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Silberband 057 - Das heimliche Imperium

Titel: Silberband 057 - Das heimliche Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Wirklichkeit zeigen.«
    Irmina Kotschistowa stützte sich auf, blickte den Psychodynamiker aus ihren großen, dunklen Augen an und sagte: »Ihren Worten entnehme ich, daß mir nichts fehlt. Dann kann ich wohl in den Einsatz gehen.«
    Dr. Kayasho machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Nicht so hastig, meine Gute. Ich glaube zwar, daß Sie voll einsatzfähig sind, aber ich möchte mich doch noch einige Minuten mit Ihnen befassen.«
    Der Psychodynamiker blickte der Biochemikerin so lange in die Augen, bis sie den Blick senkte. Sie war mittelgroß und von zierlicher Gestalt. Dr. Kayasho, der auf Last Hope selbst dem achtzigtausendköpfigen Waringer-Team angehört hatte, kannte Irmina Kotschistowa von früher. Sie war eine tüchtige Biochemikerin, besaß einen starken Willen und war in der Lage, die Annäherungsversuche ihrer Kollegen mit Charme und Bestimmtheit abzuwehren. Er traute ihr rein gefühlsmäßig zu, daß sie die Monate auf dem Rücken des Marschiere-Viel ohne geistigen Schaden überstanden hatte. Und wie die vorangegangenen Untersuchungen zeigten, war nichts außer der schwachen Phobie in ihr zurückgeblieben.
    Aber da war etwas anderes, das ihn noch interessierte.
    Irmina Kotschistowa verschwieg ihm etwas. Warum sie das tat, konnte er nicht sagen. Vielleicht sagte sie nicht die ganze Wahrheit, weil sie befürchtete, sonst Perry Rhodan, Atlan und den Mutanten Fellmer Lloyd nicht zur Hundertsonnenwelt begleiten zu dürfen?
    Wie dem auch war, Dr. Kayasho wollte der Sache auf den Grund gehen.
    Irmina Kotschistowa sah ihn mißtrauisch an. »Wenn ich in Ordnung bin, warum lassen Sie mich dann nicht einfach gehen? Sie wissen, daß mich der Großadministrator auf der GONOZAL erwartet.« Sie seufzte. »Wenn ich gewußt hätte, welche Umstände Sie machen, wäre ich nicht freiwillig gekommen, um Ihnen meinen Traum zu erzählen.«
    Der Psychodynamiker lächelte unergründlich und sagte: »Sie haben richtig gehandelt. Ihre Alpträume hätten auch eine schlimmere Ursache haben können als eine Phobie.«
    Irmina wurde ärgerlich. »Warum wollen Sie mir ständig einreden, ich besäße eine tiefverwurzelte Angst vor Abgründen? Wäre es so, dann müßte ich doch auch eine Scheu vor Antigravschächten haben, oder nicht? Aber ich zögere nicht einmal den Bruchteil einer Sekunde, bevor ich einen Antigravlift benutze.«
    Dr. Kayasho machte eine beschwichtigende Geste. »Schon gut, ich werde die Phobie nicht mehr erwähnen. Sie ist auch vollkommen bedeutungslos, denn jeder von uns, die wir auf Last Hope stationiert waren, hat einiges von seiner geistigen Stabilität eingebüßt. Ja, fast alle Menschen dieser Galaxis, auch die Nicht-Humanoiden, sind davon betroffen. Und schuld daran ist die Verdummung. Es hängt natürlich vom Grad der Intelligenz ab, wie gut oder schlecht ein Individuum die Manipulationen der Fünf-D-Konstante geistig überstanden hat. Und es hängt auch stark vom Intelligenzquotienten ab, wie man als ehemals Verdummter mit der neuen Situation fertig wird, wenn man der Verdummungsstrahlung entronnen ist.«
    Der Psychodynamiker machte eine Pause und fuhr fort: »Ich will dieses Problem einmal von meiner Warte aus beleuchten. Ich war auf Last Hope einer von achtzigtausend Verdummten. Meine Erinnerung an die Monate, die ich als Schatten meiner selbst in den unterplanetarischen Forschungsanlagen zugebracht habe, ist nur äußerst lückenhaft. Diese Zeit scheint weit zurückzuliegen. Aber an meine Gefühle und Gedanken, als ich beim Abtransport während des Fluges durch den Linearraum wieder normal wurde, erinnere ich mich noch gut. Ich war während der Linearetappen wieder geistig gesund. Und wissen Sie, woran ich während dieser Zeit dachte? Ich konnte an nichts anderes denken als daran, daß wir nach jeder Etappe wieder zurück in den Normalraum mußten. Und davor fürchtete ich mich. Denn ich wußte, daß ich im Einstein-Universum wieder verblöden würde. Ich entwickelte eine kreatürliche Angst vor dem Weltall, die sich auch jetzt noch nicht ganz gelegt hat, obwohl ich hier, in der Nähe der Hundertsonnenwelt, die Verdummungsstrahlung nicht zu fürchten brauche. Denn wir sind fast 290.000 Lichtjahre von der Milchstraße entfernt, so daß die Manipulierung der fünfdimensionalen Gravitationskonstante hier keine Auswirkung zeigt. Das alles sage ich Ihnen nur deshalb, um Ihnen zu zeigen, daß fast jeder, der einmal der Verdummungsstrahlung ausgesetzt war, nicht ganz ohne geistigen Schaden davongekommen ist.

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