Silberband 061 - Terra im Brennpunkt
zur Bergkette, was bedeutete, daß wir nicht näher an die Station herankamen, die wir unter allen Umständen erreichen wollten.
Der Transport der Bewußtlosen wurde zu einer Quälerei. Saedelaere mußte uns immer wieder aufmuntern. Die Luft wurde immer stickiger. Tausende von riesigen Blüten verströmten betäubende Düfte. In einiger Entfernung hörten wir es gurgeln und blubbern.
Allmählich wurde der Boden unter unseren Füßen wieder fester, und Tolot schlug die ursprüngliche Richtung ein. Etwa zwei Stunden nach unserem Eindringen in den Dschungel erreichten wir eine große Lichtung. Zu unserer Überraschung war der Boden völlig glatt. Als wir die Lichtung betraten, stellten wir fest, daß überall Metallplatten lagen.
Ich sah mich forschend um.
»Was bedeutet das?« fragte einer der Raumfahrer. »Das Ganze erinnert mich an ein kleines Landefeld.«
»Wer sollte Interesse haben, ausgerechnet hier zu landen?« fragte Wyt spöttisch. »Mitten im Dschungel?«
Darauf wußte niemand eine Antwort.
»Der Platz sieht alles andere als vertrauenerweckend aus«, sagte Saedelaere. »Trotzdem ist er besser für eine Rast geeignet als der Dschungel. Wir werden an vier Stellen Wachen aufstellen. Zusätzlich wird Tolot aufpassen.«
»Soll ich zu Atlan springen?« erkundigte sich Tschubai.
Saedelaere sah auf seine Uhr. »Meinetwegen! Aber passen Sie auf, wenn Sie wirklich in einem Fluß unter den Bergen herauskommen.«
Tschubai entmaterialisierte ohne ein weiteres Wort.
Da ich während des Marsches keinen Bewußtlosen getragen hatte, wurde ich für die erste Wache eingeteilt.
Auch Molson und Wyt gehörten zu den Wächtern, ebenso Saedelaere. Die anderen versammelten sich mit schußbereiten Waffen inmitten der Lichtung und ließen sich dort nieder. Die meisten Raumfahrer waren so erschöpft, daß sie sofort einschliefen.
Auch ich hielt die Augen nur mühsam offen. Der Dienst als Museumsverwalter war nicht dazu angetan gewesen, mich abzuhärten. Im stillen wunderte ich mich darüber, daß ich bisher ohne Schwierigkeiten durchgehalten hatte. Ich wußte, daß ich zu stolz war, um vor den anderen irgendwelche Schwächen zuzugeben. Aber sie hatten offenbar längst vergessen, daß ich seit meinem Unfall nicht mehr im Weltraum gewesen war. Sie behandelten mich als ihresgleichen, und dafür war ich ihnen dankbar.
Die drei anderen und ich patrouillierten am Rande der Lichtung.
Tolot kauerte aufmerksam inmitten des freien Platzes. Ab und zu drang der Schrei eines Tieres an mein Gehör.
Alles sah sehr friedlich aus. Ich wußte jedoch, daß dieses Bild trog.
17.
Als Ras Tschubai zurückkehrte, machte er einen aufgeregten Eindruck.
»Die anderen sind ganz in unserer Nähe«, berichtete er hastig. »Der Fluß, der unter den Bergen hindurchführt, tritt mitten im Dschungel wieder an die Oberfläche. Atlan und seine Gruppe befinden sich jetzt auf einer Lichtung, die dieser hier sehr ähnelt. Sie liegt etwa zehn Meilen vor uns und muß sich näher an der Station befinden als unser Rastplatz.« Sein Gesicht verdüsterte sich. »Die Gruppe Atlan hat ebenfalls einen Mann verloren. Ingenieur Hustekens ist ertrunken. Er konnte nicht mehr gerettet werden.«
Saedelaere nickte grimmig.
»Wir wecken die anderen und stoßen zu Atlans Gruppe vor«, entschied er. »Diese Strapaze müssen wir noch auf uns nehmen. Zusammen können wir uns hier im Dschungel besser verteidigen. Springen Sie voraus, Ras. Teilen Sie dem Lordadmiral mit, daß wir auf dem Weg zu ihm sind.«
Der Teleporter lächelte. »Das habe ich bereits ausgerichtet.« Sein Lächeln vertiefte sich. »Ich wußte, daß Sie so entscheiden würden.«
Alaska überquerte den Platz und weckte die schlafenden Raumfahrer. Sie protestierten, als sie merkten, daß man ihnen nur eine kurze Pause gegönnt hatte. Als sie jedoch erfuhren, daß Atlan und die anderen in der Nähe waren, konnten sie nicht schnell genug aufbrechen.
Bevor wir die Lichtung jedoch verließen, erfolgte der Überfall.
Blitzartig tauchten über der Lichtung etwa fünfzig fliegende Roboter auf und sanken zu uns herab. Es waren glänzende Maschinen, pilzförmig in ihrem Äußeren und ausgerüstet mit Waffenarmen. Sie umzingelten uns und richteten ihre Strahlwaffen auf uns. Ich sah, daß sie auf energetischen Prallfeldern schwebten.
Der Überfall hatte so überraschend stattgefunden, daß wir überhaupt noch nicht an eine Gegenwehr gedacht hatten.
»Sie haben Strahlwaffen«, stellte Wyt fest. »Wir sind ihnen
Weitere Kostenlose Bücher