Silberband 061 - Terra im Brennpunkt
hinter Rorvic geschlossen hatte, dann ging er zu Orana, setzte sich in den Sessel zu ihrer Linken und sagte: »Dieser Rorvic ist ein ganz ungebildeter Klotz. Ich bin sehr froh, daß Sie ihn durchschaut haben.«
»Hm!« machte Orana.
Tatcher spuckte verstohlen in seine Hände und strich sich das Haar sorgfältig glatt. »Sie sind sehr schön«, sagte er.
Orana Sestore hob den Kopf, musterte den Marsianer durchdringend und fragte lächelnd: »Möchten Sie das Baujahr wissen, Tatcher?«
Captain a Hainu wand sich vor Verlegenheit. »Orana!« sagte er mit halberstickter Stimme.
Orana seufzte. »Sie sind ein netter Kerl, Tatcher, und es schmeichelt mir natürlich, wenn Sie Annäherungsversuche machen, aber vergessen Sie nicht, daß mein Ehekontraktpartner zurückkehren kann. Er ist nur verschollen und nicht tot, und es wäre zumindest geschmacklos, wenn ich trotz dieser Ungewißheit mit anderen Männern flirten würde. Verstehen Sie mich?«
Captain a Hainu rutschte auf seinem Sessel hin und her. Sein Gesicht war unter der faltigen braunen Haut blutrot geworden. »Ja, Orana«, flüsterte er. Impulsiv sprang er auf, nahm Oranas Hand und drückte einen Kuß darauf. »Lassen Sie mich Ihr Schutzwächter ein, Orana!«
Errötend wiederholte sie fragend: »Schutzwächter?«
»Ein marsianischer Begriff, der sich auf die uralte Tradition bezieht, heiratsfähige junge Frauen durch die Labyrinthe der Tempel des Gottes der Makellosigkeit zu führen. Schutzwächter waren die Männer, die über ein Mädchen wachten, damit es vor negativer Auswahl verschont blieb.«
»Davon habe ich nie etwas gehört, Tatcher«, erwiderte Orana. »Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß aufgeklärte terranische Siedler einen Gott der Makellosigkeit verehrten.«
Tatcher a Hainu lächelte.
»Ich sprach nicht von terranischen Siedlern, Orana. Vor zwei Millionen Jahren gab es bereits intelligente humanoide Lebewesen auf dem Mars. Sie besaßen eine sehr hochstehende Kultur, und die Labyrinthe des Gottes der Makellosigkeit dienten in Wirklichkeit der Auswahl und Kombination genetischer Faktoren.«
»Und welche Rolle spielte der Schutzwächter nach dem Labyrinthdurchgang?«
»Die des Hausfreundes – völlig platonisch allerdings.«
Orana Sestore streckte ihre Hand aus. »Dann akzeptiere ich Ihr Angebot, mein Freund.«
Tatcher nahm ihre Hand und drückte sie fest. »Danke, Orana. Sie machen mich zum glücklichsten Mann des Universums.« Er ließ ihre Hand los. »Ich muß mich jetzt nach Rorvic umsehen. Er scheint Kummer zu haben.«
»Sie wollen ihn trösten? Obwohl Sie sich sonst benehmen, als haßten Sie ihn?«
Der Marsianer verbeugte sich. »Wir hassen uns gegenseitig, Orana, aber wir lieben uns auch.« Er wandte sich um und verließ die Zentrale.
Kurz darauf rematerialisierte Gucky neben Orana. »Der Großadministrator wünscht dich zu sehen, Orana«, sagte der Ilt. »Er bittet dich, bei der Beratung des Exekutivkomitees anwesend zu sein.« Er streckte die Hand aus.
Orana Sestore griff nach Guckys Hand. Im nächsten Augenblick entmaterialisierten die beiden Personen – und rematerialisierten in einer großen halbkreisförmigen Halle, in deren Wänden Bildschirme, dreidimensionale Sternkarten und Kommunikationsgeräte installiert waren.
Etwa hundert Personen befanden sich in der Halle: Wissenschaftler, Militärs und Extraterrestrier, teils mit, teils ohne GrIko-Netze.
Perry Rhodan stand in einer Antigravgondel, die im Brennpunkt der Blickrichtungen gelandet war. Er besprach sich mit einigen Admiralen.
Gucky führte Orana zu ihm, wobei er die Admirale sanft mittels Telekinese aus dem Weg drängte.
»Darf ich vorstellen«, sagte er zu Rhodan. »Mrs. Orana Sestore, Chefin der Forschungsstation auf Albemarl im Plejadensektor.«
Perry Rhodan lächelte und gab Orana die Hand.
»Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Mrs. Sestore. Gucky beschrieb Sie mir als Frau mit außergewöhnlicher Intelligenz und Erfahrung. Ich habe Sie deshalb in den Exekutivausschuß aufgenommen. Bitte, suchen Sie sich einen Platz.«
Orana überlegte. »Sie haben mich in den Exekutivausschuß aufgenommen, Großadministrator?«
»Natürlich«, antwortete Rhodan ungeduldig.
»Und die demokratischen Spielregeln? Gelten die hier nichts mehr?«
»Nein!« sagte Rhodan lauter als nötig. »Die Umstände haben sie außer Kraft gesetzt. Entweder bleiben Sie hier oder Sie gehen wieder, Mrs. Sestore, auf jeden Fall habe ich keine Zeit, mich auf unfruchtbare Diskussionen
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