Silberband 057 - Das heimliche Imperium
das künstliche Gebilde näher zu untersuchen.
Ras kam in die Kabine und sah Gucky auf dem Bett liegen.
Besorgt trat er näher, aber zu seiner Beruhigung schlug der Mausbiber sofort die Augen auf.
»Nein, ich bin nicht tot, ich habe nur geschlafen. Leider bekam ich keinen Kontakt mit Harno. Eigentlich müßte das doch möglich sein, denn zwischen ihm und mir gibt es nun keinen isolierenden Energieschirm mehr. Jedenfalls hat mich die Anstrengung ganz schön mitgenommen. Was gibt es Neues?«
»Nichts von Bedeutung. Bisher hat sich niemand um uns gekümmert. Allerdings hat Kasom ein fremdes Raumschiff orten können, das in das System eingedrungen ist. Scheint sich um eine Art von Explorer zu handeln. Wahrscheinlich wird das System erneut vermessen.«
»Aha, die Burschen wollen wissen, was sie geklaut haben!« Gucky richtete sich auf. Er sah wieder ganz munter aus. »Und wenn er uns entdeckt?«
»Dann haben wir Pech gehabt.«
Gucky rutschte aus dem Bett und schaute Ras mißbilligend an.
»Deine fatalistischen Neigungen wirst du wohl nie aufgeben, was? Pech gehabt!« Er holte tief Luft. »Wir dürfen kein Pech haben! Los, ab in die Zentrale!«
Kasom hatte das andere Schiff längst auf dem Bildschirm, denn mit freiem Auge war es noch nicht zu erkennen. Als er Gucky erblickte, war er sichtlich erleichtert.
»Nun, Erfolg gehabt?«
»Wenn du Harno meinst – leider nicht. Aber das hat Zeit bis später. Was ist das für ein Schiff dort?«
»Nicht groß, ein Späher, vermute ich. Hat wahrscheinlich die Aufgabe, das System zu vermessen. Das Schiff hat den ersten Planeten dreimal umrundet und ist auf dem Weg hierher. Dabei wird es feststellen, daß der zweite Planet bewohnt ist.«
Gucky setzte sich.
»Der Schwarm ist groß, sogar sehr groß. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es über zehntausend Lichtjahre hinweg eine lückenlose Kontrolle geben kann. Mit anderen Worten: Ich bin der Auffassung, daß man den Verlust des Spähers nicht so schnell bemerken würde …«
Kasom betrachtete den Bildschirm. Das fremde Schiff hatte die Form eines plumpen Torpedos. Es erinnerte sogar ein wenig an die Eierschiffe der Takerer.
»Du meinst, wir sollten es einfach vernichten?«
»Nicht einfach«, erwiderte Gucky mit einer abwehrenden Handbewegung. »Sondern so, daß es nach einem Versagen der Triebwerke aussieht.«
»Selbst wenn das gelänge, würde man ein zweites Schiff senden.«
»Und wir gewinnen Zeit, darum geht es doch wohl. Ich kann keine Gedankenimpulse empfangen, wenigstens nicht aus dem Schiff dort. Ich wette, es ist unbemannt.« Er überlegte einen Augenblick, ehe er seinen Plan aussprach: »Ich werde an Bord teleportieren und mich dort ein wenig betätigen. Eine Bombe wäre zu auffällig, also werde ich es anders bewerkstelligen. Ras, willst du mitkommen?«
Ras zu fragen, war unnötig. Der Teleporter war schon dabei, seinen Kampfanzug zu schließen. Er überprüfte den Strahler.
»Den kannst du hier lassen«, versicherte ihm der Mausbiber. »Es ist niemand an Bord des Spähers.«
Kasom sagte. »Seid vorsichtig und bleibt nicht zu lange aus! Wir wissen nicht, wie schnell der Gegner reagiert. Es ist durchaus möglich, daß ein Kontakt zwischen dem Späher und einer Kommandostelle besteht.«
»Sicher werden die Daten gespeichert, aber es ist nicht sicher, daß sie auch gleich an eine Kommandostelle übermittelt werden. Es kann also Stunden oder Tage dauern, ehe man den Verlust bemerkt. Vielleicht hat der Späher aber auch die Aufgabe, alle eingefangenen Systeme zu überprüfen, dann dauert es noch länger, bis man ihn vermißt. Wie auch immer, Toronar, wir werden ihn erledigen. Fertig, Ras?«
Die beiden Teleporter hatten die Helme geschlossen, denn es war nicht ihre Absicht, gleich in das fremde Schiff hineinzuspringen. Sie beschlossen, auf der Außenhülle zu rematerialisieren.
Das Schiff war etwa dreißig Meter lang. Der Normalantrieb beschleunigte es nur mäßig, so daß es noch einige Stunden dauern würde, bis es SV-I erreichte.
Ras und Gucky standen auf der Außenhülle. Um sie herum war das Flimmern und Glühen des Schwarms. Vorsichtshalber hatten sie die Sendestärke ihrer Sprechgeräte so weit heruntergeschaltet, daß eine Verständigung nur über wenige Meter hinweg möglich war, dann wurden die Funkimpulse von den energetischen Feldern absorbiert.
»Niemand in dem Kasten?« vergewisserte sich Ras noch einmal.
»Garantiert nicht! Wir können ohne Risiko hineinteleportieren.«
»Da ist eine
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