Silberband 063 - Das Tabora
richtete nichts gegen sie aus. Da die Hemmstrahlung des goldenen Ringsystems auch auf ihn wirkte, konnte er die molekulare Struktur seines Körpers nicht verändern. Aus dem gleichen Grund, aus dem er das Hindernis nicht beseitigen konnte, war es ihm auch nicht möglich, die giftigen Dämpfe zu absorbieren.
Da das Gas schwerer war als Luft, setzte es sich zuerst auf dem Boden fest, und Gucky fiel ihm als erster zum Opfer. Dann folgte Fellmer Lloyd.
Rhodan sah noch, wie der Orter-Mutant die Besinnung verlor, dann gaben auch seine Beine nach. Er glaubte, ersticken zu müssen, um ihn begann sich alles zu drehen … und dann wußte er nichts mehr von sich.
Icho Tolot fing Lord Zwiebus auf und wollte ihn mit seinen vier Armen in die Höhe heben. Doch die Kräfte verließen ihn. Er ging langsam, wie in Zeitlupe, in die Knie und kippte dann zur Seite – Lord Zwiebus immer noch in den Armen haltend.
6.
Y'Chatramyr glaubte jetzt zu wissen, daß ihn sein eigenes Volk verraten hatte.
Dieser Verdacht war ihm vorher nie gekommen, sondern erst an dem Tag, an dem er als Wächter des Tabora nach Tronko Y Artefo abgestellt wurde. Im Laufe der Zeit war der Verdacht schon beinahe zur Gewißheit geworden: Seine Artgenossen wollten ihn nicht ehren, indem sie ihn zum Wächter des Tabora ernannten, sondern ihn einfach kaltstellen.
Er erinnerte sich noch gut an den Tag, als man an ihn herangetreten war und ihm mitgeteilt hatte, daß Untersuchungen über seinen Geisteszustand ein erschreckendes Ergebnis geliefert hätten. Man sagte ihm offen, daß es wohl keine andere Möglichkeit gäbe, als ihn zur Heilung nach Yatnokan zu schicken. Yatnokan – das war jene Welt, die man auch ›Idiotenplanet‹ nannte.
Y'Chatramyr hatte damals zu toben begonnen. Seine Artgenossen unterbreiteten ihm daraufhin einen Alternativvorschlag. Da Yön'Xontrayion sich der Aufgabe, das Tabora zu bewachen, nicht mehr gewachsen fühlte, hatte er Selbstmord begangen. Man legte Y'Chatramyr nahe, seinen Posten einzunehmen, um so der Verbannung nach Yatnokan zu entgehen.
Er nahm das Angebot dankbar an und fühlte sich geehrt. Aber kaum hatte er seinen Fuß auf Tronko Y Artefo gesetzt, erkannte er, daß man ihn hintergangen hatte. Er verlor fast von einem Augenblick zum anderen seine parapsychische Fähigkeit – und da wurde ihm zum erstenmal klar, daß man ihn fürchtete.
Sein eigenes Volk – die Karduuhls – fürchteten seine Paragabe des Dekodierens! Mit dieser Fähigkeit konnte er alle biologischen, chemischen, physikalischen und selbst die fünfdimensionalen Vorgänge entschlüsseln und entsprechend beherrschen. Seine Fähigkeit war beinahe ultimat. Er konnte damit die Vorgänge innerhalb einer Sonne steuern, in den Hyperraum eindringen und selbst das Geheimnis des Lebens enträtseln.
Davor hatten seine eigenen Artgenossen Angst. Sie überlisteten ihn und schoben ihn nach Hüter der Reinheit ab. Hier, unter der Strahlung des golden leuchtenden Ringsystems, verlor er seine Paragabe.
Die anderen Karduuhls behaupteten, diese Strahlung sei nötig, um die Artefoker in Schach zu halten, die ihrerseits über unheimliche Fähigkeiten verfügten, mit denen sie den Schwarm, ja, das ganze Universum erschüttern konnten, wenn man sie nicht im Zaum hielt. Das sah Y'Chatramyr ein, doch wußte er, daß die Hemmstrahlung seinen Artgenossen auch gelegen kam, ihn selbst zu eliminieren.
Er besaß zwar die Möglichkeit, die Hemmstrahlung abzuschalten – und er war auch gezwungen, dies einmal im Jahr zu tun. Aber das bot ihm keinen Ausweg aus seinem Dilemma, denn wenn er die Hemmstrahlung aufhob, dann war er den parapsychischen Impulsen der Artefoker ausgesetzt, was sich auf seinen Geist unheilvoll auswirkte.
Yön'Xontrayion, sein Vorgänger, war dieser Belastung nicht gewachsen gewesen und hatte seinem Leben ein Ende gemacht. Immerhin erfüllte er auch nach seinem Tod, in versteinertem Zustand, einen guten Zweck: Viele der Planetenbewohner beteten ihn als das Tabora an!
Doch war es bedauerlich, daß sich die Pai'uhn K'asaltic nicht hatten täuschen lassen. Diese Vielgestaltigen mit den flinken Händen waren ihm schon immer ein Dorn im Auge gewesen. Er hatte gefühlt, daß sie die einzigen unter den vielen Fremden waren, die nach Tronko Y Artefo kamen, die eine wirkliche Chance besaßen, das wahre Tabora zu finden.
Dieses Gefühl hatte ihn nicht getrogen, denn den Pai'uhn K'asaltic war es schließlich auch gelungen, ihm eine Niederlage zuzufügen.
So war es
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