Silberband 063 - Das Tabora
nur täuschen, damit wir wieder ohne das Tabora fortfliegen.«
»Dazu kommt es bestimmt nicht mehr«, erklärte der Götze. »Denn ihr werdet nur noch solange leben, bis ich euch verhört habe. Und verlaßt euch nur nicht auf die Hilfe des Tabora – es befindet sich nicht mehr auf Tronko Y Artefo.«
Rhodan konnte es noch immer nicht glauben, daß sie all die Gefahren umsonst auf sich genommen hatten. Seltsam, aber in diesem Augenblick bedrückte ihn Y'Chatramyrs Drohung, sie alle zu töten, weniger als die Tatsache, daß das Tabora entwendet worden war. Er überlegte fieberhaft, konnte sich aber nicht vorstellen, aus welchem Grund der Götze sie belügen sollte. Vielleicht wollte er sie nur auf die Probe stellen, wollte herausfinden, ob sie tatsächlich in einem besonderen Verhältnis zum Tabora standen.
Icho Tolot schien diese Möglichkeit ebenfalls in Betracht gezogen zu haben. Denn er sagte zu Perry Rhodan, aber so laut, daß der Götze ihn ebenfalls hören konnte: »Wir können auf Y'Chatramyrs Urteil nichts geben. Er befindet sich zwar in dem Glauben, das echte Tabora bewacht zu haben, aber Gewißheit besitzt er nicht. Er hat keine geistige Beziehung zum Tabora und kann es deshalb nicht eindeutig identifizieren. Ihm ergeht es wie all den anderen Planetenbewohnern, die glauben, das wahre Tabora zu bewachen.«
Rhodan nickte dazu und ließ den Götzen nicht aus den Augen. Ihm fiel wieder auf, daß er von Zweifeln geplagt zu werden schien. Das seltsame Verhalten des Götzen vergrößerte das Geheimnis um das Tabora nur noch mehr. Was war das Tabora wirklich? Wie sah es aus? Welche Fähigkeiten besaß es? Existierte es überhaupt?
»Wie kannst du beweisen, daß du das wahre Tabora bewacht hast?« fragte Rhodan spöttisch. »Du gibst selbst zu, daß du keinen Kontakt zu ihm hattest und es deshalb nicht exakt identifizieren konntest.«
»Das habe ich keineswegs behauptet«, kreischte der Götze. »Im übrigen brauche ich euch nicht zu beweisen, daß mir das wahre Tabora anvertraut wurde. Ich werde euch auf der Stelle töten lassen.«
»Hoffentlich sind wir nicht zu weit gegangen«, raunte Lloyd Rhodan zu. »Er scheint mir ein äußerst labiler, unberechenbarer Charakter zu sein.«
»Das ist wahrscheinlich der Einfluß der Hemmstrahlung«, flüsterte Rhodan zurück. »Denn unter normalen Bedingungen müßte auch Y'Chatramyr parapsychische Fähigkeiten besitzen – so wie alle Götzen. Der Verlust seiner Paragabe dürfte ihn psychisch ziemlich schwer belasten. Wenn wir es vorsichtig anfangen, können wir ihn vielleicht zu unseren Gunsten beeinflussen.«
»Ich werde euch töten lassen!« schrie Y'Chatramyr wieder. »Aber vorher werde ich euch beweisen, daß ich mich nicht geirrt habe. Kennt ihr die Pai'uhn K'asaltic? Kennt ihr die Vielgestaltigen mit den flinken Händen? Ich erfuhr schon vor langer Zeit, daß sie sich vornahmen, das Tabora zu stehlen. Und das gelang ihnen schließlich auch. Sie haben viele falsche Fährten verfolgt, aber am Ende immer das vermeintliche Tabora als Attrappe erkannt und nicht angerührt. Das Tabora, das ich bewachte, haben sie jedoch entwendet, weil sie es als echt erkannten.«
»Du bist auch noch stolz, daß du bestohlen wurdest?« rief Rhodan spöttisch und wußte, daß er damit einen gefährlichen Vorstoß wagte.
»Ich wurde von den Pai'uhn K'asaltic bestohlen – gegen dieses Diebesvolk kann sich niemand schützen«, behauptete der Götze mit sich überschlagender Stimme. »Man kann die Vielgestaltigen mit den flinken Händen nicht erkennen und bekommt sie deshalb auch nicht zu fassen.«
»Und obwohl man sie nicht sehen kann, behauptest du, daß sie dich bestohlen hätten?« sagte Gucky ungläubig.
Der Götze schien von dem unwiderstehlichen Zwang befallen zu sein, sich unbedingt zu rechtfertigen. Er deutete auf den meditierenden Artefoker neben sich und sagte: »Logyon hat mir gesagt, daß es die Pai'uhn K'asaltic gewesen sind. Er war es auch, der mich überhaupt erst darauf aufmerksam gemacht hat, daß das Tabora gestohlen wurde. Aber da war es schon zu spät. Denn als er die Pai'uhn K'asaltic bei dem Diebstahl beobachtete, hatten sie in der Realzeit schon längst Tronko Y Artefo verlassen.«
»Was für ein wirres Zeug der redet«, sagte Gucky. »Jetzt dürfte er komplett übergeschnappt sein!«
»Nein, das täuscht«, sagte Rhodan nachdenklich. An den Götzen gewandt, fuhr er fort: »Du sprichst von Logyon, als könne er in die Vergangenheit blicken – und das,
Weitere Kostenlose Bücher