sich das Bild, weil die Maschinen einen dichten Schutzschirm aufgebaut hatten. Sekunden nach dieser Feststellung bemerkte Sandal abermals eine gewaltige Aufregung unter den großen Fremden.
Offensichtlich war in der Hülle des Schiffes ein Leck entstanden.
Jetzt unterschied Sandal bereits
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