Silberband 057 - Das heimliche Imperium
Also: Start in zehn Minuten! Wir verlassen das System und …«
»Schon gut, du mußt nicht alles wiederholen, was schon besprochen wurde«, unterbrach ihn Kasom ruhig. »Du hast nun offiziell deine Zustimmung gegeben, also können wir starten. Der Kurs wird schon berechnet, und wenn alles gutgeht, können wir in wenigen Stunden die Schwarmgeschwindigkeit erreicht haben.«
Gucky schaute wehmütig auf den weißen Planeten.
»Es fällt mir schwer, die Vosgos im Stich zu lassen. Hoffentlich geschieht ihnen nichts.«
»Sie werden weiterleben wie bisher und nicht einmal merken, daß sich der Kosmos für sie verändert.« Ras folgte Guckys Blick. »Vielleicht haben wir später noch einmal Gelegenheit, sie zu besuchen.«
Kasom leitete den Flugvorgang ein. Ganz allmählich löste sich die Space-Jet aus der Umlaufbahn und beschleunigte mit derart geringen Werten, daß eine minimale Energieabstrahlung entstand. Sie konnte kaum angemessen werden.
SV-I, die Welt der Vosgo-Bären, blieb zurück.
Der Kopf des Schwarms hatte bereits einen beträchtlichen Vorsprung. Aber Kasom hatte nicht die Absicht, ihn einzuholen. Er durfte nicht schneller sein als der Schwarm selbst.
Gucky beobachtete eine halbe Stunde lang das seltsame Schauspiel der vorbeiziehenden Sterne, von denen manche nur Lichtmonate, andere wieder viele Lichtjahre entfernt waren, mit erlahmendem Interesse. Nur die näheren bildeten Lichtspuren, bei den weiteren war der relative Geschwindigkeitsunterschied zu gering. Ihre Fortbewegung konnte jedoch mit bloßem Auge festgestellt werden.
Dann zog er sich in seine Kabine zurück in der Hoffnung, doch noch in Kontakt mit Harno zu kommen.
30.
Langsam und vorsichtig beschleunigte die Space-Jet. Der flache Diskus wirkte in seiner Winzigkeit wie ein Bazillus im Körper eines Dinosauriers.
Toronar Kasom saß hinter den Flugkontrollen. Ras Tschubai unterstützte ihn bei seiner schwierigen Arbeit, indem er Orter- und Funkgeräte bediente. In einer der Kabinen hatten sich Gucky und mittlerweile auch Alaska Saedelaere zur Ruhe gelegt. Es konnte sein, daß sie in den nächsten Tagen keine Zeit zum Schlafen mehr erhalten würden.
Einige der langgezogenen weißen Leuchtstreifen waren kürzer geworden, als sich die Geschwindigkeit der Space-Jet erhöhte. Ein Blick auf die Instrumente zeigte, daß sie nun mit zehntausend Kilometern pro Sekunde in Schwarmrichtung dahinraste, der damit immer noch fünfzehnmal schneller blieb.
»Ortung negativ«, sagte Ras von seinem Kontrollstand her. »Alle erfaßten Objekte verhalten sich normal und bleiben auf Kurs. Ich würde jede Veränderung sofort bemerken.«
»Das beruhigt ungemein«, meinte Kasom sarkastisch. »Was sagen die Ferntaster?«
»Sonnen, Planeten und Raumschiffe – sehr viel Raumschiffe!«
»Im jetzigen Stadium ist das wichtigste, daß unsere Anwesenheit nicht entdeckt wird und der Schwarm keine Gegenmaßnahmen einleitet. Wenn wir gejagt werden, sind wir erledigt.«
Auf einem der kleinen Orterschirmen, die mit den Tastergeräten gekoppelt waren, erschien ein Verband seltsam geformter Raumschiffe, die in Formation flogen. Sie erinnerten an Dreiecke, die mit der Basis voranflogen. Es mußten mehr als dreihundert sein.
»Was sind das für seltsame Vögel?« fragte Ras und machte damit Kasom auf die merkwürdige Erscheinung aufmerksam. »Die Instrumente geben sehr geringe Werte an. Vielleicht wieder Erkundungsschiffe?«
Der Ertruser studierte die fremden Schiffe.
»Schon möglich, aber wenn es wirklich derartige Einheiten sind, brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Sie wären längst hinter uns her, wenn ihre Ortung angesprochen hätte. Wir sind zu klein.«
Ras speicherte alle Daten, die hereinkamen. Ganz allmählich ergaben sie ein übersichtliches Bild der näheren Umgebung innerhalb des Schwarms. Noch waren die Messungen schwierig und zum Teil sogar unvollständig und ungenau, aber gewisse Dinge zeichneten sich unmißverständlich ab. Im Schwarm herrschte Ordnung.
Es war eine Ordnung, die Ras und Kasom vorerst unverständlich war, aber zweifellos gab es sie. Die Fernortung zeigte außer dem Verband der dreihundert Erkundungsschiffe andere Einheiten größerer Raumschiffe, die ebenfalls in Verbänden dahinzogen, als hätte jeder seinen ganz bestimmten Platz in der kleingalaktischen Gesamtheit.
Der Schwarm war organisiert, sogar bestens organisiert. Jedes Schiff hatte genauso seinen bestimmten Platz wie jede der eingefangenen Sonnen und jeder einzelne Planet, ob
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