Silberband 060 - Die Cynos
Zelle!« ordnete Rhodan an und begab sich auf dem schnellsten Weg in die Kommandozentrale.
Er wußte jetzt mit Sicherheit, warum sich die Lacoons bis jetzt so ruhig verhalten hatten. Sie hatten nur darauf gewartet, daß sich die Flotte gesammelt hatte und zum Angriff überging. Jetzt würden auch sie zum Sturm blasen und versuchen, die MARCO POLO von innen her zu erobern.
Rhodans Versuch einer friedlichen Beilegung des Konflikts war von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen.
»Vielleicht werden sie es nicht wagen, auf das Plasma zu schießen«, hatte Rhodan gesagt.
Doch seine Hoffnungen erfüllten sich nicht.
Die mehr als tausend Raumschiffe verschiedenster Bauart flogen den Planeten aus allen Richtungen an und eröffneten gleichzeitig das Feuer auf Kokon. Sofort ließ Rhodan den HÜ-Schirm über der MARCO POLO errichten, um zu verhindern, daß ein Zufallstreffer das Schiff beschädigte.
Bisher konnten die Angreifer noch nicht die Position des Ultraträgerschlachtschiffes kennen. Aber lange würde sie ihnen nicht mehr verborgen bleiben, denn die gigantischen Feuerorkane aus den Geschützen der Schwarmschiffe schmolzen das Zellplasma rasend schnell hinweg. Außerdem würden sie bald den HÜ-Schirm orten.
An verschiedenen Stellen Kokons waren bereits Atombrände geortet worden, die Planetenkruste brach auf, und gigantische Magmamassen ergossen sich auf die Oberfläche.
Rhodan wurde klar, daß die Schwarmbeherrscher diese Attacke nicht nur starteten, um die hier versteckte MARCO POLO hervorzulocken. Er erkannte jetzt, daß seine schlimmsten Befürchtungen wahr geworden waren. Die Schwarmbeherrscher wollten auch jenen Seuchenherd vernichten, der eine permanente Gefahr für alle gesunden Gelben Eroberer darstellte.
»Wir können nicht länger auf Kokon bleiben«, drängte Senco Ahrat. Der Emotionaut saß neben Oberst Korom-Khan im Kontursessel, die SERT-Haube auf dem Kopf, die Hände angespannt vor sich auf dem Instrumentenpult liegend. »Hier sind wir dem Wirkungsfeuer der Schwarmflotte fast hilflos ausgeliefert. Wir müssen in den Raum hinaus, um den Paratronschirm einschalten und uns verteidigen zu können.«
Das Zellplasma, das sich bisher schützend über die MARCO POLO gespannt hatte, war zurückgewichen. Auf dem Panoramabildschirm zeichnete sich der brennende Himmel von Kokon ab. Feuerspiralen kreisten darüber, Blitze zuckten, ganze Flammenwände sanken hernieder – leuchteten in allen Farben des Spektrums. Es war das Spektrum des Todes.
Ringsum explodierten tonnenweise Bomben, deren Sprengkraft nicht mehr anzumessen war. Im HÜ-Schirm zeigten sich Strukturrisse und schlossen sich wieder. Leuchtbahnen geisterten darüber, wurden abgelenkt und stürzten sich in die brennende, wogende Masse des vergehenden Zellplasmas.
Rhodan konnte nicht helfen. Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit, daß die Schwarmbeherrscher so kompromißlos zuschlagen würden. Das Zellplasma und die Immun-Kranken waren nicht mehr zu retten. Kokon war zu einem gigantischen Atomofen geworden.
In derselben Sekunde, als die Schwarmflotte das Feuer eröffnet hatte, waren auch die Lacoons zum Angriff übergegangen. Sie hatten die vorangegangene Kampfpause dazu genutzt, die schwachen Punkte im Abwehrnetz der Verteidiger herauszufinden, und konzentrierten nun ihre Kräfte darauf. Wenige Minuten nach dem Wiederaufflammen der Kampfhandlungen wurde Rhodan berichtet, daß den Lacoons der Durchbruch an zwei Stellen gelungen war.
Rhodan ließ diese gefährdeten Sektionen durch zusätzlich abkommandierte Kampfmannschaften verstärken, und es gelang auch, die Lacoons dort zurückzudrängen. Doch bald zeigte sich, daß die Lacoons dadurch keine Schwächung erfuhren. Denn sie durchbrachen die Barrieren an jenen Stellen, von wo Rhodan die Männer abgezogen hatte.
Die Lacoons gewannen an Boden. Die Terraner zogen sich auf allen Linien zurück. Rhodan mußte dem ohnmächtig zusehen. Es wäre gar nicht erst so weit gekommen, wenn er die vollständige Besatzung zur Verfügung gehabt hätte. Doch durch den bevorstehenden Start der MARCO POLO mußten die Kommandozentrale, die Funk- und Ortungsstation voll besetzt sein. Selbstverständlich war es auch unumgänglich, die Feuerleitzentrale und die Geschützstände voll zu bemannen, denn bei der bevorstehenden Raumschlacht mit der Schwarmflotte konnten die Geschütze nicht ausschließlich über Fernlenkautomatik bedient werden.
Rhodan steckte in einem schweren Dilemma. Auf der einen Seite
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