Silberband 057 - Das heimliche Imperium
Routineangelegenheit, mehr nicht.
Der einzige Unterschied bestand darin, daß diesmal zwei Terraner, ein Ertruser und der Mausbiber Gucky mit eingefangen worden waren. Freiwillig!
Es war ein gewaltiger Unterschied, wie sich bald herausstellen sollte.
Gegen Nachmittag wurde selbst der Himmel des Tales, der nur aus der milchigweißen Wolkendecke bestand, von einem Flimmern und Glühen befallen, daß auch die ungläubigen Vosgos an das Ende ihrer Welt zu glauben begannen. Die Prophezeiungen der Fremden trafen ein.
Guckys Worte waren es, die sie beruhigten. Zu ihm hatten sie Vertrauen. Kasom hatte Mühe, seinen Mund zu schließen, als er sah, wie der Mausbiber mit den riesigen Bärinnen umging. So etwa stellte er sich einen Wanderprediger vor, der seiner Gemeinde etwas glaubhaft zu machen versuchte, das es überhaupt nicht gab.
»Mädchen, macht euch keine Sorgen!« Gucky stand inmitten eines Dutzend Vosgos. »Ist ja alles halb so schlimm. Die Sonne, die ihr sowieso nie zu Gesicht bekommt, beginnt zu wandern. Das wäre schrecklich, wenn sie bei diesem Vorgang eure Welt verlieren würde, aber das ist zum Glück nicht der Fall, wir wandern mit! Und es ist doch eigentlich egal, an welcher Stelle des Universums dieses System steht, ihr seht es ohnehin nicht. Was soll also der Kummer? Wegen des kosmischen Flimmerns am Himmel? Laßt es flimmern! Euch tut es nichts! Nur einen einzigen Rat möchte ich euch geben, bevor wir euch verlassen und …«
Das Protestgebrumm der Zuhörer unterbrach ihn. Kasom, der abseits auf einem Felsen saß, war sichtlich gespannt, wie sich der Mausbiber aus der Affäre ziehen würde.
»Ruhig doch, Freunde! Wenn ich von einem Verlassen spreche, so hat das nur symbolische Bedeutung. Ihr versteht gewiß, daß wir das Naturereignis untersuchen müssen, deshalb kamen wir ja hierher. Es besteht keine Gefahr für euch, und eines Tages werden wir wiederkommen. Seht mich an Freunde! Könnt ihr euch vorstellen, daß ich euch eure guten Taten jemals vergesse …?«
Sie sahen ihn an und fanden augenscheinlich, daß er das nicht tun könne. Die Tonlage des Gebrumms veränderte sich. Aus dem Protest wurde Zustimmung. Auch Kasom registrierte den plötzlichen Umschwung mit einiger Verwunderung. Gucky war in der Tat ein erstaunlicher Diplomat.
Der Weltraum hatte Feuer gefangen.
Anders war der Anblick, der sich den vier Insassen der Space-Jet kurz nach dem Start bot, nicht zu beschreiben. Die grellweißen Striche der mit halber Lichtgeschwindigkeit dahinziehenden Sterne dominierten über die eingefangenen und zurückbleibenden Sonnen, zu denen auch der rote Stern Import-A gehörte.
Da jedoch die Masse des Schwarms Richtung auf das neu eingefangene System hatte, wirkten seine Sterne und Raumschiffballungen wie grellweiße Lichter, die nur allmählich größer und heller wurden.
Auf SV-I war die Nacht heller als der Tag geworden. Selbst die weiße Wolkendecke hatte den plötzlichen Lichteinfall nicht abhalten können. Dann aber, als die Space-Jet die schützende Wolkendecke durchstieß, hatten sich automatisch die Blenden um die Sichtkuppel geschlossen. Es war, als würden tausend Sonnen brennen und versuchen, den Kosmos einzuäschern.
Die Richtung des Schwarms war unverkennbar. Die sofort anlaufende Ortung meldete nicht nur Sterne und deren Begleiter, sondern auch metallische Massen in großer Menge. Raumschiffe, eingehüllt in Energieschirme!
Die Space-Jet entfernte sich wegen der Ortungsgefahr noch nicht sehr weit von dem Eisplaneten, sondern umkreiste ihn in geringer Entfernung. Jede Ortung würde sie, wenn überhaupt, als winzigen Eismeteorit registrieren.
Die Oberfläche von SV-I begann sich zu verändern.
Trotz der vorsichtigen Beschleunigung, die spezielle Kraftfelder den eingefangenen Sonnensystemen gaben, waren gewisse Störungen der Gravitationsfelder anscheinend nicht zu vermeiden. Die wachen Vulkane südlich des Äquators brachen aus und schleuderten glühendes Magma bis hinauf an die Grenzen der Atmosphäre. Hoch im Norden konnten riesige Eismassen beobachtet werden, die bis in den Weltraum emporstiegen, so gewaltig waren die freiwerdenden Energien der bisher gefesselten Vulkane.
»Hoffentlich bleibt das grüne Tal verschont«, äußerte Gucky besorgt. »Schließlich hat es seine Entstehung auch unterirdischer Wärme zu verdanken. Die Kruste muß dort besonders dünn sein – dünn wie eine Eierschale.«
»Wir könnten die Katastrophe nicht verhindern«, sagte Kasom sachlich. »Aber
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