Silberband 063 - Das Tabora
quer über das Eis auf den Fremden zu. Er kam jedoch nur bis zu der Absperrung, die die Soldaten und Roboter gebildet hatten. Zwei Uniformierte versperrten ihm den Weg. Einer von ihnen, ein großer bärtiger Mann, deutete zum Schlitten.
»Kehren Sie zum Schlitten zurück und warten Sie dort! Es kann sein, daß Sie noch gebraucht werden. Schließlich waren Sie von Anfang an dabei.«
Der alte Muschelsammler blieb jedoch stehen.
»Hören Sie nicht?« stieß der Soldat hervor. »Sie sollen zurückgehen.«
»Den Teufel werde ich tun!« versetzte Hokar barsch. Er hatte sich noch nie in seinem Leben einschüchtern lassen. Das Coats-Land war sein Gebiet – die anderen waren die Eindringlinge. Sie konnten ihn nicht einfach herumstoßen.
»Wenn Sie nicht freiwillig gehen, muß ich Sie paralysieren«, erklärte der Bärtige gelassen und zog eine Waffe aus dem Gürtel. »Dann schleppen wir Sie zu Ihrem Schlitten.« Er deutete auf das Zeichen der CLTO, das in Hokars Mantel eingestickt war. »Das ist keine Sache für eine Reisegesellschaft.«
»Ich lebe hier schon mehr Jahre, als Sie Haare auf dem Kopf haben«, gab Hokar verbissen zurück.
Der Mann hob den Paralysator. Ein Offizier, der auf den alten Muschelsammler aufmerksam geworden war, kam heran und drückte den ausgestreckten Arm des Bärtigen nach unten.
»Warten Sie!« befahl der Mann. »Wer ist das?«
Der Bärtige deutete zum Schlitten und sagte verächtlich: »Er gehört zu diesen Narren, die hier in der Gegend spazierenfahren und sich diesen Gletscher ansehen.«
»Das stimmt nicht!« widersprach Hokar heftig. »Ich lebe hier. Ich bin der Schlittenführer. Ich wußte bereits heute nacht, daß etwas nicht in Ordnung ist. Das Verhalten der Hunde bewies es mir. Die Tiere haben es bereits in der vergangenen Nacht gespürt, daß irgend etwas passieren würde. Sie benahmen …«
»Warten Sie!« unterbrach der Offizier den Redeschwall des alten Muschelsammlers. »Sie können hier warten. In wenigen Augenblicken wird Lordadmiral Atlan von der USO hier eintreffen. Solange habe ich das Kommando.«
Er ließ Hokar stehen und kehrte an seinen alten Platz zurück.
Inzwischen hatte der Mann aus dem Eis die Absperrung erreicht. Es war offensichtlich, daß er die Waffen der Soldaten ignorierte.
»Sie werden entschuldigen«, sagte der Fremde mit einer tiefen Stimme. »Aber eine andere Kleidung stand mir nicht zur Verfügung. Mein Name ist Michel de Notre-Dame, man nannte mich Nostradamus. Aber auch das ist nicht mein richtiger Name.«
Der Kommandant sah den Fremden mit einer Mischung aus Mißtrauen und Furcht an.
»Bringt ihm andere Kleider!« rief er seinen Männern zu. »Er wird erfrieren, wenn er mit diesen Sachen hier herumsteht.«
»Wenn Sie gestatten, behalte ich meine eigenen Kleider«, hörte Hokar den Fremden sagen. »Die Kälte macht mir nichts aus.«
Der alte Muschelsammler war sicher, daß er kein menschliches Wesen dort auf dem Eis stehen sah. Aber wer war dieser Mann? Alles deutete darauf hin, daß er sich im Gletscher aufgehalten hatte. Unbekannte Kräfte hatten einen Teil des Gletschers abgetrennt und dieses Wesen freigegeben.
Hokar beobachtete, daß der Kommandant an ein Funkgerät trat und mit jemandem sprach. Es war anzunehmen, daß er sich mit seinem Hauptquartier in Verbindung setzte. Er war in diesem Fall überfordert. Hokar fragte sich, was er anstelle des Kommandanten getan hätte, doch er fand keine Antwort auf diese Frage.
Nachdem der Offizier das Funkgespräch beendet hatte, kletterte er in eine der gepanzerten Maschinen und wartete. Auch die Soldaten verhielten sich abwartend.
Offenbar hatten sie den Befehl erhalten, auf das Eintreffen ranghöherer Offiziere zu warten.
Einer der Gleiter wurde zum CLTO-Schlitten hinübergebracht. Die völlig verstörten Touristen wurden in den Gleiter geführt und weggeflogen. Wahrscheinlich brachte man sie in ein Hotel nach Jatanmansch, wo sie sich von ihrem Schrecken erholen konnten.
Die Hunde sprangen plötzlich auf und rannten mit dem leeren Schlitten hinter sich in Richtung der Station davon. Hokar machte sich keine Sorgen um sie. Sie würden den Heimweg auch ohne ihn finden. Der alte Muschelsammler konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Bardonsch würde einen Schock erleiden, wenn der Schlitten ohne Hokar und die Touristen zurückkam. Aber vielleicht wußte der Reiseleiter längst, was sich am Gletscher ereignet hatte. Es war anzunehmen, daß die Leuchterscheinung bis hin zur Station sichtbar
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