Silberband 060 - Die Cynos
er wenigstens genügend Regulationsviren an Bord, um die Gelben Eroberer weiter bekämpfen zu können. Die Schwarmbeherrscher schienen ähnliche Überlegungen anzustellen. Denn warum sonst würden sie solche Verluste ihrer Flotte auf sich nehmen? Bestimmt nur, weil sie hofften, vielleicht doch noch diesen Träger von Regulationsviren vernichten zu können.
»Manips!« erscholl die Warnung aus der Ortungszentrale.
Elas Korom-Khan und Senco Ahrat versuchten unabhängig voneinander, sich augenblicklich auf diese neue Situation einzustellen. Sie wußten beide, daß die Manips als einzige der MARCO POLO gefährlich werden konnten. Einige Treffer aus den Verdummungsgeschützen würden sich fast für die gesamte Besatzung der MARCO POLO verhängnisvoll auswirken. Denn nur etwa zweihundert Männer und Frauen der insgesamt achttausendköpfigen Besatzung waren gegen die Verdummung immun. Die restlichen hatten ihre Intelligenz erst wieder in vollem Umfang zurückerhalten, als man in den Schwarm eindrang. Vorher waren sie alle verdummt gewesen.
Die beiden Emotionauten gaben die Kursänderung in Form von Gedankenmustern an die SERT-Haube weiter, von wo sie als Befehlsimpulse direkt in die Hauptschaltpositronik gelangten. Das alles lief mit Lichtgeschwindigkeit ab, die Befehlsimpulse wurden ohne Verzögerung angenommen und von der Hauptschaltpositronik in die Tat umgesetzt.
Trotzdem war es nicht mehr möglich, das Verhängnis abzuwenden. Einfach aus dem Grund, weil ein Schiff mit einer so ungeheuren Masse wie die MARCO POLO und bei annähernder Lichtgeschwindigkeit nicht beliebig manövrierfähig war. Obwohl die Emotionauten sofort reagierten und die Kursänderung eingeleitet wurde, gelang es nicht mehr, die MARCO POLO aus dem Wirkungsbereich der um vieles wendigeren Manips zu steuern.
Als die Manips auftauchten, stellten die übrigen Schwarmschiffe das Feuer ein. Es gelang der Feuerleitzentrale der MARCO POLO noch, vier der Rochenschiffe zu vernichten, doch dann traf die Verdummungsstrahlung das Ultraträgerschlachtschiff mit voller Wucht.
7.800 Menschen verdummten schlagartig. Nur zweihundert Immune behielten ihre Intelligenz. Sie mußten gleichzeitig die Schiffsanlagen bedienen und gegen die zehnfache Übermacht der Lacoons ankämpfen.
Rhodan selbst, der gegen die Verdummungsstrahlung immun war, glaubte schon, daß sie den Manips entronnen seien. Doch dann erblickte, er die Menschen in der Kommandozentrale, und der Atem stockte ihm.
Sie saßen teilnahmslos vor ihren Instrumentenpulten. Die Augen träumerisch in unbekannte Fernen gerichtet, gaben sie kindliche Laute von sich und ließen ihre Finger spielerisch über die Tastaturen tanzen.
»Eintauchmanöver!« befahl Rhodan.
Oberst Elas Korom-Khan schüttelte leicht den Kopf. Durch die abrupte Kursänderung hatte die Fahrt der MARCO POLO gedrosselt werden müssen. Minuten würden vergehen, bis sie wieder jene Geschwindigkeit erreichte, die nötig war, um in den Linearraum überwechseln zu können.
Die beiden Emotionauten waren nun völlig auf sich allein gestellt. Sie waren ohne weiteres in der Lage, die gigantische MARCO POLO durch ›Simultane Emotio- und Reflex-Transmission‹ zu steuern. Doch wurde ihnen dies durch die Verdummten erschwert, die unsachgemäß an den Instrumenten hantierten und falsche Schaltungen vornahmen.
»Der Paratronschirm!«
Rhodan sah, wie der Paratronschirm zusammenbrach und nur noch der grünliche HÜ-Schirm die MARCO POLO umspannte. Irgendein Verdummter mußte ihn abgeschaltet haben!
Und plötzlich tauchten vor dem Hintergrund des brennenden Planeten Kokon die verbliebenen Verbände der Schwarmflotte auf. Sie hatten den Angriff der Manips abgewartet. Jetzt schlugen sie zu.
6.
Der erste unerwartete Ausbruchsversuch der Lacoons konnte von Joak Cascals Gruppe zurückgeschlagen werden. Oberst Cascal hatte seinen Männern befohlen, die Schutzschirme ihrer Kampfanzüge unter keinen Umständen einzuschalten. Als Ersatz hatte er Barrikaden aus dicken Panzerplatten aufstellen lassen, hinter denen sich seine Männer verbergen konnten. Die Panzerplatten hatten sich bisher vorzüglich bewährt. Die Lacoons waren vergeblich dagegen angerannt.
Ihre Schwundstrahlen prallten von den Barrikaden wirkungslos ab, und sie hatten nie Gelegenheit, die Panzerplatten lange genug mit ihren Hitzestrahlern unter Beschuß zu nehmen, denn das Abwehrfeuer von Cascals Männern schlug sie immer wieder zurück.
Die Lacoons erkannten bald, daß ihnen an dieser
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