Silberband 058 - Die Gelben Eroberer
du suchst.«
Sandal sah, wie das mörderisch heiße Sonnenlicht zwischen den Zweigen hindurchschoß, auf den schwirrenden Flügeln eines großen Insekts glitzerte und sich in den Wellen des Wassers brach, das den Hang abwärts strömte und irgendwo versickerte. Der lichte Wald, der den Sumpf und den Dschungel der letzten Tage des Rittes abgelöst hatte, lag wie gelähmt unter den Strahlen des furchtbaren Gestirns.
Sandal sagte nachdenklich: »Ich muß jenen Herrscher finden, der die Planeten und Sonnen deiner Heimat in meine Heimat gesteuert hat. Er muß diesen Krieg abbrechen, oder ich töte ihn.«
»Beim Götzen«, sagte Tahonka-No bewundernd, »ich bin soviel älter als du, aber dein Mut ist stärker als das Licht der Sonne. Ich werde an deiner Seite reiten!«
Sandal ahnte, daß Tahonka-No zwischen seinem Glauben an die Macht des Gelben Götzen und der Freundschaft zu ihm schwankte. Er selbst glaubte nicht an Götzen; der Mensch war seines Lebens Steuermann, und wenn er starb, so war dies gut, wenn es in Ehre und Würde geschah.
»Es ist logisch«, sagte er nachdenklich und übersah, daß das Thoen einen riesigen, eßbaren Pilz heranbrachte und ihn an die Lycamber verfütterte. Die Tiere blieben ruhig, obwohl das Thoen einen unwirklichen Eindruck machte.
»Was ist logisch?« fragte Tahonka.
»Daß die Befehle aus der großen Kuppel kommen. Denn wenn dieser Planet ein Erholungszentrum ist, dann können auch die mächtigen Ersten Diener hier eine Art Krankenhaus aufgebaut haben. Für sich oder andere Wesen.«
»So ist es!« rief der Knöcherne. »Wir brauchen für heute nacht einen sicheren Unterschlupf. Es wird ein Gewitter geben, das uns und die Tiere erschreckt.«
Sandal wies mit ausgestrecktem Arm nach Süden.
»Dort sind kleine Berge. In Bergen gibt es Höhlen. Wir werden eine finden. Reiten wir?«
»Gut. Einverstanden. Mein Wort, dir zu helfen, gilt bis zum Kamm des Gebirges. Dort oben werde ich mich entscheiden, ob ich auch bis zur Kuppel mit dir reite, Sandal.«
Kurz entschlossen schwangen sie sich in die fellbezogenen Sättel und ritten los. Sie hinterließen fast keine Spuren, aber das Thoen folgte ihnen. Als der Weg zu beschwerlich wurde, entfaltete das skurrile Tier vier durchscheinende Flügel und verfolgte die zwei Reiter durch die Luft.
Zwölf Tage lang bewegten sich die beiden Reiter in einer fast geraden Linie nach Süden. Sie ritten durch den Wald, kamen an Felsen vorbei, durchquerten aufspritzende Furten und trieben die Tiere mit Sporen und Schlägen steile, von Felstrümmern übersäte Hänge hinauf und hinunter.
Sie rasteten an Wasserfällen, die aus zweihundert Metern Höhe herunterprasselten und inmitten der Schluchten grüne Zonen bewässerten. Das Gelände stieg unaufhörlich an, und die Reiter erkannten, daß eine mondsichelförmige Reihe, die aus drei geschwungenen Massiven bestand, den Erdteil spaltete. Weit im Osten sahen sie, wie auch wieder weit im Westen, sanft ansteigende Hügelketten, die immer höher wurden. Im Süden, Südosten und Südwesten erreichten die Bergzüge ihre höchsten Höhen, dann nahmen sie wieder an Höhe ab. Eine dreigeteilte Barriere verbarg Insel, Feld der Dornen und Meer vor den Reitern.
Zwölf Tage.
Durch Hitze und Dämmerung, durch Schwärme von Insekten, durch reißende Bäche und sumpfige Täler. Zwölfmal rund fünfzig Kilometer, wie Sandal schätzte. Kurze Rasten wechselten mit langen Pausen der Erschöpfung von Männern und Tieren ab. Das Thoen schien seinen Spieltrieb vergessen zu haben; zusammen mit den Männern suchte es nach Nahrung, und da es – abgesehen von Glutstückchen aus dem Feuer – auch dasselbe aß wie die Reiter, lösten sich einige Probleme wie von selbst. Der ockerfarbene Haarschopf des Kugelwesens wurde zum vertrauten Anblick, und das Thoen rettete ihnen einmal das Leben, als es aufgeregt zu miauen begann, als sich ein Suchtrupp in der Luft näherte.
Und dann standen sie, keuchend und in der dünnen Luft des hohen Gipfels leicht fröstelnd, unterhalb des höchsten Gipfels. Noch dreihundert Meter, und sie hatten die Landschranke hinter sich.
14.
Tahonka-No zitierte ausführlich und, wie es Sandal schien, etwas furchtsam:
»Vierfach ist das Ufer des Ringmeeres geschützt. Durch das Feld der Dornen, durch den Sand der bleichenden Knochen und des spurlosen Verschwindens, durch die faulige Verderbnis des Morastes und durch den Wald der Fleischfresser. Die Insel der Glücklichen erreichst du aber nie. Du, der du sie
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