Silberband 061 - Terra im Brennpunkt
Geräusche an mein Gehör: Schnarchen und Schmatzen wechselten einander ab, außerdem waren noch die durchdringenden Schreie irgendwelcher Tiere zu hören.
»Eine imponierende Geräuschkulisse«, bemerkte Wyt. »Wollen wir es trotzdem riskieren?«
»Natürlich«, sagte Alaska. »Wir bleiben hier dicht zusammen. Haltet eure Waffen schußbereit.«
Bevor wir jedoch in das Gestrüpp eindringen konnten, näherte sich von der linken Seite ein seltsamer Zug. Auf den ersten Blick sah das Ganze wie eine Kamelkarawane aus, dann jedoch sah ich, daß es sich um vogelähnliche Tiere handelte, die auf ihren Rücken Stoffballen trugen. Als die Kreaturen näher kamen, erkannte ich, daß diese Stoffballen Pflanzenknollen waren. Der Zug bestand aus etwa zweihundert Tieren. Er wanderte in der schmalen Zone Flachland zwischen dem Gebirge und dem Dschungel. Am Ende des Zuges bewegten sich ein paar Wesen, die wie Artgenossen von Olm aussahen. Auch sie waren blauhäutig und hatten runzlige Gesichter, aber sie waren fast zwei Meter groß. Sie trieben die Stelzvögel mit peitschenähnlichen Gerten an.
»Scheint ein normaler Transport zu sein«, bemerkte Wyt.
»Auf dieser Welt ist nichts normal«, entgegnete Saedelaere. Er hob eine Hand an die Augenschlitze seiner Maske, um nicht von der Sonne geblendet zu werden. »Wir werden auf jeden Fall sehr vorsichtig sein.«
»Warum ziehen wir uns nicht sofort in den Dschungel zurück?« fragte Molson, einer der Raumfahrer.
»Hm«, machte Saedelaere. Nach kurzem Nachdenken sagte er. »Ich möchte nicht gleichzeitig von zwei Seiten angegriffen werden. Das kann uns passieren, wenn wir bereits jetzt in den Wald eindringen.«
»Der Wind hat plötzlich gedreht«, sagte ein Mitglied der AYCROM-Besatzung.
»Ja«, stimmte ich überrascht zu. »Ich habe gemerkt, daß sich etwas verändert hat, aber ich wäre nicht von selbst darauf gekommen, was es war.«
Meine Blicke suchten den Himmel ab. Es war keine Wolke zu sehen. Unter diesen Umständen war die Änderung der Windrichtung noch mysteriöser.
»Es hat irgend etwas zu bedeuten«, flüsterte Balton Wyt. »Und bestimmt nichts Gutes.«
Die Vogelkarawane änderte ihre Richtung nicht. Es schienen harmlose Tiere zu sein.
Saedelaere, der Olm in einer Hand hielt, hob den Zwerg hoch.
»Sehen Sie sich den Burschen an!« forderte er uns auf. »Wenn jemals ein Wesen Angst hatte, dann ist er es.«
Olm zitterte am ganzen Körper und zog den Kopf zwischen die Schultern.
»Er wittert eine Gefahr, von der wir noch nichts wissen.«
»Sie kann dann aber nur aus dem Dschungel kommen«, meinte Molson. »Die Vögel wandern an uns vorüber.«
Tatsächlich zog die Karawane in einer Entfernung von etwa sechzig Metern an uns vorüber. Auch die großen ›Olms‹ am Ende des Zuges kümmerten sich nicht um uns.
Mein Instinkt sagte mir jedoch, daß mit den Tieren etwas nicht stimmte. Ich sah, daß die Pflanzenknollen mit dünnen Stricken auf den Rücken der Vögel befestigt waren.
Als die Karawane sich genau mit unserer Gruppe auf einer Höhe befand, geschah es.
Die Pflanzenknollen auf den Rücken der Tiere zerplatzten mit explosionsartigen Geräuschen. Gelblicher Staub wurde hochgewirbelt und vom Wind genau in unsere Richtung geblasen.
»Verdammt!« rief Alaska aufgebracht. »Das hätten wir uns denken können.«
Die erste Staubwolke hatte uns erreicht. Ich spürte ein Kitzeln in der Nase und mußte niesen.
»Atmet das Zeug nicht ein!« schrie Saedelaere. Seine Stimme wurde von einem Hustenanfall unterbrochen.
Ich riß einen Fetzen Stoff aus meinem Hemd und preßte ihn gegen das Gesicht. Auf diese Weise konnte ich die Luft einigermaßen filtern. Trotzdem gelangte der unglaublich feine Staub in meine Atemwege. Meine Lungen begannen zu brennen, die Kehle war wie zugeschnürt. Ein paar meiner Begleiter wälzten sich mit Erstickungsanfällen am Boden.
»In den Dschungel!« rief eine andere Stimme. Sie war völlig entstellt.
Ich hatte das Gefühl, als würden die mikroskopisch kleinen Staubkörner in meinem Innern aufquellen und alles verstopfen. In meiner Brust begann es zu rasseln. Das Atmen wurde zur Qual. Meine Adern traten hervor, mein Gesicht verfärbte sich.
Ich merkte kaum, daß ich ebenfalls zu Boden sank. Mein Körper verkrampfte sich. Als ich auf dem Rücken lag, konnte ich sehen, wie die Staubwolken plötzlich davonwirbelten und sich auflösten. Gierig sog ich die saubere Luft ein.
Ich sah Wyt ein paar Meter von mir entfernt auf dem Boden knien. Trotz
Weitere Kostenlose Bücher